28.10.2025

Branchen-News

Schließung des Restaurierungsstudiengangs an der HTW Berlin

Die HTW Berlin, eine zentrale Ausbildungsstätte für Restauratorinnen und Restauratoren, steht im Zentrum der Diskussion um Studiengangskürzungen. Foto: HTW Berlin/Alexander Rentsch
Die HTW Berlin, eine zentrale Ausbildungsstätte für Restauratorinnen und Restauratoren, steht im Zentrum der Diskussion um Studiengangskürzungen. Foto: HTW Berlin/Alexander Rentsch

Das Restaurierungsstudium an der HTW Berlin ist bedroht: Aufgrund geplanter Kürzungen im Hochschulbereich sollen ab 2026 keine neuen Studierenden mehr aufgenommen werden. Bereits eingeschriebene Masterstudierende können vorerst weiterstudieren, doch langfristig steht das Aus der Ausbildung im Raum. Fachverbände und Studierende warnen vor den weitreichenden Folgen für Kulturgutschutz und Fachkräftesicherung in Deutschland.

Der Berliner Senat hat im Dezember 2024 weitreichende Kürzungen im Hochschulbereich beschlossen. Diese Maßnahmen stehen im Widerspruch zu den geltenden Hochschulverträgen und betreffen unter anderem die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin). Als Reaktion auf die Entscheidung plant das Präsidium der HTW Berlin die Streichung mehrerer Bachelor- und Masterprogramme, darunter auch den Studiengang Konservierung und Restaurierung. Konkret wurde dem Fachbereich 5 empfohlen, ab dem Wintersemester 2026/27 keine neuen Studierenden mehr in den Bachelorstudiengang aufzunehmen. Für bereits eingeschriebene Studierende sollen die beiden Masterprogramme vorerst weitergeführt werden, jedoch droht spätestens 2031 das endgültige Aus für die Ausbildung im Bereich Restaurierung an der HTW. Die geplante Schließung des Restaurierungsstudiengangs an HTW Berlin hat in Fachkreisen und unter den Studierenden für große Besorgnis gesorgt. Bereits zum Dezember 2025 soll über die Zukunft des Studiengangs entschieden werden, sodass der Zeitdruck für alle Beteiligten erheblich ist.


Reaktionen von Berufsverband und Studierenden

Der Verband der Restauratoren (VDR) hat bereits Einspruch beim Kulturstaatsministerium, beim Berliner Senat und der Hochschulleitung der HTW Berlin eingelegt. In Abstimmung mit dem Studiengang werden zudem weitere öffentlichkeitswirksame Protestmaßnahmen geprüft. Der VDR betont, dass es sich bei der Streichung um einen tiefgreifenden Einschnitt in die Ausbildung von Restauratorinnen und Restauratoren handelt, der weitreichende Folgen für den Kulturgutschutz in Deutschland hätte.
Die Ausbildung qualifizierter Restauratorinnen und Restauratoren ist entscheidend für die Bewahrung des kulturellen Erbes. Fehlen diese Fachkräfte, stehen Museen, Archive, öffentliche Sammlungen sowie die Denkmalpflege und Archäologie vor erheblichen personellen Engpässen. Dies könnte langfristig die Fähigkeit Deutschlands beeinträchtigen, archäologische Funde wie die Himmelsscheibe von Nebra, technisches Kulturgut wie die Zeche Zollern oder audiovisuelles Erbe wie die Sammlungen des Museums für Fotografie und der Neuen Nationalgalerie fachgerecht zu bewahren.


Bedeutung des Studiengangs an der HTW Berlin

Die HTW Berlin gilt als einzigartiger Kompetenzstandort für die Restaurierung von technischem, industriellem, audiovisuellen und archäologischem Kulturgut. Das Studienangebot ist in Deutschland einmalig, insbesondere durch die Verbindung von Restaurierung technischen Kulturguts und Grabungstechnik. Eine Streichung würde diese Spezialisierungen und die damit verbundenen Kompetenzen unwiederbringlich verlieren. Der VDR warnt vor den Folgen einer Schließung des Restaurierungsstudiengangs an der HTW Berlin für die Innovationskraft und Entwicklung des Fachs. Eine Einschränkung der Studienmöglichkeiten würde die Restaurierung von Kulturgut um Jahrzehnte zurückwerfen und die Fachkräftebasis in Deutschland deutlich schwächen. Die fehlende Ausbildung könnte zu irreparablen Wissensverlusten sowie kulturellen und wirtschaftlichen Schäden führen.


Fachkräftemangel und gesellschaftliche Auswirkungen

Ein zentrales Argument gegen die geplante Schließung ist der bereits spürbare Fachkräftemangel im Bereich Restaurierung. In den vergangenen Jahren wurden ähnliche Studiengänge in Erfurt, Mainz, München und Potsdam entweder eingestellt oder stark eingeschränkt. Diese Entwicklungen haben die Ausbildungssituation und die praktische Erfahrung im Berufsalltag bereits belastet. Die Ausbildung in den Bereichen Malerei, Metall, Möbel, Glasmalerei, Papier, Textil, Foto, Film, Technik oder archäologische Funde erfordert spezifische Fachkompetenzen. Diese lassen sich nicht durch kurze Kurse oder Quereinstiege ersetzen. Jede Materialgruppe hat eigene Anforderungen, sodass eine standardisierte Ausbildung nicht ausreicht. Mit der Streichung eines Studienangebots wie dem der HTW Berlin ginge nicht nur ein Studienort verloren, sondern ein unverzichtbares Spektrum an spezialisierten Ausbildungswegen.


Forschung, Vernetzung und Internationalisierung

Restaurierungsstudiengänge sind nicht nur Ausbildungsstätten, sondern auch zentrale Orte der Forschung und Vernetzung. Sie fördern den Austausch zwischen Disziplinen und Ländern, entwickeln innovative Methoden, Materialien und digitale Techniken. Eine Schließung des Restaurierungsstudiengangs an der HTW Berlin würde diese Möglichkeiten erheblich einschränken. Darüber hinaus sind solche Studiengänge Aushängeschilder der deutschen Kultur- und Wissenschaftspolitik, die das internationale Renommee des Landes in der Restaurierungsforschung stärken.


Staatliche Verantwortung im Kulturgutschutz

Der Schutz und Erhalt von Kulturgut ist eine hoheitliche Aufgabe des Staates. Hochschulische Ausbildungsangebote im Bereich Restaurierung bilden die Grundlage, um dieser Verantwortung nachzukommen. Ohne qualifizierte Studienmöglichkeiten fehlt die Basis, um Kulturgut nachhaltig zu bewahren. Die geplante Streichung wirft somit auch Fragen nach der langfristigen Kulturpolitik auf.


Forderungen des VDR und der Hochschulgemeinschaft

Der VDR fordert ein umfassendes Beteiligungsverfahren, das Studierende, Absolventinnen und Absolventen, Berufsverband, Praxispartner sowie Institutionen einbezieht. Dabei soll offen und transparent geprüft werden, ob alternative Lösungen zur vollständigen Einstellung des Studiengangs möglich sind. Zudem verlangt der Verband eine klare Begründung der Entscheidung, einschließlich einer Darstellung der sozialen, wirtschaftlichen und kulturpolitischen Auswirkungen. Nur so könne die Tragweite der Schließung des Restaurierungsstudiengangs an der HTW Berlin realistisch eingeschätzt und eine fundierte Entscheidung getroffen werden.


Bedeutung für die Zukunft der Restaurierung in Deutschland

Die HTW Berlin ist ein zentraler Standort für die praxisnahe und wissenschaftlich fundierte Ausbildung von Restauratorinnen und Restauratoren. Der Verlust dieses Studiengangs hätte weitreichende Folgen für die gesamte Branche und würde die Ausbildung neuer Fachkräfte erheblich erschweren. Für den Kulturgutschutz in Deutschland ist es daher von entscheidender Bedeutung, dass spezialisierte Studienangebote erhalten bleiben. Vielfältiges Kulturgut benötigt unterschiedliche Fachkompetenzen – eine einheitliche Ausbildung kann den komplexen Anforderungen nicht gerecht werden.


Fazit

Die geplante Schließung des Restaurierungsstudiengangs an der HTW Berlin stellt eine erhebliche Bedrohung für die Ausbildung von Restauratorinnen und Restauratoren in Deutschland dar. Neben der unmittelbaren Wirkung auf Studierende und Hochschulen hätte sie auch langfristige Konsequenzen für Museen, Archive, öffentliche Sammlungen und die Denkmalpflege. Die HTW Berlin bietet einzigartige Ausbildungswege, die in Deutschland in dieser Form nicht wiederholt werden. Ein Erhalt des Studiengangs ist somit essenziell, um Fachwissen, Innovationskraft und die internationale Reputation im Bereich Restaurierung zu sichern. Gleichzeitig ist die Verantwortung des Staates im Kulturgutschutz untrennbar mit der Verfügbarkeit qualifizierter Studiengänge verbunden. Der VDR und die Hochschulgemeinschaft setzen sich daher für transparente Entscheidungsprozesse, Beteiligung aller relevanten Akteure und die Sicherung des Studiengangs ein. Die nächsten Monate sind entscheidend, um die Ausbildung von Fachkräften für den Erhalt des kulturellen Erbes in Deutschland langfristig zu sichern.

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