07.03.2025

Welterbe

Welterbe auf Verjüngungskurs im Muskauer Park

Vor mehr als 200 Jahren begann Hermann Fürst von Pückler-Muskau, seinen weitläufigen Landschaftspark bei Muskau anzulegen. Foto: René Egmont Pech

Noch heute können Besuchende durch den Landschaftspark spazieren, den Hermann Fürst von Pückler-Muskau vor mehr als 200 Jahren anzulegen begann und der inzwischen eine deutsch-polnische UNESCO-Welterbestätte ist: den Muskauer Park an der Lausitzer Neiße. Doch das Erscheinungsbild des Parks verändert sich, denn die Schäden an den Gehölzbeständen des Parks haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Was die Parkverwaltung unternimmt, um eine historische Parkanlage in Zeiten des Klimawandels zu erhalten.


200 Jahre später

„Wir sind nämlich nicht im Stande in der landschaftlichen Gartenkunst ein bleibendes, fest abgeschlossenes Werk zu liefern, wie der Maler, Bildhauer und Architekt, weil es nicht ein todtes, sondern ein lebendes ist […]“, schreibt Hermann Fürst von Pückler-Muskau in seinen „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ von 1834. Zu diesem Zeitpunkt ist er seit rund 20 Jahren damit befasst, einen weitläufigen Landschaftspark in seiner Standesherrschaft Muskau anzulegen. Zwar wird er den Park, wie er ihn sich vorstellt, nicht vollenden können; 1845 verkauft er seinen Besitz in Muskau. Unabhängig davon war ihm bewusst, dass ein Park nie ein abgeschlossenes Werk sein wird, wie die zitierte Passage aus dem Kapitel „Erhaltung“ zeigt. Er führt weiter aus: Man dürfe nicht aufhören, an einem Park zu arbeiten, um das gestaltete Erscheinungsbild zu erhalten. „Unser Hauptwerkzeug, dessen wir uns nun zum Schaffen bedienen, unser Pinsel und Meissel, ist der Spaten; das Hauptwerkzeug des Erhaltens und Fortarbeitens aber ist die Axt“, schreibt Pückler. Der Muskauer Park, auf polnisch Park Mużakowski, kann auch heute noch besucht werden, mehr als 200 Jahre später. Dass das lebendige Gesamtkunstwerk weiter besteht, ist nicht nur auf Erhaltungs-, sondern auch auf Restaurierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen zurückzuführen.


Mehr als die Vision Pücklers

Der 830 Hektar große Muskauer Park zählt zu den wenigen grenzüberschreitenden UNESCO-Welterbestätten. Ein Drittel liegt auf deutscher Seite – so auch die Hauptgebäude wie das Neue Schloss. Etwa zwei Drittel des Parkgebiets erstrecken sich östlich der Neiße auf polnischem Gebiet. Verbunden sind die Parkteile durch zwei wiederaufgebaute Brücken über die Neiße: Seit Ende der 80er-Jahre kooperieren die deutschen und polnischen Verwaltungen in der Restaurierung des Landschaftsparks, der auf die Planungen von Hermann Fürst von Pückler-Muskau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgeht. 2004 nahm die UNESCO den Landschaftspark in ihre Liste der Welterbestätten auf.
Die erfolgreiche Wiederherstellung des grenzüberschreitenden Parks nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und nachdem die polnische Seite Jahrzehnte verwilderte, ist ein Teil der Geschichte, die es zum Muskauer Park zu erzählen gibt. Die dafür notwendige staatenübergreifende Kooperation, die deutsch-polnische Verständigung in zahlreichen Projekten seitdem, schließt sich daran an. Noch davor liegt die Entstehungsgeschichte: Pücklers Vision, aber auch die bislang weniger erzählten Beteiligungen – seiner Ehefrau Lucie, der Gärtner beziehungsweise Gartenkünstler Jacob Heinrich Rehder und Eduard Petzold. Oder wie der nachfolgende Besitzer Friedrich Prinz der Niederlande in den Park investierte, die weniger stabilen Holzbrücken Pücklers durch massivere Konstruktionen ersetzen und weitere, noch nicht realisierte Maßnahmen umsetzen ließ. Und auch aus kunsthistorischer und professionsgeschichtlicher Perspektive hat der Park Relevanz, als Gesamtkunstwerk, als bedeutendes Beispiel eines Landschaftsparks im 19. Jahrhundert, als Beitrag zur Entwicklung der Disziplinen Landschaftsarchitektur und Gartengestaltung. So fächern sich die zahlreichen Facetten rund um den Muskauer Park auf; ihre Summe machen den Park zu dem Ort, der er aktuell ist – und der nun durch Auswirkungen des Klimawandels Schaden nimmt.

Der Muskauer Park liegt heute sowohl in Deutschland als auch in Polen. Die Markierung zeigt die historische Parkgrenze. Foto: Stiftung „Fürst-Plückler-Park Bad Muskau“

„Die Fällzahlen sind exponentiell angestiegen“

Der Park präsentiere sich auch heutzutage im Großen und Ganzen noch nach der „Roadmap“ von Pückler, sagt Cord Panning, Parkdirektor und Geschäftsführer der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“, der die Verwaltung des deutschen Parkteils obliegt. Damit meint er die Platzierung der Gebäude, wie Wege und Gewässer verlaufen, Topografie und die räumliche Aufteilung des Parks. Und das, obwohl der Park einerseits im Krieg Schaden nahm und andererseits auf Pückler mehrere neue Besitzer folgten. Statt den Park ihren Vorstellungen anzupassen, entschieden die Nachfolger sich nicht nur, Pücklers Parkvision zu respektieren, sondern schrieben seine Roadmap teilweise auch fort, wenn auch stilistisch aktualisiert, erklärt Panning. Und so hielten sie es auch heute noch, führt er aus. Historische Substanz würde respektiert; wo es Fehlstellen gibt, werde versucht, im Sinne Pücklers zu agieren. Sei das nicht möglich, gebe es Neugestaltungen – da reichten die Projekte von kleineren in den Blumengärten bis hin zu größeren Investitionen. Mit der Weiterentwicklung seiner Vision und der aktuellen Gestalt des Parks wäre Pückler nicht unzufrieden, schätzt Panning. Zwischen ursprünglicher Parkgestaltung und aktuellen Projekten liegt jedoch noch die jüngere Geschichte des Gartendenkmals: Bevor sich Ende des 20. Jahrhunderts die Frage nach dessen Erhaltung stellen konnte, musste der Park überhaupt erst wieder hergestellt werden. „Eigentlich gab es den Muskauer Park, wie man ihn aus der Literatur kannte, nicht mehr“, sagt Panning. Das hat mit der Teilung des Parks entlang der Neiße zu tun: Während es Panning zufolge hinsichtlich des gartendenkmalpflegerischen Umgangs um den Parkteil in der DDR gut stand, war die räumliche Gesamtkomposition nicht mehr gegeben. Diese sei aber grundlegend für den Muskauer Park. „Auch wenn man auf der deutschen Seite gut gearbeitet hat, fehlte immer das Gegenstück“, so Panning. Auf polnischer Seite waren die Parkflächen der Forstverwaltung zugeordnet; in der Folgezeit wuchsen Wege und Freiflächen zu, die in der Vegetation angelegte räumliche Komposition ging verloren. Es entstand ein regelrechter Dschungel, wie Panning es nennt. Die Wiederherstellung des Parks beschreibt er als eine Mischung aus Restaurierung und Rekonstruktion: Auf polnischer Seite wurden Wege und Sichtachsen wieder hergestellt, die Grundrisse von zerstörten Architekturen mit niedrigen Mauern angedeutet, die Brücken über die Neiße wieder errichtet.


Neu ersetzt alt

Wie auch Pückler sagt Panning, dass die Arbeit an einem Park nie abgeschlossen ist: „Man befindet sich in einem dynamischen Prozess, der gesteuert werden muss.“ Dabei geht es beispielsweise um die Arbeit mit den Gehölzen des Parks. Früher habe es das Prinzip der gleitenden Transformation gegeben, sagt Panning. Die Anzahl der Altbäume, die pro Jahr entfernt werden mussten, hielt sich in Grenzen – 30 bis 50 Stück nennt er hier als Kennzahl. Bei einem Bestand von 16 000 Gehölzen allein auf der deutschen Seite des Muskauer Parks ein geringer Prozentsatz. Neue Solitärbäume aus der Baumschule ersetzten die alten. Die Besuchenden hätten den Vorgang im Wesentlichen nicht wahrgenommen, berichtet Panning. Mit diesem Prinzip kommt man nach den Dürrejahren 2018 bis 2020 und in Zeiten des Klimawandels aber nicht mehr weiter: „Die Fällzahlen sind exponentiell angestiegen“, sagt Panning. Statt 30 seien es jetzt 300 Bäume pro Jahr, die ausfallen, Tendenz steigend.

Das Neue Schloss im Muskauer Park, Ende des Zweiten Weltkriegs bis auf die Grundmauern ausgebrannt, wurde ab Mitte der 90er-Jahre bis 2013 wieder aufgebaut. Foto: Stiftung „Fürst-Plückler-Park Bad Muskau“
Foto: Stiftung „Fürst-Plückler-Park Bad Muskau“

Individuelle Vulnerabilitäten von Parks erkennen

Der Muskauer Park ist nicht die einzige historische Parkanlage, die unter den Auswirkungen des Klimawandels leidet. Forschende der TU Berlin teilten Anfang dieses Jahres die Ergebnisse ihrer Studie „Modellvorhaben Parkschadensbericht“ mit der Öffentlichkeit. In dieser untersuchten sie 61 historische Gärten und Parks in Deutschland – genauer, den Schaden an deren Gehölzbestand infolge des Klimawandels. Die Datenauswertung hinsichtlich der Vitalität ergab, dass 2022 circa 59 Prozent der Bäume in den untersuchten Parkanlagen beeinträchtigt waren – von leicht über mittel und schwer bis hin zu tot.
Norbert Kühn, Professor an der TU Berlin, Leiter des Fachgebiets Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung und auch Leiter der Studie Parkschadensbericht, sieht hier einen dringenden Handlungsbedarf. Denn: „Durch die Trockenjahre 2018 bis 2020 ist eine ganz neue Situation entstanden, und viele der Parks sind mit Problemen konfrontiert, vor denen sie bisher nicht standen.“ Die größte Herausforderung für die historischen Parks durch die Auswirkungen des Klimawandels sei das Absterben alter, großer Bäume, sagt Kühn. Zwei Hauptthemen sind hierbei Hitze und Trockenheit: Durch Letztere trockne der Boden aus, auch in tieferen Schichten. Durch Hitze wieder – um steige die Verdunstung – zwei „sich selbst verstärkende Effekte“, so Kühn.
In der Studie stellten die Forschenden große lokale Unterschiede zwischen den untersuchten Anlagen fest. In manchen Anlagen sind 90 bis 100 Prozent der Bäume geschädigt, während es in anderen nur 5 bis 25 Prozent des Baumbestands betrifft. Dabei sei es ihnen schwergefallen, diese Unterschiede zu deuten, sagt Kühn: „Man muss davon ausgehen, dass jeder Park ein Individuum ist.“ Jeder habe andere Rahmenbedingungen, so unterschieden sich Standort und Bodenzusammensetzungen, Entstehungszeit und Erhaltungszustand.


Ökologische Maßnahmen

Wichtig sei nun, dass sich die einzelnen Parkanlagen ihrer je individuellen Vulnerabilität bewusst werden, betont Kühn. Damit meint er, dass Parkverwaltungen die naturräumlichen Grundlagen wie Boden und Wasser oder das Alter der Bäume kennen. Laut Kühns Einschätzung keine Selbstverständlichkeit für historische Anlagen: „Man weiß sehr viel über den kunsthistorischen Hintergrund der Parks – aber oft sehr wenig über die ökologischen Rahmenbedingungen.“ Ein Monitoring der Schäden sei zukünftig ebenfalls wichtig sowie weiterhin einzelne Bäume zu erheben. Hier würde er sich wünschen, dass dies auch entsprechend digitalisiert werde, für eine bessere Grundlage zukünftiger Bilanzierungen. Der Muskauer Park war zwar nicht Bestandteil der Studie der TU Berlin, aber auch hier sind Schäden im Gehölzbestand zu verzeichnen. Und die Verwaltung des Muskauer Park ergreift bereits Maßnahmen.


Zurück zum Arbeiten mit natürlichen Prozessen

Ein Hotspot der Problematik im Muskauer Park ist der Bergpark. Der langgezogene Teil des Parks auf deutscher Seite liegt südwestlich von Bad Muskau. „Seit 2018 kollabieren hier die Buchen“, sagt Cord Panning. Die Schäden entstehen aufgrund von Hitze und Trockenheit, aber auch Pilz- und Insektenbefällen. Eines der Vorgehen, auf das man in Muskau nun setzt, ist an sich kein neues: Naturverjüngung. Das heißt, dass man neue Jungbäume von selbst aufwachsen lässt, die aus Samen des lokalen Baumbestands hervorgehen. Im Muskauer Bergpark sind das vor allem Rotbuchen. In den nachwachsenden Bestand wird durchaus eingegriffen, also etwa ausgelichtet oder unerwünschte Baumarten entfernt. Einzelne so herangewachsene Jungbäume können auch als Solitärbäume an andere Stelle im Park versetzt werden, sogenannte Eigenwerbung. Statt Bäume aus Baumschulen zu kaufen, wird also aus dem eigenen Bestand heraus entwickelt. Im Bergpark seien bereits „Myriaden von jungen Buchen“ zu beobachten, so Panning. „Man hat ein hervorragendes Ausgangsmaterial, mit dem man jetzt wieder in die Gestaltform des historischen Gartens reinarbeiten kann.“ Als Vorteile nennt Panning, dass die so herangewachsenen Bäume resilienter und widerstandfähiger seien. Hier kommen epigenetische Effekte zum Tragen: Die Elterngeneration speise den Umweltstress – zum Beispiel Wassermangel – über Enzyme, die sogenannte Methylierung, in das Saatgut ein, und so würden bestimmte DNA-Eigenschaften aktiviert oder auch blockiert werden, erklärt er. Die nächste Generation an Bäumen ist dann schon auf diese neuen, durch den Klimawandel veränderten Bedingungen eingestellt und kann auch unter ihnen wachsen. Nicht zuletzt ist diese Herangehensweise, den Baumbestand wiederherzustellen, kostengünstiger und bedarf weniger Pflege und Wasser als Neupflanzungen. Es sei zwar nichts Sensationelles, aber schon eine Erkenntnis gewesen, dass man vom Outsourcen weg hin zur Arbeit mit natürlichen Prozessen komme, sagt Panning. Naturverjüngung ersetzt nicht eins zu eins das Pflanzen eines eingekauften, schon größeren Baumes – gerade im Hinblick auf das Erscheinungsbild des Parks. Sukzessionsgärtnern, wie Panning es nennt, braucht mehr Zeit: „Das ist ein Prozess, der Jahrzehnte dauern kann. Das verlangt ein Umdenken, auch im Management.“ Und die Naturverjüngung und damit die Anpassung auf veränderte Standortbedingungen lässt sich nicht auf alle Baumarten anwenden – zum Beispiel nicht auf solche, die vegetativ vermehrt, quasi geklont werden, etwa durch Stecklinge. In Muskau betreffe das zwar prominent im Zentrum platzierte, aber nur wenige Bäume, sagt Panning im Gespräch. Bei solchen vegetativ vermehrten Baumarten, die genetisch identisch sind, wird es über kurz oder lang zu Problemen kommen, schätzt er. Um hier vorzubeugen, würden neue Zuchtlinien mit veränderter genetischer Disposition benötigt.

Foto: Stiftung „Fürst-Plückler-Park Bad Muskau“
Seit mehreren Jahren wird im Bergpark auf Naturverjüngung gesetzt, um den geschädigten Buchenbestand wiederherzustellen. Foto: Stiftung „Fürst-Plückler-Park Bad Muskau“

Es geht mit der nächsten Baumgeneration weiter

Insgesamt plädiert Panning aber dafür, mit natürlichen Prozessen zu arbeiten und einen ganzheitlichen Ansatz bei der Pflege eines Parks zu verfolgen, möglichst viele Stellschrauben zur Verfügung zu haben, was man gärtnerisch im Park vornehmen kann. „Wenn man dieses Instrumentarium zur Verfügung hat – dann bin ich überzeugt, dass man den Herausforderungen des Klimawandels trotzen kann“, sagt Panning.
Das Erscheinungsbild historischer Parkanlagen wird sich zukünftig verändern. So auch im Muskauer Park, wo in den kommenden Jahren mehr junge Bäume an die Stelle von alten treten werden. Man könne es, wenn man die Hintergründe verstanden habe, aber auch positiv sehen, sagt Panning – „weil es mit der nächsten Generation weitergeht“. Es wird sich zeigen, wie sich die jungen Rotbuchen im Bergpark entwickeln und ob sich der Ansatz der Naturverjüngung für den Muskauer Park bewähren wird. An dem von Pückler initiierten Landschaftspark wird auf jeden Fall weiterhin gearbeitet werden, wenn auch in Zeiten des Klimawandels unter anderen Bedingungen – denn abgeschlossen wird das lebendige Gartenkunstwerk Muskauer Park ja nie sein.


Zur Geschichte des Muskauer Parks

Der Muskauer Park, auf Polnisch Park Mużakowski, überwindet wortwörtlich Grenzen: Mit seinen mehreren 100 Hektar erstreckt sich der Park auf beiden Seiten der Lausitzer Neiße und liegt damit sowohl in Deutschland als auch in Polen. Auf deutscher Seite umschließt der Park die sächsische Gemeinde Bad Muskau; die südöstliche Parkkante grenzt an den polnischen Ort Łęknica.
Der Muskauer Park geht auf Hermann Fürst von Pückler-Muskau zurück, der seine Vision für den Landschaftspark in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts über mehrere Jahrzehnte hinweg entwickelte und umzusetzen begann. Wesentlich beteiligt daran, das Gesamtkunstwerk Wirklichkeit werden zu lassen, waren Pücklers Gärtner Jacob Heinrich Rehder sowie seine Ehefrau Lucie, geborene von Hardenberg.
Pückler arbeitete von 1815 bis 1845 an dem Park. In finanzielle Schwierigkeiten geraten, verkauften die Pücklers den Besitz in Muskau 1845. Nicht alle seine Vorstellungen für den Muskauer Park konnte er realisieren, festgehalten hat er seine Vision dennoch: in seiner Beschreibung des Parks in der 1834 erschienenen Publikation „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“.
Und auch die nachfolgenden Besitzer, darunter Prinz Friedrich der Niederlande und später die Grafen von Arnim, führten die Parkgestaltung fort – im Großen und Ganzen nach Pücklers Ideen, im Stil an die jeweilige Zeit angepasst, teils ergänzten sie eigenes. Unter dem neuen Standesherrn Prinz Friedrich folgt auf Rehder dessen Schüler, der Gartenkünstler Eduard Petzold.
Mit dem Muskauer Park entstand ein Landschaftspark, der als Gesamtkunstwerk von Bedeutung ist, darüber hinaus aber auch Einfluss auf
die Entwicklung von Landschaftsarchitektur und Gartengestaltung als Profession hatte. Fürst Pückler inspirierten die neusten Gestaltungen englischer Landschaftsgärten, die er bei seinen Aufenthalten in England sah. Er legte Wert auf Sichtachsen und Perspektiven und komponierte Szenerien so, dass sich Parallelen zur Landschaftsmalerei ziehen lassen. Für den Muskauer Park ließ Pückler Seen und mit der Hermannsneiße eine künstliche Abzweigung des Flusses anlegen; er arbeitete aber auch mit der bereits vorhandenen Topografie. Die mäandernden Wege eröffnen den Besuchenden bewusst unterschiedliche Ausblicke – heutzutage wieder, muss man sagen.
Seit 1945 liegt der Muskauer Park durch die neue Festlegung der Grenze entlang der Neiße in zwei Staaten. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zu Zerstörungen, so wurden die Brücken über den Fluss gesprengt und das Neue Schloss – von Prinz Friedrich im Neorenaissance-Stil umgebaut – brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der östliche Teil auf polnischem Gebiet, etwa zwei Drittel des gesamten Parks, wurde in der Folgezeit als Naturschutzgebiet behandelt und verwilderte. Damit und durch die Teilung des Parks war auch die Gesamtkomposition mit ihren Sichtachsen und Perspektiven nicht mehr gegeben.
Seit 1992 gehört der westliche Parkteil in Deutschland dem Freistaat Sachsen. 1993 gründete der Freistaat die unselbstständige Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“. Diese hat seitdem zum Auftrag, das Ensemble in Zusammenarbeit mit den polnischen Partnern wiederherzustellen und zu erhalten. Für den in Polen liegenden Teil des Parks ist das Narodowy Instytut Dziedzictwa, das Nationale Institut für Kulturelles Erbe der Republik Polen, verantwortlich. Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre startete die gemeinsame deutsch-polnische Initiative, um den Park zu restaurieren, was seitdem nach und nach geschieht. Dies betrifft zum einen die landschaftliche Komposition des Parks, andererseits auch bauliche Elemente: So wurden die Brücken über die Neiße rekonstruiert – 2002 bis 2003 die zentrale Doppelbrücke, 2009 bis 2011 die Englische Brücke –, wodurch die zwei Parkteile wieder zusammenwachsen und auch ein wie von Pückler angedachter Rundgang durch den Park erneut möglich ist. Das Neue Schloss wurde ab Mitte der 90er-Jahre bis 2013 wieder aufgebaut. Seit 2004 ist der Muskauer Park eine deutsch-polnische UNESCO-Welterbestätte. Er zählt zu den wenigen grenzübergreifenden Welterbestätten. Der Park ist für alle frei zugänglich; Ausstellungen im Neuen Schloss sowie der Schlossgärtnerei und der Aufstieg zum Schlossturm kosten Eintritt.

Weiterlesen: Die Wiedergeburt einer historischen Metropole: Mossul erstrahlt in neuem Glanz. Nach jahrelangen Restaurierungsarbeiten feiert die irakische Stadt Mossul ihre Wiedergeburt.

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top