01.07.2020

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Trotz Corona geht die Arbeit weiter

Paderborn) arbeitet an den Vorbereitungen für die große Sommer-Sonderschau „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ (ab 24. Juli 2020). Foto: © Diözesanmuseum Paderborn
Paderborn) arbeitet an den Vorbereitungen für die große Sommer-Sonderschau „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ (ab 24. Juli 2020). Foto: © Diözesanmuseum Paderborn

Wochenlang waren die Museen geschlossen. Nach und nach sind sie nun unter strengen Schutzauflagen wieder geöffnet. Doch wie wirkten sich die Beschränkungen auf die Restauratoren aus? Lief die Arbeit weiter? Wir haben nachgefragt


Matthias Rüenauver (ars colendi, Paderborn) arbeitet an den Vorbereitungen für die große Sommer-Sonderschau „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ (ab 24. Juli 2020). Foto: © Diözesanmuseum Paderborn
Matthias Rüenauver (ars colendi, Paderborn) arbeitet an den Vorbereitungen für die große Sommer-Sonderschau „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ (ab 24. Juli 2020). Foto: © Diözesanmuseum Paderborn

Zwei Monate waren die Museen geschlossen. Nach und nach öffneten sie jetzt wieder unter strengen Schutzauflagen für Besucher. Doch trotz Corona ging die Arbeit hinter den Kulissen weiter. Wie wirkten sich die Beschränkungen auf die Restauratoren aus? Matthias Rüenauver (ars colendi, Paderborn) ist nach wie vor gut beschäftigt. Er arbeitet mit seinem Team an den Vorbereitungen für die Sommer-Sonderschau „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ (Diözesanmuseum Paderborn). Neben Gemälden des Antwerpener Meisters werden dort auch Skulpturen flämischer Bildhauer zu sehen sein, deren Bildsprache Rubens maßgeblich beeinflusste. Die Ausstellung hat sich durch die Corona-Schließung nach hinten verschoben und eröffnet jetzt Ende Juli. Aktuell wird bei ars colendi viel an den Skulpturen, die dort gezeigt werden, restauriert. „Überraschenderweise haben wir kaum Einschränkungen“, berichtet Matthias Rüenauver. „Wir konnten durchweg alle Kollegen weiter- beschäftigen, weil wir noch einen Bestand an laufenden Projekten hatten und haben, die weiter bearbeitet werden konnten. Natürlich müssen wir hierbei die Hygieneregeln beachten: Für die Mitarbeiter im Atelier gilt jederzeit: Abstand halten.“ Das ist in den großzügigen Räumen von ars colendi gut möglich. „Unsere Arbeitsbereiche haben wir auseinanderziehen können. Das Personal haben wir entzerrt. Halbtagskräfte arbeiten versetzt, Pausen werden getrennt gemacht. Und Mundschutz ist natürlich obligat. Wir hatten allerdings auch etwas Glück, dass wir mit Beginn der Pandemie als letzte Aktion noch einmal in Antwerpen waren und Figuren mit Konservierungsbedarf abholen konnten. Einen Tag später hätte es nicht mehr geklappt. Die Objekte sind nun in der Zwischenzeit bei uns bearbeitet.“ Zum Vor-Corona-Tagesgeschäft gibt es eigentlich fast keinen Unterschied, erzählt der Restaurator weiter. „Seit einigen Tagen laufen auch die konkreten Planungen für die noch kommenden Transporte und Montagen für die Rubens-Schau. Glücklicherweise hat Corona uns bisher wirtschaftlich nicht sonderlich tangiert, wenngleich ich befürchte, dass dieses noch kommen wird. Die Steuereinnahmen gehen zurück, und das trifft uns dann sicher zeitversetzt in den nächsten Monaten.“

Weniger Stunden im Job, dafür mehr für die Kinder, so sieht aktuell der Alltag für viele Mütter aus. Denn die zusätzlich anfallende Betreuung von Kindern in der Corona-Krise wird derzeit vor allem von Frauen geleistet, so auch das Ergebnis einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Diplom-Restauratorin Gisela Tilly M. A., Mutter einer Tochter, kennt diese Herausforderung: „Ich habe zum Glück die Werkstatt im Haus integriert, da ist man ein bisschen flexibler. Aber man hat nicht immer die Ruhe.“ Sie ist die verantwortliche Restauratorin, die im Auftrag des Diözesanmuseums Paderborn das im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Altargemälde des von den Antwerpener Bildkünstlern Antonius und Ludovicus Willemssens für den Ostchor geschaffenen Hochaltars bearbeitet. Gisela Tilly sichert derzeit rund 80 bis 100 Leinwand-Fragmente. Parallel führt sie umfangreiche technische Analysen zur Pigmentbestimmung und zum Aufbau der Malschichten durch, um mehr über die Entstehung der barocken Gemälde in Erfahrung zu bringen. Auch diese Ergebnisse werden in der großen Rubens-Schau in Paderborn präsentiert. Dass sich Restauratoren in den letzten Wochen mehr auf die Objektrestaurierung selbst konzentrieren konnten, nimmt Ralph-Uwe Johann an, Geschäftsführer von Deffner & Johann (Röthlein/Schweinfurt). An seinem 1880 gegründeten und bis heute inhabergeführten Handel mit Restaurierungsbedarf führt als Restaurator kaum ein Weg vorbei. „Die Bestellungen aus dem In- und Ausland zeigen uns, dass die Restauratoren weiterarbeiten.“ Verlässlich ist das Team von Deffner & Johann erreichbar. Auch dort wird in Schichtdienst und mit den gebotenen Abstandsregeln gearbeitet. „Direkt nach der MONUMENTO Anfang März in Salzburg haben wir bereits ein Hygienekonzept umgesetzt und arbeiten seither danach“, so Johann. „Wir liefern derzeit wie gewohnt Bestellungen aus und haben im Versand bisher nur vereinzelt Verzögerungen.“ Die Arbeit der Restautoren geht also weiter. Der Kulturbetrieb steht ganz und gar nicht still.

Der Verband der Restauratoren (VDR) veröffentlichte die Ergebnisse einer Umfrage zu Corona, an der 262 selbstständige und 194 angestellte RestauratorInnen neun Tage im April 2020 teilnahmen. Diese gibt eine ersten Zwischenstand dazu, wie selbstständige und angestellte RestauratorInnen in Deutschland von den Corona-Einschränkungen während ihres Berufsalltags betroffen sind. Eine Zusammenfassung dazu lesen Sie in der kommenden RESTAURO 5/2020, https://shop.georg-media.de/restauro-magazin

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