24.01.2019

Projekte

Spiel mit Vincent van Gogh

Das Van Gogh Museum Amsterdam präsentiert eine neue digitale Form, Vincent van Gogh und seine Kunst zu erleben. Die Seite unravel.vangogh.com lädt spielerisch zu Entdeckungen ein – und gibt eine Einweisung in technologische und kunsthistorische Untersuchungsmethoden

Auf der Website unravel.vangogh.com kann man zum Beispiel den Vorher-/Nachher-Zustand des restaurierten Gemäldes „Schlafzimmer in Arles“ von van Gogh entdecken. Foto/Screenshot: unravel.vangogh.com
Eine Mikroskopaufnahme von van Goghs „Das Meer von Les Saintes-Maries-de-la-Mer“ (1888) zeigt feine Sandkörnchen auf der Leinwand. Foto: van Gogh Museum Amsterdam

Unravel van Gogh – per Mausklick Geheimnisse lüften

 

„Van Gogh enträtselt“ heißt ein neues Angebot des Amsterdamer Van Gogh-Museums. Alles, was der Nutzer dieses Angebots braucht, ist ein Internetzugang und viel Zeit. Denn das Versprechen, die Geheimnisse des Künstlers zu enttarnen, ist mehr als eine nette Marketingidee. Die Internetseite unravel.vangogh.com gibt nicht nur Einblicke in und unter die Malerei – sie ist Sehschule, vermittelt Biografisches, gibt eine Einweisung in technologische und kunsthistorische Untersuchungsmethoden und führt in die Zeit der Bilder.

Ein Blick unter die Malerei

Das alles geschieht sehr spielerisch. So lädt die Seite beispielsweise zum Entdecken des unrestaurierten Gemäldezustands von Vincent van Goghs „Schlafzimmer in Arles“ ein. Während der Nutzer mit der Computermaus hin und her wischt, kommen Fehlstellen und Farbveränderungen zum Vorschein. Nach dieser ersten „Spielerei“ kann der Nutzer immer tiefer in die Geschichte eines Bildes eintauchen.
Anhand von „Blick auf das Meer bei Saintes-Maries-de-la-Mer“ wird beispielsweise von den Messern erzählt, die Vincent van Gogh beim Malen benutzte. Dazu gibt es ein historisches Produktblatt aus einem Verkaufskatalog und Informationen über einen windigen Tag am Meer, von dem der Sand auf der Leinwand zeugt. Eine Mikroskopaufnahme zeigt die feinen Sandkörnchen. Auch der Hinweis auf die Klammern, die der Maler benutzte, um die Leinwand so zu fixieren, dass sie nicht vom Wind weggeweht wird, fehlen nicht. Ebenso wie der Vergleich mit einem Bild vom gleichen Ort, das jedoch im Atelier entstand.

Internet versus Katalog

Bei der Ausrahmung Vincent van Goghs Gemäldes „Garden of the Asylum“ entdeckten die Restauratoren verschiedene Farben, die im Gemälde nicht (mehr) zu sehen sind. Warum und mit welchen Erkenntnissen, erzählt die interaktive Seite in kurzen, verständlichen Sätzen. Nebenbei kann der Nutzer den gemalten Krankenhausgarten in eine aktuelle Fotoansicht verwandeln. Auf diese Weise wird nicht nur ein Malerleben erzählt, es werden Grundlagen der Maltechnik vermittelt und in die restauratorische Arbeit eingeführt. Zu Beispielen kunstgeschichtlicher Forschung kommen Erkenntnisse aus der Provenienzforschung, die anhand von Rückseitenerkundungen leicht verständlich gemacht werden.
Natürlich findet man das, was unter unravel.vangogh.com vermittelt wird, auch in einem der zahlreichen Kataloge über den Künstler. Und natürlich kann man es dort besser nachlesen. Doch das Museum will nicht nur für Katalogbesitzer da sein. „Das Van Gogh Museum macht das Leben und das Werk Vincent van Goghs und die Kunst seiner Zeit zugänglich und erreicht damit so viele Menschen wie möglich, um sie zu inspirieren und zu bereichern“, heißt es unter der Überschrift „Mission“ im „Strategieplan 2018-2020“ des Museums. Diese Internetseite ist ein überaus eleganter und unterhaltsamer Weg, diesem Ziel näher zu kommen.

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