1948/49 Foto: © Bayerische Staatsbibliothek/Bildarchiv
1948/49 Foto: © Bayerische Staatsbibliothek/Bildarchiv

„München. Schau her!“ ist die erste Ausstellung, die die umfangreichen Fotoarchive der Bayerischen Staatsbibliothek in einer breiten Auswahl vorstellt. Die Schau der Bayerischen Staatsbibliothek ist jetzt wieder geöffnet und bis 31. Juli 2020 verlängert


Die Gaststätte Bayerischer Donisl in der Weinstraße: Der Donisl ist mit seiner Öffnungszeit bis 5 Uhr früh ein Symbol der langsamen Normalisierung der Nachkriegszeit. Georg Fruhstorfer, 1948/49 Foto: © Bayerische Staatsbibliothek/Bildarchiv
Die Gaststätte Bayerischer Donisl in der Weinstraße: Der Donisl ist mit seiner Öffnungszeit bis 5 Uhr früh ein Symbol der langsamen Normalisierung der Nachkriegszeit. Georg Fruhstorfer, 1948/49 Foto: © Bayerische Staatsbibliothek/Bildarchiv

Für Wissenschaftler und recherchierende Interessierte ist das Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek ein Sehnsuchtsort, auch wenn es erst 1985 etabliert wurde. Da war die Bibliothek bereits 427 Jahre alt und die Geschichte der Fotografie währte schon über 150 Jahre. Immerhin: München mischte als wichtiges Zentrum der Avantgarde neben Paris und London im 19. Jahrhundert mit. Der Mathematiker Carl August von Steinheil und der Mineraloge Franz von Kobell fertigten erste Aufnahmen auf Salzpapieren oder Metalloberflächen an. Der Chemiker Alois Löcherer experimentierte mit Glasplatten und gab sein Wissen an die Hoffotografen Joseph Albert und Franz Hanfstaengl weiter, die etwa das Schloss Neuschwanstein dokumentierten oder den alternden König Ludwig II. porträtierten.

Erst 2019 konnte die Landeshauptstadt an diese Hochphase wieder anschließen. Seit die analoge Bildsammlung des „Stern“ dazu gekommen ist, mehr als 15 Millionen Fotos, die legendäre Momente der Zeitgeschichte einfangen, war für das Bildarchiv eine neue Ära eingebrochen. „Das hat uns in eine völlig neue Dimension gebracht, in eine internationale“, sagt Cornelia Jahn, die Leiterin der Abteilung Karten und Bilder. Kuratoren und Restauratoren kümmern sich seitdem um diese ikonischen Dias, Negative und Abzüge, die im Rahmen eines langjährigen Projekts digitalisiert werden – genau diese Kompetenz hatte den Ausschlag dafür gegeben, dass die Hamburger Bildsammlung des Verlags „Gruner + Jahr“ in München als Schenkung landete.

Einen anderen prominenten Teil der Bestände des umfangreichen „Wissenspeichers“ markiert unter anderen das Fotoarchiv der Fotografin Felicitas Timpe, dessen Schwerpunkt auf dem wissenschaftlichen, kulturellen und öffentlichen Leben Münchens in den Jahren 1952 – 2000 liegt. Als wichtige historische Quelle ist auch das Archiv des Hitler-Fotografen Heinrich Hoffmann anzusehen, der bei der Selbstinszenierung des Diktators eine maßgebliche Rolle spielte und nach Kriegsende jede propagandistische Absicht seiner Bilderchronik des Dritten Reiches abstritt. Die größte Anzahl der von ihm überlieferten 2,5 Millionen Bilder wurden nach 1945 beschlagnahmt und befindet sich heute in den National Archives von Washington. 66. 000 Aufnahmen sind hierzulande für Forschung und Ausstellungen zugänglich.

Aus diesem Fundus schöpft nun unter dem Titel „München. Schau her!“ mit rund 280 Motiven die aktuelle Ausstellung des Bildarchivs, die jetzt noch bis zum 31. Juli 2020 besichtigt werden kann. Seit vergangenem Montag sind der Allgemeine Lesesaal und die aktuelle Fotoausstellung wieder geöffnet – wie alle anderen Bereiche der Bibliothek allerdings mit Einschränkungen.

Lesen Sie mehr zur Ausstellung in der RESTAURO 3/2020, https://shop.georg-media.de/restauro/einzelhefte

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