Die Gemäldegalerie präsentiert anlässlich des 450-jährigen Jubiläums des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster eine Sonderschau, die in Kooperation mit der Streitschen Stiftung entstanden ist. Unter dem Titel „Vom Canal Grande an die Spree. Die Streitsche Stiftung für das Graue Kloster“ präsentiert die Gemäldegalerie in Berlin die umfangreiche Sammlung von Sigismund Streit, die er 1752 in eine Stiftung überführte. Die Stiftung geht zurück auf den Berliner Kaufmann Sigismund Streit (1687–1775), der in Venedig tätig war. Er trat nicht nur als Sammler, sondern auch als Auftraggeber von venezianischen Künstlern wie Giovanni Antonio Canal, genannt Canaletto, Guiseppe Nogari und Jacopo Amigoni auf. In einer großzügigen Stiftung vermachte er seine kostbare Kunstsammlung seinem Berliner Gymnasium.
In der Ausstellung werden Meisterwerke der venezianischen Malerei und auch kulturhistorisch relevante Dokumente und Objekte der Streitschen Stiftung gezeigt. Zudem wird das Leben und Wirken Streits beleuchtet. Auch die Verbindung der Streitschen Stiftung mit dem ältesten Gymnasiums Berlins wird in der Ausstellung eingehend thematisiert. Die Streitsche Stiftung geht auf den einstigen Schüler des Grauen Klosters, Sigismund Streit zurück. Im Jahr 1687 wurde Sigismund Streit als Sohn eines Schmieds geboren. Er besuchte das Berlinische Gymnasium zum Grauen Stein und verließ es 1701 als Vollwaise. Im Anschluss absolvierte bei Verwandten in Altona eine Kaufmannslehre. Nach seiner Kaufmannslehre 1709 wandert er nach Venedig aus und konnte sich dort 1715 erfolgreich als selbstständiger Kaufmann am Fondaco dei Tedeschi (Handelshof der Deutschen) etablieren. Trotz seiner Auswanderung nach Venedig blieb Sigismund Streit seiner Berliner Schule stets treu und verbunden. Bereits 1751 trug er sich mit dem Gedanken eine Stiftung zugunsten des Gymnasiums am Grauen Stein zu gründen. Im Jahr 1752 war es dann soweit: Er errichtete eine erste Stiftung für das Berliner Gymnasium, bereits 1757 sandte er Bücher nach Berlin und 1758 folgten dann seine kostbaren Gemälde berühmter zeitgenössischer Künstler seiner Wahlheimat Venedig. Über Jahrzehnte hinweg stiftete er zudem umfangreiche Finanzmittel für das Gymnasium, von denen unter anderem Lehrergehälter, Schülerstipendien, der Bibliotheksausbau und Gymnasialbauten bestritten werden konnten.
Seit dem 18. Jahrhundert wurde daher im Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster (gegründet 1574) die Sammlung des Kaufmanns Streit in der Schulaula präsentiert, in den Nachkriegsjahren vertraute die Streitsche Stiftung ihre Gemäldesammlung der Gemäldegalerie Berlin als Leihgabe an. Sigismund Streit trat auch als Auftraggeber in Erscheinung. So gab er, nachdem er den ersten Teil seiner Sammlung nach Berlin gesandt hatte, auch gezielt für seine Sammlung Gemälde bei berühmten venezianischen Künstlern in Auftrag. Dazu gehören beispielsweise vier bedeutende Venedig-Veduten vom meisterhaften Canaletto, ein Bilderzyklus mit Darstellung venezianischer Feste eines unbekannten Meisters und zudem ein allegorischer Bilderzyklus zu Bildung und Erziehung von Guiseppe Nogari. Neben diesen außerordentlichen Arbeiten befindet sich auch ein Porträt von Sigismund Streit des venezianischen Künstlers Jacopo Amigoni in der Sammlung. Streit wollte mit der Stiftung dieser Meisterwerke dazu beitragen, dass das Lob und den Ruhm, der von ihm verehrten Republik Venedig nach Berlin ins Königreich Preußen getragen wurde. Aufgrund des Siebenjährigen Kriegs gelangten die Bilder erst 1763 an die Spree. Zu den Bedingungen Streits gehörte es, dass er eine Galerie in der Schule erwünschte. Später sollten die Gemälde, die er stiftete, die Aula des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Stein schmücken. Da Sigismund Streit kinderlos verstarb, vererbte er sein Vermögen sowie seine Sammlung dem Berlinischen Gymnasium am Grauen Stein.
Präsentation der historischen Hängung
Das 1574 gegründete Gymnasium feiert dieses Jahr „450 Jahre Graues Kloster“. Dies nimmt die Gemäldegalerie am Kulturforum zum Anlass die Gemälde aus der Sammlung von Sigismund Streit wieder in der historischen Hängung zu präsentieren. Eine Rekonstruktion der Hängung zeigt, dass die Bilder, wie es damals üblich war, dicht gedrängt in der sogenannten Petersburger Hängung präsentiert wurden. Neben der Stiftung von Streit wurden auch die Porträts der Schuldirektoren gezeigt. Zudem schickte Streit 1758 aus Venedig auch Bildnisse der preußischen König Friedrich-Wilhelm I. und Friedrich-Wilhelm II. sowie dessen Gemahlin, die vom Künstler Antoine Pesne angefetigt worden waren. Die Sonderausstellung erfährt eine Erweiterung durch Objekte, darunter auch viele Dokumente, die Aufschluss über das Leben des Stifters bieten, aus dem Bestand der Streitschen Stiftung. Objekte aus den Sammlungen des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Stein sowie durch zahlreiche Leihgaben der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und externer Leihgeberinnen und Leihgeber ergänzen und erweitern die feine Ausstellung. Ein Augenmerk liegt insbesondere darauf, dass anhand der Werke und Dokumente nicht nur das Leben und Wirken von Sigismund Streit, sondern auch seine Stiftung als Teil der Schulgeschichte beleuchtet wird.
Die Ausstellung vom „Vom Canal Grande an die Spree. Die Streitsche Stiftung für das Graue Kloster“ ist eine kuratorische Zusammenarbeit der Gastkuratorin Susanne Knackmuß (Streitsche Stiftung) mit Sarah Salomon, Kuratorin für europäische Malerei des 18. Jahrhunderts und deutsche Malerei des 17. Jahrhunderts an der Gemäldegalerie. Die Ausstellung findet vom 28. Juni bis zum 29. September 2024 statt und ist eine Sonderpräsentation der Gemäldegalerie – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit der Streitschen Stiftung.
Informationen zur Ausstellung
Vom Canal Grande an die Spree
Die Streitsche Stiftung für das Graue Kloster
28. Juni bis 29. September 2024
Kulturform, Gemäldegalerie
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18:00 Uhr