10.04.2019

Kunststück Museum

Venedig feiert Tintoretto

Zuflucht suchen vor der Welt, das bedeutet für viele Menschen heute, dem Alltag zu entfliehen, dem hektischen Leben, der Angst vor dem Alleinsein – aber auch das Bedürfnis nach Transzendenz. Spiritueller Architektur kommt hier eine ganz besondere Aufgabe zu. Und es sind die Kunstwerke, die uns bewegen: So stockt einem regelrecht der Atem, wenn man in der Sala Superiore der Scuola Grande di San Rocco in Venedig steht. Der große Saal im Gebäude der bis heute existierenden Rochus-Bruderschaft zählt dank der prächtigen, vergoldeten Holzkassettendecke zu den kostbarsten Räumen in ganz Italien.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts schmückte Tintoretto in jahrzehntelanger Arbeit das Versammlungshaus – in Anlehnung an Michelangelo wird es als „Tintorettos Sixtina“ bezeichnet – mit insgesamt knapp 60 Gemälden. Sie alle zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Anlässlich des 500. Geburtstags des großen Malers 2018 erstrahlen jetzt seine Arbeiten in der Sala Superiore dank des italienischen Lichtspezialisten iGuzzini in neuem Licht. Das auf Beleuchtung spezialisierte Unternehmen hat sich längst einen Namen im Bereich musealer Lichttechnik gemacht und nicht nur für das Leonardo-Abendmahl in Mailand sowie im Theater von Taormina hervorragende Lösungen erarbeitet.

Mit dem Projekt in Venedig setzt iGuzzini nun sein Engagement für die Aufwertung von Kulturschätzen durch bessere Beleuchtung fort. Jahrhundertelang war die Sala Superiore nur spärlich von natürlichem Licht und Kerzen erhellt. Erst seit Ende der 1930er-Jahre gab es dort elektrische Beleuchtung. Der seit 1889 in Venedig ansässige Universalkünstler Mariano Fortuny – seine Leuchte „Projecteur“ war 1907 die bahnbrechende Erfindung in der Theaterbeleuchtung – stellte in dem großen Saal Stehleuchten mit umgedrehten Parabolschirmen auf. Diese wurden nun von dem italienischen Architekten und Lichtdesigner Alberto Pasetti Bombardella – der Experte für die Beleuchtung von Kunstwerken mit jahrzehntelanger Erfahrung im Bereich des kulturellen Erbes entwarf das neue Beleuchtungskonzept für den Kapitelsaal – mit Strahlern von iGuzzini nachgerüstet, um die drei Hauptwerke von Tintorettos insgesamt 13 Deckenbildern zu inszenieren.

An den Längsfassaden unterhalb der Wandbilder wurden kaum sichtbare miniaturisierte Lichtschienen montiert ebenso wie vorne im Altarbereich. Die neue Beleuchtungsanlage unterstreicht nun durch innovative Rezeptionsarten (gestaffelte Einschaltdaten) die Dekoration und Architektur des Saals. Die Handhabung und Steuerung des Lichts wird von einem Digitalsystem auf DALI-Protokoll wahrgenommen, das eine flexible Abstufung der Stärken der einzelnen Lichtpunkte und die typologische Gruppierung nach gleichförmigen Bereichen gewährleistet. Die Forschung steht im Mittelpunkt der Beleuchtungsprojekte von iGuzzini. „Der Rückgriff auf intelligente, eigens für dieses grandiose malerische Werk des Tintoretto geschaffene Lösungen und die Wahl besonderer LEDs und Optiken, die die vom Künstler gewählten Farben und Effekte besonders hervorheben, verbessern die Wahrnehmung der Kunstwerke“, freut sich Adolfo Guzzini, Präsident von iGuzzini. „So ist das Licht von iGuzzini nämlich zuallererst Instrument der sozialen Innovation.“

Ein aktueller Tipp für alle Besucher des Salone Mobile in Mailand: Der neue iGuzzini-Space in Mailand – The Light Gate – hat auf dem Fuorisalone vom 9. bis 14. April 2019 eröffnet. Die Ausstellung „UN-REVEALED | Shaping Secrets“ zeigt, inspiriert von der Kollektion „Le Secret“ (Van Cleef&Arpels) Objekte von jungen Künstlern der Creative Academy, der Corporate School der Richemont-Gruppe (www.iguzzini.com/events/the-light-gate-meets-the-creative-academy-fuorisalone-2019/)

Außerdem finden zwei Lighthinking Talks statt: Alessandro Mari, Kreativdirektor der Holden Studios, spricht am 9. April um 17 Uhr über die Geheimnisse des Storytellings  (‘Raccontare un segreto per mantenerlo: una storia di ombre e luce’, dt. ‚Ein Geheimnis zu erzählen, um es zu wahren: Eine Geschichte aus Schatten und Licht‘) und am 11. April zur gleichen Uhrzeit erzählt der Generaldirektor der Stiftung Fondazione Cologni, Alberto Cavalli, über ‘artigianalità e competenza’ (dt. ‘Das bestgehütete der Geheimnisse: Kunsthandwerk und Know-how’).

 

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