15.07.2015

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Timbuktu – Hilfe aus Deutschland

der Besitzervermerk hingegen ist in dem für die Timbuktu-Region typischen maghrebinischen (westlichen) Stil geschrieben. Laut den Angaben auf einem separaten Stück Papier (auf der Abbildung oben) wurde das Manuskript im Jahr 1159 A.H. / 1746 u. Z. für 3 und 1/6 Miskal gekauft (1 Miskal entsprach ca. 7 mg Gold). Foto: CSMC
Dieses alte Manuskript (vielleicht 13. Jahrhundert) über die literarische Komposition liefert Beweise für den transsaharischen Bücherhandel des 18. Jahrhunderts. Der für den Osten charakteristische kalligrafische Stil verweist auf seine nahöstliche Herkunft, der Besitzervermerk hingegen ist in dem für die Timbuktu-Region typischen maghrebinischen (westlichen) Stil geschrieben. Laut den Angaben auf einem separaten Stück Papier (auf der Abbildung oben) wurde das Manuskript im Jahr 1159 A.H. / 1746 u. Z. für 3 und 1/6 Miskal gekauft (1 Miskal entsprach ca. 7 mg Gold). Foto: CSMC, Universität Hamburg

Dr. Abdel Kader Haïdara, Generaldirektor der Mamma Haïdardaraa Bibliothek in Timbuktu und Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation SAVAMA-DCI berichtet über den aktuellen Stand der Sicherung der Timbuktu-Manuskripte

Sie gehören zum kulturellen Erbe Afrikas, die wertvollen islamischen Handschriften aus dem 12. bis 20. Jahrhundert. Hunderttausende Manuskripte zeugen von der Verbreitung verschiedener afrikanischen Schriftsprachen und von den prägenden Kontakten in die arabische und europäische Welt. Religiöse, wissenschaftliche, literarische, politische und ökonomische Texte sind papierne Zeugen der malischen Tradition des Austausches, der Rechtssprechung, des hohen Wissenstandes ihrer Zeit. Über die dramatische Rettung der Handschriften und die ersten Hilfsmaßnahmen hat die RESTAURO bereits berichtet.

Eine der größten Unterstützerinnen bei der Sicherung der sogenannten Timbuktu-Manuskripte ist die in Düsseldorf ansässige Gerda Henkel Stiftung. In einem Pressegespräch am Rande der UNESCO-Welterbekonferenz bekräftigt Dr. Michael Hanssler, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, das langfristige Engagement seines Hauses: Über 600.000 Euro können künftig für die langfristige Sicherung zur Verfügung gestellt werden.

Mit der internationalen Unterstützung, die darüber hinaus auch von der us-amerikanischen Ford-Stiftung, der niederländischen Prinz-Claus-Stiftung und anderen Partnern gewährt wird, sollen die beschädigten Manuskripte restauriert und die zerstörten Bibliotheken in Timbuktu wieder aufgebaut werden, erklärt Dr. Abdel Kader Haïdara. Er berichtet von den eindrucksvollen Fortschritten, die seit der gefährlichen Notevakuierung der über 370.000 Manuskripte in die Hauptstadt Bamako im Süden Malis im Jahr 2012 erreicht werden konnten. Seitdem ist das provisorische Archivgebäude in Bamako ausgebaut, die geheimen Verstecke konnten von 10 auf sieben über die Stadt verteilte Häuser reduziert werden. Auch wurden bereits 22 Bibliotheken in Timbuktu wieder repariert. Denn dass die wertvollen Handschriften eines Tages wieder in den Norden Malis zurückkehren sollen, sobald sich die politische Lage stabilisiert hat, steht für Dr. Haïdara außer Frage. Doch noch ist die Furcht vor weiteren Übergriffen der Rebellen groß, auch wenn die Dschihadisten aktuell zurückgedrängt werden konnten.

Bis es soweit ist widmet man sich zunächst den konservatorischen Problemen der in Metallkisten eng gepackten Manuskripte und Ledereinbände, die durch das feuchte Savannenklima in der Hauptstadt entstehen. Malische Fachkräfte, deren jahrzehntelange Archivarbeit durch die Kämpfe im Norden zunichte gemacht wurde, haben ihre Arbeit wieder aufgenommen und werden durch weitere, auch von deutscher Seite ausgebildete Helfer unterstützt. Mittlerweile konnten 70.000 Manuskripte katalogisiert werden, 54.000 Handschriften zudem restauriert und die systematische Digitalisierung begann. In ein bis zwei Jahren, hofft Dr. Haïdara, könnten die Maßnahmen zum Noterhalt abgeschlossen werden.

Das Glaubensbekenntnis al -‘Aqida al-Wusta des Gelehrten al-Sanusi, der es im 15. Jahrhundert für fortgeschrittene muslimische Religionsschüler verfasste. Das Manuskript weist zahlreiche interlineare Anmerkungen in arabischer und einer Manding-Sprache, vielleicht Soninke, auf und liefert somit wichtige Belege für die geschriebene Form afrikanischer Sprachen. Foto: CSMC, Universität Hamburg

Im Oktober 2014 wurde Dr. Haïdara von Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit dem Deutschen Afrika-Preis für sein Engagement geehrt, das neben der Rettung von 95 Prozent der Handschriften auch ein klares Signal des Widerstandes gegen Kulturzerstörung und islamistische Willkür darstellt. Unsere Schriften sind über ihren archivalischen Charakter hinaus wertvoll, meint Dr. Haïdara: Ihr überliefertes Wissen zu rechtlichen, medizinischen und religiösen Fragen ist teilweise noch nie publiziert worden und könne doch in der heutigen politischen Situation so viele Lücken schließen. Mit Hilfe vieler Unterstützer ist der Anfang getan.

L.I.S.A., das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung informiert in sieben filmischen Episoden über die Bedeutung und die Rettung der Timbuktu-Manuskripte.

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