07.02.2022

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Waalwege im Vinschgau – bald immaterielles Kulturerbe?

In seiner Anlage einzigartig ist der Laaser Kandlwaal. Er überquerte die Etsch auf einem 600 m langen hölzernen Aquädukt auf 32 bis zu 15 m hohen Steinpfeilern. 1907 wurde er 1907 von einem Brande zerstört. Foto: Wikimedia Commons / Hegedex

In seiner Anlage einzigartig ist der Laaser Kandlwaal. Er überquerte die Etsch auf einem 600 m langen hölzernen Aquädukt auf 32 bis zu 15 m hohen Steinpfeilern. 1907 wurde er 1907 von einem Brande zerstört. Foto: Wikimedia Commons / Hegedex

Südtirols traditionelles Bewässerungssystem im Vinschgau, die Waalwege, ist jetzt auf der nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes. Mit der positiven Bewertung des Ansuchens und der Aufnahme in das nationale Register ist nun eine erste wichtig Etappe erreicht

In seiner Anlage einzigartig ist der Laaser Kandlwaal. Er überquerte die Etsch auf einem 600 m langen hölzernen Aquädukt auf 32 bis zu 15 m hohen Steinpfeilern. 1907 wurde er 1907 von einem Brande zerstört. Foto: Wikimedia Commons / Hegedex
Architektonisches Meisterwerk: In seiner Anlage einzigartig ist der Kandlwaal in Laas (Vinschgau): Das 600 m lange, hölzerne Aquädukt führte einst über die Etsch auf 32 bis zu 15 Meter hohen Steinpfeilern. Ein Brand zerstörte 1907 den Kandlwaal. Foto: Wikimedia Commons / Hegedex

Geschichte und Tradition 

Der Vinschgauer Raum ist sehr niederschlagsarm. Damit die intensive Sonneneinstrahlung die Landschaft nicht austrocknet, bauten Bauern schon vor Jahrhunderten Kanäle, sogenannte Waalwege. Diese nutzten sie für die Bewässerung ihrer Felder, Äcker und Wiesen. Bis heute hat die alte Kultur nichts von ihrer Effizienz eingebüßt. Die Praktik der traditionellen Bewässerung im Obervinschgau ist daher nun auf die nationale Liste  des immateriellen Kulturerbes gesetzt worden. Das Ansuchen dafür wurde von Heimatpflegeverband, Bauernbund-Ortsgruppe Burgeis, Gemeinde Mals, Heimatpflegeverein Mals und IDM gemeinsam gestellt. „Die Kulturtechnik der Überflutung hat keinen musealen Charakter, sondern ist eine effiziente Technik, die heute nach wie vor so angewandt wird wie vor hunderten von Jahren“, erklärt Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes Südtirol. „Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass sie auch eine Zukunft haben sollte.“

Um 1900 gab es in Südtirol rund 1000 Waale mit einer Gesamtlänge der Hauptstränge von über 1000 km. Heute zählen sie zu den beliebsten Wanderwegen Südtirols. Der Name Waal stammt übrigens vom keltischen „bual“, bzw. romanischen „aquale“. Für den Vinschgauer Raum  ist im Jahr 1359 die Bezeichnungen „Haroesseval“, „Rafinechswal“ und „Walitteval“ für drei historische, inzwischen abgegangene Waale in Schlanders urkundlich bezeugt.

Wasserdiebstahl und Verschmutzung unter Strafe

Der gleichmäßige Klang der Waalschelle signalisiert, dass Wasser regelmäßig fließt. Ein kleines Wasserrad, an dem ein Bolzen befestigt ist, schlägt an einen Hammer. Das Waalwasser wird am Talfluss oder Gebirgsbach eingeleitet, durchläuft den Haupt- und Tragwaal, und fließt durch ein dicht verzweigtes Netz von Waalen, bis es zur genau festgelegten Zeit zum Feld gelangt. Die Regelungen der Wasserrechte nahmen in der Vergangenheit Gesetzesstatus ein. Wasserdiebstahl und Verschmutzung bestrafte man übrigens schwer.

Das Projekt Waalwege im Vinschgau bald immaterielles Kulturerbe?

Der Heimatpflegeverband arbeitet mit der Bauernbund-Ortsgruppe Burgeis, der Gemeinde Mals, dem Heimatpflegeverein Mals, und der IDM daran, die traditionelle Bewässerung im Obervinschgau über Waale zum internationalen immateriellen Weltkulturerbe zu machen. Damit soll der Öffentlichkeit der Wert und die Bedeutung dieser Kulturtechnik vor Augen geführt werden. Gleichzeitig hat man damit auch die Möglichkeit neue Projekte und Fördermittel zu generieren, um die traditionelle Bewässerung attraktiv zu halten. Nun wurde mit der positiven Bewertung des Ansuchens und der Aufnahme in das nationale Register eine erste wichtig Etappe erreicht. Im letzten Jahr würdige die UNESCO das Buchbinderhandwerk als Immaterielles Kulturerbe.

Tipp: Den Schwerpunkt auf das baukulturelle Erbe Südtirols (Erhaltung und Erforschung des architektonischen, kunsthistorischen und archäologischen Erbes Südtirols) setzt RESTAURO erstmals in der Ausgabe 3/2022, die im April erscheint.

Das Video zeigt Eindrücke  entlang dem Latschander-Waalweg bei Latsch:

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