26.07.2020

Museum

Tiefdepot mit Technikzentrale

oben und rechts die Bögen des ehemaligen Kreuzgangs. Foto: GNM /Florian Kutzer
oben und rechts die Bögen des ehemaligen Kreuzgangs. Foto: GNM /Florian Kutzer

Das neue Tiefdepot im Großen Klosterhof des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg umfasst beachtliche 28.469 m³ Bruttorauminhalt und reicht über zwanzig Meter in die Erde hinein. Der spektakuläre Neubau wurde fünf Etagen tief in den Innenhof des Museums gebaut. Bis 2021 wird das Projekt fertig sein. RESTAURO sprach mit Oliver Mack M. A., Leiter des Instituts für Kunsttechnik und Konservierung (IKK)


Blick auf die Baustelle im ehemaligen Klosterhof. Links ist die alte Klosterkirche, oben und rechts die Bögen des ehemaligen Kreuzgangs. Foto: GNM /Florian Kutzer
Blick auf die Baustelle im ehemaligen Klosterhof. Links ist die alte Klosterkirche, oben und rechts die Bögen des ehemaligen Kreuzgangs. Foto: GNM /Florian Kutzer

Es ist das bisher größte Bauprojekt des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg in diesem Jahrhundert: der Neubau des Tiefdepots mit Technikzentrale im ehemaligen Hof des Kartäuserklosters. Dringend wurde es benötigt, denn seit Gründung des Museums im Jahr 1852, initiiert von Hans Freiherr von und zu Aufseß, ist der Sammlungsbestand mittlerweile auf mehr als 1,3 Millionen Objekte angewachsen. 

Damit ist das Germanische Nationalmuseum – es zählt zu den acht Forschungsmuseen der Leibniz-Forschungsgemeinschaft – nicht nur das größte kulturhistorische Museum des deutschen Sprachraums und zeigt großartige Sonder- und Dauerausstellungen, sondern auch eine Institution für kunstwissenschaftliche Forschungen.

Baumaßnahmen gibt es am Germanischen Nationalmuseum eigentlich immer, weiß Oliver Mack M. A., Leiter des Instituts für Kunsttechnik und Konservierung (IKK), der mit seinem Team schon einige Projekte begleitet hat: „Unser Museum ist ein komplexes Konstrukt aus 27 verbundenen Bauteilen.“ Seit Ende 2017 wird nun das unterirdische Tiefdepot gebaut. Dieses ist Voraussetzung für die anstehenden weiteren Sanierungen am Gebäudebestand des Germanischen Nationalmuseums: Vor allem der Südwestbau bedarf einer Maßnahme. Doch kann damit erst begonnen werden, wenn zusätzliche Lagerflächen für die Objekte vorhanden sind.

Wie es zum Bau des unterirdischen Tiefdepots und zu dieser besonderen Lage des Baugrundstücks  kam, führt Oliver Mack aus: „2007 wurden im Rahmen einer  Machbarkeitsstudie unterschiedliche Varianten geprüft. Damals entschied man, dass es  – unter Abwägung aller Argumente – insgesamt sinnvoll und wirtschaftlich ist  auf dem Museumsareal zu bauen. Dafür bot sich die Fläche unter dem Großen Klosterhof an. Das fünfstöckige Gebäude befindet sich unter der Erde. Weil man hier relativ nahe an der bestehenden Bebauung arbeitet, ergeben sich Herausforderungen, gerade was Setzungen angeht.“ Deshalb wurde die ungewöhnliche sogenannte Deckelbauweise mit einer überschnittenen Bohrpfahlwand gewählt, bei der das Gebäude zunächst von oben nach unten entsteht. Der Entwurf dazu stammt von dem Münchner Architekturbüro Schmidt-Schicketanz und Partner. Rund vierzig Millionen Euro kostet das Tiefdepot.

Insgesamt rund 3500 Quadratmeter Depotfläche wird es bereitstellen. Oberirdisch tritt es kaum in Erscheinung. Im ersten Untergeschoss liegt die Technikzentrale zur Versorgung des Depots, vor allem aber der umliegenden Gebäude. Die vier weiteren Untergeschosse sind für die Lagerung der Objekte und einige Arbeitsräume vorgesehen. An die Bestandsgebäude wird das Tiefdepot vor allem über Flure im ersten Untergeschoss des angrenzenden Ostbaus angeschlossen. Der Bau selbst reicht rund zwanzig Meter tief in den Boden und liegt elf Meter tief im Grundwasser. 

Schon lange vor Baubeginn, im Jahr 2012, gab es am Germanischen Nationalmuseum eine museumsinterne Arbeitsgruppe mit dem Baubeauftragten, Personal vom Technischen Büro und Restauratoren vom Institut für Kunsttechnik und Konservierung (IKK), die für das Depot einen Anforderungskatalog erarbeiteten. „Denn es genügt aus unserer Sicht bei Weitem nicht, nur isolierte Angaben zu einzelnen konservatorischen Bedingungen oder zur Nutzbarkeit der deponierten Bestände zu machen“, betont Oliver Mack. „Uns ging es ganz wesentlich darum, ein Gebäude zu bauen, das seinen Zweck über lange Zeit möglichst gut erfüllt. Und der ist natürlich in erster Linie das effiziente und nachhaltige Bewahren von Kulturgütern. Das Konzept wurde in der zweiten Schriftform als Raumbuch weitergeführt: Für die einzelnen Räume haben wir zwar  detaillierte Angaben gemacht, gleichzeitig aber auch versucht übergreifende Betrachtungen und konservatorisches Denken einzubringen, um die physikalischen Eigenheiten des doch sehr speziellen Bauwerks, Überlegungen zum IPM, zu Schadstoffen und ähnlichem situationsbezogen in die baulichen Bedingtheiten einbringen zu können. Gleichzeitig konnten wir damit den Architekten und Ingenieuren von Anfang an die Besonderheiten des Museums noch näher bringen.“ Speziell eingebracht wurden hier Vorstellungen von restauratorischer und kuratorischer Seite, aber auch was die langfristige Nutzbarkeit des Gebäudes angeht.

Lesen Sie weiter in der aktuellen Ausgabe der RESTAURO 5/2020. Titelthema: Museumsneu-  und Umbauten.

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