15.06.2020

Beruf Branchen-News

Umfrage zu Corona

Kurz vor Redaktionsschluss der RESTAURO 4/2020 veröffentlichte der Verband der Restauratoren (VDR) die Ergebnisse einer Umfrage zu Corona, an der 262 Selbstständige und 194 Angestellte neun Tage im April 2020 teilnahmen. Diese gibt einen ersten Zwischenstand dazu, wie selbstständige und angestellte Restauratoren in Deutschland von den Corona-Einschränkungen während ihres Berufsalltags betroffen sind. Die Corona-Förderlinie der Ernst von Siemens Kunststiftung wird dabei als zweitwichtigstes Hilfspaket nach der Soforthilfe des Bundes und der Länder genannt


Restauratorin Laura Kubick behandelt ein chinesisches Objekt im Kunstmuseum von Indianapolis. Foto: Wikimedia Commons / Richard McCoy
Restauratorin Laura Kubick behandelt ein chinesisches Objekt im Kunstmuseum von Indianapolis. Foto: Wikimedia Commons / Richard McCoy

Am 21. April 2020 startete der Verband der Restauratoren eine Umfrage zur aktuellen Situation von Restauratorinnen und Restauratoren in Deutschland, die am 30. April 2020 endete. Jetzt gibt es einen Zwischenbericht und außerdem einige Anregungen zum Arbeiten während der Krise. Teilgenommen haben 262 Selbstständige und 194 Angestellte, wobei anzumerken ist, dass es auch einige freiberufliche RestauratorInnen gibt, die sowohl angestellt als auch selbstständig tätig sind und somit beide Fragebögen durchgegangen sind.
70% der befragten Selbstständigen sind von der Krise bereits betroffen. Vor allem ist eine allgemeine Zurückhaltung bei der Auftragsvergabe festzustellen 49% der Befragten sind sehr, 24% nur teilweise davon betroffen, 27% weniger oder gar nicht. Aufträge verschieben sich, gerade solche aus öffentlicher Hand, wo die Ansprechpartner derzeit auch schwer erreichbar sind. Von der Verschiebung von Aufträgen aus öffentlicher Hand sind 62% teilweise bis sehr betroffen und von der Verschiebung von Aufträgen aus privater Hand rund 39%.
Rund 50% der Befragten gaben an, unter Engpässen bei der Beschaffung von Arbeitsmaterial zu leiden. Das erklärt sich teils auch daraus, dass Restauratoren als Freiberufler über keinen Gewerbeschein verfügen und so während der Schließung von Baumärkten keine Berechtigung hatten einzukaufen.
Von der Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice sind 48% der Befragten teilweise bis sehr betroffen, zumal es neben Kontaktbeschränkungen und Problemen bei der Kinderbetreuung auch Einschränkungen bei Dienstreisen gibt. Als besonders schwerwiegend wird der Wegfall der Kinderbetreuung empfunden (40% der Befragten), was sich nicht nur in den Zahlen widerspiegelt sondern auch anhand der zahlreichen Kommentaren in den Freifeldantworten unserer Umfrage klar ablesbar ist.
Anzumerken ist hierbei, dass über zwei Drittel der RestauratorInnen Frauen sind. In Teilen sind Aufträge abgesagt worden und Leistungen noch nicht bezahlt worden. Bereits über ein Drittel verweist auf Finanzierungsengpässe. Kurzarbeit oder Entlassungen von Mitarbeitern sind hingegen erwartungsgemäß fast gar nicht der Fall. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass unter den RestauratorInnen viele Solo-Selbstständige sind. 9% haben Einschränkungen durch Erkrankungen von Geschäftspartnern. Bei fest zugesagten Projekten kam es bislang kaum zu finanziellen Einschränkungen (79% sind hiervon nicht betroffen, 17% verweisen auf Zahlungsverzögerungen). Allerdings haben bereits über 52% Umsatzrückgänge in unterschiedlicher Höhe zu verzeichnen, 7% haben gar keine Einnahmen mehr, 3% etwas höhere Umsätze. 38% haben keine Umsatzveränderung. Auf die daran anknüpfende Frage, bis wann die selbstständigen voraussichtlich noch zahlungsfähig sind, zeigt sich, dass die Mehrheit aktuell noch zahlungsfähig ist, sich dies aber der Einschätzung nach spätestens in zwei Monaten ändert. Auf die Frage, wann die Restaurator*innen krisenbedingt mit deutlichen Engpässen rechnen, meinten 43%, dass sie dies nicht abschätzen können. 24% erwarten die deutlichen Engpässe erst nach Juni oder später im Jahr. 20% sind von finanziellen Engpässen bereits betroffen. Allgemein gibt es den Tenor, dass massive Probleme vor allem für die Folgejahre befürchtet werden, da es schon jetzt weniger öffentliche Ausschreibungen gibt und Einsparmaßnahmen im Kulturbereich zu erwarten sind. Über die Hilfspakete ist die Mehrheit informiert, vor allem über die Websites der Länder, des Bundes und des VDR. Einige holten sich auch Rat bei Kollegen oder ihrem Steuerberater. Von den zur Verfügung stehenden Hilfen wird der Einmalzuschuss als Soforthilfe des Bundes bzw. Bundeslandes als am hilfreichsten empfunden, gefolgt von der Förderung von Restaurierungsarbeiten durch die Ernst von Siemens Kunststiftung. 31% der Befragten hat Hilfe beantragt. 69% noch nicht, davon sagen 39%, dass sie dies auch nicht vorhaben. Beantragt wurde vor allem die Einmalzahlung als Soforthilfe (79%). 19% haben auch die Stundung von Steuern, Krankenkassenbeiträgen und Sozialabgaben genutzt. Mit der Beantragung kam die Mehrheit gut zurecht.

Lesen Sie weiter in der kommenden RESTAURO 5/2020, die am 10. Juli 2020 erscheint, https://shop.georg-media.de/restauro/einzelhefte

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