18.10.2024

Kulturerbe Museum

Tag der Restaurierung 2024

Alljährlich findet der Tag der Restaurierung am dritten Sonntag im Oktober statt. Das diesjährige Motto lautet "Restaurieren morgen". © Verband der Restauratoren
Alljährlich findet der Tag der Restaurierung am dritten Sonntag im Oktober statt. Das diesjährige Motto lautet "Restaurieren morgen". © Verband der Restauratoren

Alljährlich am dritten Sonntag im Oktober findet der Internationale Tag der Restaurierung 2024 statt. Er bildet den Abschluss der Woche der Restaurierung und wird seit 2018 veranstaltet. Das diesjährige Motto lautet „In guten Händen“.

Der Tag der Restaurierung wurde mit mehreren Zielsetzungen ins Leben gerufen. Ziel ist es zum einen, Menschen jeden Alters für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und das Bewusstsein für die zentrale Rolle der Restauratorinnen und Restauratoren bei der Erhaltung von Kulturgütern zu stärken. Es soll Wissen über den Beruf der Restauratorin und des Restaurators vermittelt und das breite, komplexe Arbeitsfeld dieser angewandten Wissenschaft, basierend auf ethischen Grundsätzen, verdeutlicht werden. Dabei wird aufgezeigt, welche große Verantwortung Restauratorinnen und Restauratoren für die Bewahrung unseres kulturellen Erbes tragen, indem sie materielle Zeugnisse unserer Gesellschaft in ihrer Unversehrtheit und Echtheit für kommende Generationen sichern. Zudem wird dargelegt, wie wichtig die restauratorische Expertise für Innovationen in der Kulturerbeforschung sowie für den nachhaltigen Tourismus ist. Schließlich soll veranschaulicht werden, welche hohen internationalen Qualitätsstandards die Berufsgruppe in 22 europäischen Staaten vertritt, um Kulturgüter zu bewahren.


Blick in die Zukunft

Das diesjährige Motto „Restaurieren morgen“ lädt dazu ein, einen Blick in die Zukunft zu werfen: Wie wird das Kulturerbe künftig bewahrt? Vor welchen Herausforderungen stehen Restauratorinnen und Restauratoren, und welche Future Skills werden sie benötigen? Angesichts von Fachkräftemangel, digitaler Transformation, Klimawandel und Umweltschutz werden sie neben Spezialwissen zunehmend interdisziplinäre Fähigkeiten und innovative Ansätze brauchen. Trotz dieser Veränderungen bleibt die direkte Arbeit am Original von zentraler Bedeutung. Restauratorinnen und Restauratoren werden auch künftig nicht nur technisches Know-how, sondern auch Kreativität und Flexibilität im Umgang mit neuen Anforderungen einbringen müssen. Ein umfangreiches Programm am Tag der Restaurierung 2024 bietet Besucherinnen und Besuchern Informationen zu diesen Fragestellungen und Themen.

Restaurator*innen ergründen den Bestand. Sie erhalten bisweilen faszinierende Einblicke in Herstellungs- bzw. Schaffungsprozesse eines Werkes. Foto: Oliver Tjaden © Verband der Restauratoren
Restaurator*innen ergründen den Bestand. Sie erhalten bisweilen faszinierende Einblicke in Herstellungs- bzw. Schaffungsprozesse eines Werkes. Foto: Oliver Tjaden © Verband der Restauratoren

Vielfältiges Programm

Zahlreiche Museen und Werkstätten sowie Ateliers öffnen ihre Pforten und laden am Tag der Restaurierung 2024 ein, neues rund um das Thema Restaurierung zu erfahren. Ein umfangreiches Programm bietet spannende Einblicke.
Im Wien Museum wird beispielsweise das Maskottchen des Museums, der metallenen Riesenwal Poldi, der sich sonst in luftigen Höhen befindet zu Boden gelassen. Die Besucherinnen und Besucher können den dabei zusehen, wie die Metallfigur gereinigt wird und den Restauratorinnen Fragen stellen. Zudem berichten die Restauratorinnen und Restauratoren über ihre jeweiligen Lieblingsprojekte. So gibt es eine Führung zu Ferdinand Georg Waldmüller aber auch eine Führung, in der die zuständige Restauratorin über die Vorbereitungen und die Einbringung historischer Kleider aus der Ringstraßenzeit in spezielle Großvitrinen. Daneben gibt es auch noch Führungen zu weiteren Themen.
Die Archäologische Staatssammlung in München lädt ein mehr über die archäologische Restaurierung zu erfahren. Das Museum hat eine vielfältige Sammlung, die Objekte aus der Frühzeit bis in die jüngste Vergangenheit bewahrt. Dementsprechend geben die Restauratorinnen und Restauratoren spannende Einblicke in ihre vielseitigen Tätigkeiten. Vorgestellt werden verschiedene Materialgruppen, laufende Projekte und Techniken. Besonders herausfordernd sind große Fundmengen und die Überarbeitung früherer Restaurierungen, insbesondere im Umgang mit Kunststoffen, die seit rund 100 Jahren genutzt werden. Die Veranstaltung wird gemeinsam von den Restaurierungsateliers der Archäologischen Staatssammlung, der TU München und den Restaurierungswerkstätten des Bayerischen Nationalmuseums organisiert. Alle öffnen am Tag der Restaurierung ihre Türen im gemeinsamen Gebäude.
Die Museen der Museumsinsel in Berlin möchten die Arbeit der Restauratorinnen und Restauratoren ins Rampenlicht holen. In den verschiedenen Sammlungen und Museen der Museumsinsel bieten Restaurierende exklusive Einblicke in ihre anspruchsvolle Tätigkeit. Ein besonderes Programm mit Führungen durch Ausstellungen, Restaurierungsateliers, Werkstätten und Depots eröffnet den Besucherinnen und Besuchern neue Perspektiven auf die Objekte und die Arbeit der Museen. So berichtet in der Alten Nationalgalerie die Restauratorin über die aufwändige Restaurierung einer Gemäldekopie nach Caspar David Friedrich, die durch Risse und Löcher in der Leinwand in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Die Skulpturensammlung zeigt unter anderem die Restaurierung von antiken Textilien aus Ägypten und eine Restauratorin des Hauses gibt Einblick in ihren Alltag. Ebenfalls in Berlin lädt das Schloss Charlottenburg ein, um neuste Erkenntnisse zu Caspar David Friedrichs Maltechnik zu erfahren.

Restaurator*innen widmen sich der Bewahrung der unterschiedlichsten Materialien. Foto: Oliver Tjaden © Verband der Restauratoren
Restaurator*innen widmen sich der Bewahrung der unterschiedlichsten Materialien. Foto: Oliver Tjaden © Verband der Restauratoren

Naturkatastrophen sorgen für Schäden an Objekten

Im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) in Pulheim-Brauweiler haben Besucherinnen und Besucher die seltene Gelegenheit, die Werkstatt für Papierrestaurierung des LVR-AFZ zu besuchen und historische Objekte aus nächster Nähe durch die Augen von Restauratorinnen zu betrachten. Im Rahmen des diesjährigen Mottos „Restaurierung morgen“ finden zwei Führungen statt, die sich auf die Gefahren für Archivgut durch klimatische Veränderungen konzentrieren. Themen wie Schimmel, Schädlinge, beschleunigte Alterungsprozesse und Naturkatastrophen, wie das Hochwasser 2021 in NRW und Rheinland-Pfalz, stehen im Fokus.
Die Papierrestauratorinnen des LVR-AFZ sind für die Konservierung und Restaurierung von nichtstaatlichem Archivgut im Rheinland zuständig. Neben Einzelobjektrestaurierungen umfasst ihre Arbeit die Erstellung von Schadenskatastern, Lagerungs- und Hygienekonzepten sowie Beratungen zu Schimmel- und Schädlingsbekämpfung. Anhand restaurierter Originale, wassergeschädigter Objekte und weiterer Schadensbilder erhalten Besucherinnen und Besucher Einblicke in das vielseitige Arbeitsfeld der Papierrestaurierung.
Der Frage, wie angegraute Gipsabgüsse wieder weiß werden, geht die Göttinger Sammlung der Gipsabgüsse auf den Grund. Vor nicht allzu langer Zeit wurden die Statuen und Reliefs der Göttinger Gipsabguss-Sammlung weiß überspritzt, doch nun verfärben sie sich zunehmend grau. Bei einem Rundgang durch die Sammlung erklärt die Restauratorin des Archäologischen Instituts die damit verbundenen Herausforderungen und demonstriert einige spezielle Reinigungsmethoden.
Neben diesen Führungen und Vorträgen gibt es am Internationalen Tag der Restaurierung 2024 noch weitere spannende Entdeckungen zu machen.

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