14.07.2025

Branchen-News

UNESCO kürt neue Welterbestätten 2025

Die Königsschlösser, hier Schloss Neuschwanstein, König Ludwigs II. gehören nun zum UNESCO-Welterbe. Foto: © BAYERISCHE SCHLÖSSERVERWALTUNG - WWW.KREATIV-INSTIKT.DE
Die Königsschlösser, hier Schloss Neuschwanstein, König Ludwigs II. gehören nun zum UNESCO-Welterbe. Foto: © BAYERISCHE SCHLÖSSERVERWALTUNG - WWW.KREATIV-INSTIKT.DE

Das UNESCO-Welterbekomitee hat bei seiner Sitzung in Paris zwölf außergewöhnliche Stätten in die Liste des Welterbes aufgenommen. Mit dieser Entscheidung erweitert sich das kulturelle Gedächtnis der Menschheit um bedeutende Orte aus Europa, Asien, Afrika und Amerika. Auch Deutschland kann sich freuen: Mit der Aufnahme der Königsschlösser Ludwigs II. wächst die Zahl der deutschen UNESCO-Welterbestätten auf nun 55.


Vom Märchenkönig bis zur Megalithkultur

Ein besonderer Glanzpunkt der neuen Welterbestätten 2025 ist die Auszeichnung der bayerischen Schlösser Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee und des Königshauses am Schachen. Diese architektonischen Meisterwerke des Historismus gelten als Ausdruck der romantischen Sehnsucht König Ludwigs II. nach einer idealisierten Vergangenheit. Die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer äußerte sich sehr erfreut: „Die Aufnahme der Schlösser in die Welterbeliste ist eine herausragende Würdigung dieser eindrucksvollen Orte. Sie sind allesamt architektonische Meisterwerke und zeugen von der künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs. Neuschwanstein, Linderhof, das Königshaus am Schachen und Herrenchiemsee sind den Traumwelten Ludwigs II. entsprungen. Heute zählen sie zum Erbe der gesamten Menschheit. Mein herzlicher Dank gilt allen, die sich mit großer Hingabe für diesen Erfolg eingesetzt haben!“
Einen besonderen Blick auf das Verhältnis von Mensch und Landschaft wirft die Stätte der Megalithen von Carnac an der französischen Atlantikküste. Über mehr als 2000 Jahre hinweg errichteten Menschen während der Jungsteinzeit monumentale Steinreihen, Dolmen, Menhire und Grabhügel. Diese frühen Zeugnisse symbolischer Bildsprache zeigen Tiere, abstrakte Zeichen und Objekte, die in enger Beziehung zur Umgebung standen. Nicht weniger bedeutend ist das minoische Erbe auf Kreta. Die minoischen Paläste von Knossos, Phaistos, Malia und weiteren Fundorten repräsentieren das Herzstück einer hochentwickelten Kultur, die zwischen 2800 und 1100 v. Chr. florierte. Mehrstöckige Gebäude mit Höfen, Wandmalereien und Werkstätten zeugen von ausgeklügelter Stadtplanung und weitreichendem Handel im Mittelmeerraum. In Italien wurden die „Domus de Janas“ auf Sardinien ausgezeichnet – prähistorische, in Felsen gehauene Grabkammern, die zwischen dem 5. und 3. Jahrtausend v. Chr. entstanden. Sie verbinden megalithische Baukunst mit unterirdischer Architektur und zeigen, wie eng Sardinien bereits damals mit anderen Regionen Europas und des Mittelmeerraums vernetzt war. Auch die Türkei wurde mit einem bedeutenden Eintrag gewürdigt: Die antike Stadt Sardes in Westanatolien, einst Zentrum des lydischen Reiches, gilt als Ursprungsort der Münzprägung. Gemeinsam mit der monumentalen Nekropole Bin Tepe spiegelt sie den Reichtum und die kulturelle Eigenständigkeit Lydiens wider.

Die Wandmalereien im Palastzentrum von Knossos, Griechenland sind Teil des UNESCO-Welterbes. Copyright: © Ministry of Culture
Die Wandmalereien im Palastzentrum von Knossos, Griechenland sind Teil des UNESCO-Welterbes. Copyright: © Ministry of Culture

Vom Buddhismus bis zur eiszeitlichen Höhlenkunst

In Russland bewahrt die Schulgan-Tasch-Höhle im südlichen Ural rund 20 000 Jahre alte Felsmalereien – Darstellungen von Mammuts, Bisons und menschlichen Figuren, die zu den ältesten bekannten Kunstwerken Eurasiens gehören. Die Höhle dokumentiert das kulturelle Erbe eiszeitlicher Jägergesellschaften und zählt nun zu den bedeutendsten neuen Welterbestätten 2025. In Südkorea beeindrucken die Felsbilder entlang des Flusses Bangucheon. Über eine Länge von drei Kilometern zogen sich über Jahrtausende Gravuren, die Jagdszenen, Tiere und Symbole zeigen – ein eindrucksvolles Zeugnis der kulturellen Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel von der Jungsteinzeit bis ins 9. Jahrhundert. Tadschikistan feiert die Aufnahme der Kulturerbestätten des alten Khuttal, eines mittelalterlichen Königreichs an der Seidenstraße. Zwischen dem 7. und 16. Jahrhundert war Khuttal ein Zentrum von Handel, Wissensaustausch und religiöser Vielfalt – sichtbar in buddhistischen Tempeln, Palästen und Karawansereien. In Vietnam wurde die spirituelle Kulturlandschaft um den Berg Yen Tu ausgezeichnet. Diese Region gilt als Ursprungsort des vietnamesischen Truc Lam-Buddhismus. Eingebettet in die Natur finden sich dort historische Pagoden, Einsiedeleien und Tempel, harmonisch ausgerichtet nach Prinzipien wie dem Feng Shui. Die Stätte verdeutlicht die enge Verbindung zwischen Natur, Religion und Gesellschaft im historischen Königreich Dai Viet.

In Vietnam wurde die spirituelle Kulturlandschaft um den Berg Yen Tu ausgezeichnet. Foto: Pham Minh Hai, Copyright: © VCKG.
In Vietnam wurde die spirituelle Kulturlandschaft um den Berg Yen Tu ausgezeichnet. Foto: Pham Minh Hai, Copyright: © VCKG.

Versunkene Städte und lebendige Rituale

Ein herausragendes Beispiel transatlantischer Geschichte ist Port Royal in Jamaika. Einst bedeutender Handelsplatz und Zufluchtsort von Freibeutern, versank ein Großteil der Stadt 1692 nach einem schweren Erdbeben im Meer. Heute liegen Ruinen von Wohnhäusern, Verwaltungsgebäuden und Festungen unter Wasser und geben einzigartige Einblicke in das koloniale Leben der Karibik. In Mexiko wurde der Pilgerweg der Wixárika nach Wirikuta gewürdigt. Die indigene Gemeinschaft begibt sich jährlich auf eine spirituelle Reise über Hunderte Kilometer – entlang vorkolumbianischer Routen, zu heiligen Stätten, begleitet von Ritualen, die das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur bewahren. Die Aufnahme dieser Stätte würdigt ein lebendiges spirituelles Erbe, das bis heute gepflegt wird. Panama schließlich erhält einen Eintrag für die koloniale Transisthmian-Route. Diese historische Landverbindung zwischen Karibik und Pazifik war seit dem 16. Jahrhundert von enormer Bedeutung für das spanische Kolonialreich – lange bevor der Panamakanal existierte. Siedlungen, Straßen und archäologische Stätten entlang dieser Route zeugen von einem globalen Handelsnetzwerk in einer Zeit tiefgreifender Transformation.
Mit diesen zwölf Neuaufnahmen wächst die UNESCO-Welterbeliste um faszinierende kulturelle und historische Stätten, die das Verständnis der Menschheitsgeschichte erweitern. Die neuen Welterbestätten 2025 zeigen eindrucksvoll, dass unser Erbe nicht nur in Palästen und Ruinen liegt, sondern auch in den Geschichten, Riten und Verbindungen zwischen Mensch und Natur – über alle Kontinente hinweg.

 

Weiterlesen: Wie die Bewerbung für den UNESCO-Welterbetitel für die Königsschlösser ablief.

Teil des UNESCO-Welterbes: Fort Charles auf Jamaika. Foto: © Jamaica National Heritage Trust (JNHT)
Herausragendes Beispiel transatlantischer Geschichte: Port Royal in Jamaika und neues UNESCO-Welterebe.

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