12.01.2020

Museum

Von allem noch mehr

Große Erwartungen: die zweite Cultura Suisse, die Schweizer „Fachmesse für Museen Denkmalpflege und Kulturgüter“  lädt vom 22. bis 24. Januar 2020 nach Bern ein

Die erste Cultura Suisse, die Schweizer „Fachmesse für Museen Denkmalpflege und Kulturgüter“ im Januar 2019, war ein Erfolg. Daher haben die Veranstalter gleich danach die nächste Ausgabe für den 22. bis 24. Januar 2020 angekündigt. In Zukunft wird die neue Schweizer Kulturerbe-Messe dann alle zwei Jahre stattfinden. In den Messehallen in Bern werden 130 Aussteller – die allermeisten aus der Schweiz, ihre Produkte, ihr Können, ihre Dienstleistungen präsentieren. Messeleiter Peter Plan erwartet in den drei Messetagen 4000 Besucher. Zur ersten Messe kamen 2500 Besucher. Plan ist optimistisch, dass der Erfolg der ersten Messe das Fachpublikum überzeugt hat und sich nun „viel mehr ,normale’ Handwerker, spezialisierte Architekten und Denkmalpfleger die Zeit nehmen werden, zur Messe zu kommen.“ Außerdem erwarte er deutlich mehr Besucher aus den Museen und Sammlungen.

Diese Hoffnung ist nicht unbegründet, findet doch am letzten Messetag der Jahreskongress des Schweizer Verbandes Restaurierung/Konservierung SKR statt. Auch wird es am 23. Januar erstmals und extra für kleinere Museen, die wenige oder keine personellen und finanziellen Ressourcen für das Besuchermarketing haben, den „1. Schweizer Museums- Marketing-Tag“ geben. Der Tag wird von der Stiftung Schweizer Museumspass in Zusammenarbeit mit der Messe und dem Verband der Museen der Schweiz (VMS) organisiert. Ziel ist es, so die Organisatoren, „kleinen und mittelgroßen Museen zu zeigen, wie sie mit verhältnismäßig geringem Aufwand Vorhandenes optimierenund ihr Marketing kostengünstig ausbauen können.“

Dazu sind Kommunikationsprofis, Berater und Jasminko Halilovic aus Sarajewo eingeladen. Halilovic wurde 2018 mit dem Council of Europe Museumspreis für sein „War Childhood Museum“ in Sarajevo ausgezeichnet. Dabei wollte er ursprünglich nur ein Buch über die Kindheit im Krieg veröffentlichen. Parallel zu den Angeboten der einzelnen Aussteller ist eine Sonderschau zur Ausbildung in der Denkmalpflege mit 15 Handwerks-Fachrichtungen geplant. Im Zentrum der dafür vorgesehenen Sonderausstellungsfläche stellt der Verein „Fachwerkerleben“ein Fachwerkhaus auf und präsentiert seine Arbeit. Der Verein wurde 2018 auf der „denkmal“-Messe in Leipzig mit der Goldmedaille für seine Forschungen und Aktivitäten zur Bewahrung der Fachwerkbautradition ausgezeichnet.

Zu den Ausstellern zählen in diesem Jahr auch viele Firmen, die sich mit der Metall-, Stein- und Glasbearbeitung beschäftigen. Es sei ihm wichtig gewesen, mehr verschiedene Gewerke auf der Messe zu versammeln als im ersten Jahr, sagt Messeleiter Peter Plan. Wie üblich auf Messen, werden nicht nur an den Ständen der Aussteller aktuelle Entwicklungen diskutiert, sondern auch auf mehreren großen Podien. Eine Diskussionsrunde beschäftigt sich beispielsweise mit der „Davos Declaration“ von 2018, mit der die Bedeutung hochwertiger Baukultur in Europa gestärkt werden soll. Denn es gebe einen dringenden Bedarf für „eine Aufwertung der gebauten Umwelt in Europa“, so der Text der Deklaration der europäischen Kulturminister. Sie wollen damit auf aktuelle Herausforderungen wie die wachsende Urbanisierung, die Schrumpfung ländlicher Räume, die Ressourcenknappheit und den Flächenverbrauch reagieren. Doch wie so oft bei Deklarationen, sind die Einzelheiten nicht geklärt. Das Podium fragt daher, „wieviel Architektur, wieviel Denkmal- und Landschaftsschutz in dieser „Baukultur“ stecken. Zu diesem Thema werden Oliver Martin, Leiter der Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege des Bundesamtes für Kultur, Stefan Kunz, Direktor Heimatschutz und Judith Rohrer von den Fachstelle Gartendenkmalpflege der Stadt Zürich, diskutieren.

Ein weiteres Podium beschäftigt sich mit Ideen, die das Gegenteil von Denkmalschutz sind. Denn in der Schweiz gibt es Politiker, die den Abriss von Baudenkmalen erleichtern wollen, weil er der Verdichtung entgegen steht. Doch nach ISOS, dem „Bundesinventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung“, ist das bei 1200 besonders schönen Ortsbildern nicht möglich. Bisher. Ob sich „Verdichtung und Ortsbildschutz in die Quere kommen“, diskutieren daher Stanislas Rück, Denkmalpfleger des Kantons Freiburg und Präsident der Konferenz der Schweizer Denkmalpfleger (KSD) sowie Stefan Cadosch, Präsident des Schweizerischen Ingenieur und Architektenvereins (SIA) und Nationalrat Hans Egloff von der Partei SVP.

Ähnlich schwierig sind Vorgaben und Wünsche nach Energieeffizienz bei „Oldtimern aus Stein und Blech“, wie das Thema eines dritten Podiums heißt, zusammenzubringen. Auf diesem Podium wird über den Vorschriftendschungel, über Mehrkosten, Einschränkungen und um gute Lösungen für alte Häuser und alte Autos diskutiert.

 

 

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