07.04.2020

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Die Pest und Albert Camus

München / Doerner Institut München
München / Doerner Institut München

Der Roman-Klassiker „Die Pest“ hat in literarischen und philosophischen Kreisen großes Aufsehen erregt. 1957 erhielt Albert Camus dafür den Literaturnobelpreis. Nun liest die Welt erneut das zeitlose Buch von 1947


Während der Corona-Pandemie liest die Welt den Roman-Klassiker von Albert Camus „Die Pest“ von 1947. Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:La_Peste_book_cover.jpg
Während der Corona-Pandemie liest die Welt den Roman-Klassiker von Albert Camus „Die Pest“ von 1947. Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:La_Peste_book_cover.jpg

Eine Seuche breitet sich aus. Menschen sterben. Jeder wird angewiesen, zu Hause in Quarantäne zu verweilen, da der örtliche Arzt rund um die Uhr arbeitet, um die Opfer zu retten. Es gibt Heldentaten und Schandtaten; es gibt diejenigen, die nur an sich selbst denken, und diejenigen, die sich für das Allgemeinwohl einsetzen. Der menschliche Zustand ist absurd und prekär.

Das ist die Situation in „Die Pest“, dem 1947 erschienenen Roman-Klassiker von Albert Camus, der in Zeiten der Corona-Pandemie neue Generationen von Lesern anzieht. Vor allem in Frankreich und Italien steigen die Verkaufszahlen des Buches. Aber auch in Großbritannien hat der Peguin-Verlag Schwierigkeiten, den Bestellungen von „The Plague“  hinterherzukommen. Im Februar letzten Jahres wurden dort etwas über 200 Exemplare verkauft. Diesen Februar waren es knapp 400. Im März wurden über 2100 Exemplare verkauft, davon allein 1.504 in einer Woche. Und auch in Deutschland ist der Roman ausverkauft. Gerade wird die 88. Auflage gedruckt. Camus‘ Tochter Catherine – sie war 14 Jahre alt, als sie „Die Pest“ las –  erklärt die erneute Anziehungskraft des Buches von 1947 während der Ausgangsbeschränkungen aufgrund von COVID-19 mit folgenden Worten: „Die Botschaft von Die Pest klingt heute wie damals und in Zukunft wahr“. Sie sei froh, dass die Leute den Roman wieder lesen. „Wenn es eine Stelle im Buch gibt, die zu den Lesern spricht, die ihnen Hoffnung gibt, dann ist das wichtig“.

Der Roman spielt 1940, basiert aber lose auf einer Cholera-Epidemie im Jahr 1849, nach der französischen Kolonialisierung Algeriens. Die Stadt Oran, an der Westküste Algeriens gelegen, wird von rätselhaften Ereignissen aufgesucht: Ratten kommen aus den Kanälen und verenden auf den Straßen. Kurze Zeit später sterben die ersten Menschen an einem Fieber. Die Pest ist ausgebrochen und ihr zu entkommen ist nicht möglich – also ordnen die Behörden an, dass alle zu Hause bleiben sollen. Anhand seiner Figuren untersucht Camus, wie die Menschen als Individuen – und als Teil einer Gemeinschaft – auf Leiden und Tod reagieren. Ob es sich dabei um eine einsame Erfahrung oder um ein Zeichen der sozialen Solidarität handelt, niemand ist gleichgültig. „Die Pest“ zeigt uns, wie wichtig Solidarität, Bescheidenheit und Nächstenliebe in Krisenzeiten wie diesen ist.

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