26.06.2019

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Sensationsfund aus dem 5. Jahrhundert

die der Altenburger Lößboden 1500 Jahre lang fast perfekt konserviert hat. Foto: Mario Jahn / Altenburg
die der Altenburger Lößboden 1500 Jahre lang fast perfekt konserviert hat. Foto: Mario Jahn / Altenburg

Bei Grabungen in der Nähe von Altenburg gab es für Archäologen Überraschung: Statt Urnengräbern stießen sie auf die Überresten einer jungen Frau, die der Boden 1500 Jahre konservierte

Bei Grabungsarbeiten in der Nähe des Altenburger Ortsteils Zschernitzsch erwartete die Archäologen eine große Überraschung: Statt der vermuteten Urnengräber machten sie Bekanntschaft mit den Überresten einer jungen Frau, die der Lößboden 1500 Jahre lang fast perfekt konserviert hat. Dass Ferngasleitungen (FGL) nicht für die Ewigkeit gemacht sind, freut Ines Spazier, Gebietsreferentin beim Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie dieser Tage ganz besonders. Denn der bis Sommer 2020 geplante Austausch der FGL 32 Räpitz-Niederhohndorf, die sich durch Sachsen und Thüringen schlängelt, eröffnet dem Team aus Archäologen seit April die Chance, eine Schneise von mehr als 20 Kilometern quer durch das nördliche Altenburger Land umzugraben.
Was sie fanden, „fühlt sich an, als würden Weihnachten, Ostern und auch noch Pfingsten auf einen Tag fallen”, schwärmt Ines Spazier beim Vor-Ort-Termin im Hanffeld an der Molbitzer Straße. Statt weiterer Urnengräber aus dem 9. Jahrhundert vor Christus entdeckten sie das Skelett einer jungen Frau, die vor etwa 1500 Jahren unweit der heutigen Straße ihre letzte Ruhestätte fand. „Ihr Tod datiert zurück auf die frühe Völkerwanderungszeit, wovon es bislang sehr wenige Funde im Altenburger Land gibt. Den letzten vor etwa 40 bis 50 Jahren“,erläutert Spazier. Geschmückt mit einem bronzenen Halsring, ist es dem für den Landkreis typischen Lößboden zu verdanken, dass das Skelett der etwa 25-jährigen Frau so gut erhalten blieb. „Im Sandboden hätten sich die Knochen zersetzt und wir hätten – wenn überhaupt – nur noch einen so genannten Leichenschatten gefunden.“ 1500 Jahre nach ihrem Tod überraschten ihre Überreste nun die Archäologen. Bestens erhalten wegen des typischen Altenburger Lößbodens.
Auch wenn das weibliche Skelett mit Abstand der spektakulärste Fund für die Archäologen ist, bot das Grabungsgebiet noch zahlreiche weitere Bodenschätze und macht die Gegend zu einer der fundträchtigsten Stätten des Freistaats. Nur ein paar hundert Meter weiter stießen die Grabungsmitarbeiter auf eine so genannte Hockerbestattung – ein menschliches Skelett mit angewinkelten Beinen, umgeben von Feuerstein und einem Beil. „Eindeutig ein junger Mann, weil rechts gehockt und nicht links, wie bei Frauen üblich, und noch mal 2000 Jahre älter als das Frauengrab“, weiß Grabungsmitarbeiterin und Zeichnerin Susanne Hauptfleisch. Bislang sei nur ein weiterer derartiger Fund in Thüringen bekannt. An acht verschiedenen Stellen fanden die Experten bislang Spuren der vergangenen Jahrtausende. „Noch mal so viele, wenn nicht gar mehr“ erhofft sich Spazier für die kommenden Monate, in denen auch die bei Kürbitz und Kosma entdeckten Siedlungsgebiete mit jeweils über 100 Fundstücken noch ausgiebiger erforscht werden sollen. Aus den Funden ergebe sich ein ganz fantastisches neues Siedlungsbild für das Altenburger Land, betont Ines Spazier. Auch Ralf Borschinsky vom Netzbetreiber Ontras Gastransport GmbH ist sichtlich beeindruckt. „Das Schöne bei diesem Projekt ist, dass wir genügend Zeit eingeplant haben, damit die Archäologen sich in Ruhe dem Gebiet widmen können, bevor wir loslegen.“ Denkbar wäre eine Ausstellung im Altenburger Schloss zu den Grabungsfunden der vergangenen 20 Jahre im Landkreis.

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