01.02.2017

Projekte

Schloss Heidelberg neu begehen


Virtuelles Schloss Heidelberg

 

Ein Architekturhistoriker und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat das Heidelberger Schloss virtuell rekonstruiert. Fünf Jahre arbeitete er an dem Projekt, das auch Thema seiner Habilitationsschrift ist. 

1,1 Millionen Touristen zieht es jährlich nach Heidelberg, um das über der Altstadt thronende Renaissance-Bauwerk zu besichtigen. Jahrhunderte lang war es Kriegen, Bränden und Umwelteinflüssen ausgesetzt, sodass heute nur noch Überreste des prunkvollen Bauwerks von 1683 vorhanden sind. Vor 100 Jahren gab es Bestrebungen, das Heidelberger Schloss wieder aufzubauen. Der komplette Baubestand war dokumentiert und vermessen sowie hunderte Pläne gezeichnet worden.

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Die Fülle von Bildquellen kam dem Forscher und Architekturhistoriker Julian Hanschke vom Institut für Kunst- und Baugeschichte am KIT gerade recht: vor fünf Jahren widmete er sich der Aufgabe, das Heidelberger Schloss virtuell zu rekonstruieren. Dass es nie zu einer Umsetzung des realen Wiederaufbaus gekommen war, provozierte die Möglichkeit, die Pracht und Originalität des Schlosses mit digitalen Mitteln wiederherzustellen und Schauplätze des Bauwerks auf virtuelle Weise erlebbar zu machen. Anhand historischer Pläne, Ansichten und Zeichnungen modellierte Hanschke jedes Detail des Schlosses am Computer nach. Die Arbeit ist vergleichbar mit der eines Spieleprogrammierers virtueller Welten. Der einzige Unterschied ist, dass seine Rekonstruktion keine Fantasiewelt sei, wie Hanschke schildert, sondern ein wissenschaftlich akkurater Nachbau, der bis in die kleinste Einzelheit auf historischen Quellen basiere.

Der gewaltige Schlosskomplex nimmt drei Gigabyte Speicherplatz ein. Foto: KIT
Blick in den Schlosshof um 1683. Foto: KIT
Prächtige Residenz: Rekonstruktion des Heidelberger Schlosses um 1683. Foto: KIT
Kapellenerker im Bibliotheksbau. Foto: KIT

Computersimulation ermöglicht Weitsicht

Wo leere Fensterhöhlen auf das Neckartal blicken und mit Efeu überwucherte Mauerreste in den Himmel ragen, kann der Besucher des Heidelberger Schlosses in der Simulation von Hanschke den einst wuchtigen, später zur Hälfte weggesprengten Dicken Turm besteigen. Er spaziert unter den Kreuzgratgewölben des Kaisersaals im Ottheinrichbau umher. Er erspäht den Figurenschmuck an der Fassade des Friedrichsbaus, der an einen venezianischen Palazzo erinnert. Er blickt in einer 360 Grad-Perspektive durch den Schlosshof im Jahre 1683.

Habilitationsprojekt

Seine Arbeit an der Computersimulation hat Hanschke mit einer 500 Seiten starken Publikation abgeschlossen. Seine Habilitationsschrift. Der Band enthält neben den ergänzenden Schlossansichten viele Fotos und historische Ansichten sowie eine fundierte, aufwendig recherchierte Schlossgeschichte.

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