Ernst Ludwig Kirchner: Die Brücke bei Wiesen

Ernst Ludwig Kirchner: Die Brücke bei Wiesen

Wer vor mehr als hundert Jahren von einer Lungenkrankheit befallen wurde, reiste zur Liegekur nach Davos. Das hatte kulturelle Auswirkungen, wie die Sonderausstellung „Europa auf Kur. Ernst Ludwig Kirchner, Thomas Mann und der Mythos Davos“ sowie die digitalen Angebote des Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zeigen

Ernst Ludwig Kirchner: Die Brücke bei Wiesen, 1926, Öl auf Leinwand, Kirchner Museum Davos, Schenkung Landschaft Davos Gemeinde 1982. Foto: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg/Kirchner Museum Davos

Aufgebaut ist sie bereits seit Februar, aber Besucher:innen hat sie trotz stimmiger Konzeption und spannender Exponate bisher noch keine gesehen: Die Ausstellung „Europa auf Kur. Ernst Ludwig Kirchner, Thomas Mann und der Mythos Davos“ bleibt aufgrund der hohen Inzidenzzahlen im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg leider vorerst geschlossen.

Inzwischen sollen stattdessen digitale Angebote die Wartezeit verkürzen. Erzählt wird mit circa 300 Exponaten der Aufstieg der Stadt zum mondänen Ski- und Luftkurort in der Zeit um 1900. Ernst Ludwig Kirchner versuchte sich in Davos von den Schrecken des Ersten Weltkrieges zu kurieren und Thomas Mann schrieb hier den „Zauberberg“. Wegen der heilklimatischen Luft wurde Davos vor allem von Allergikern, Asthmatikern und Tuberkulosepatienten geschätzt.

Ein spannendes Ausstellungsthema. Doch dann kamen die Pandemie und so manche Wetterkapriolen dazwischen. „Der Aufbau war spannend“, beschreibt es lakonisch Prof. Dr. Daniel Hess, Generaldirektor des GNM. „Davos war im Februar komplett zugeschneit. Wir mussten die gesamten Transporte verschieben. Der ganz normale Wahnsinn eines Ausstellungsaufbaus.“ Aber er ergänzt auch: „Corona hat uns einen großen Schub verpasst, uns digital fortzuentwickeln.“

Auf diese Weise konnte die analoge Ausstellung quasi ins Netz geholt werden. Mit ihrem Format „Digital stories“ wollen die Ausstellungsmacher insbesondere einem jungen Publikum die Inhalte der Ausstellung virtuell schmackhaft machen. Der Ansatz ist überzeugend, trotzdem bleibt zu hoffen, dass die Exponate schon bald analog erlebbar sein werden. Auch die vielfältigen Dauerausstellungen sind vorübergehend geschlossen.

Mit rund 1,3 Millionen Objekten ist das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg das größte kulturgeschichtliche Museum im deutschen Sprachraum. Während der Corona-Pandemie kamen jedoch in den letzten Monaten kaum Besucher:innen und das Museum musste neue Konzepte zur Präsentation seiner Schätze entwickeln.

1852 gegründet umfasst es so bedeutende Werke wie „Der Erzengel Raffael und Tobias“ von Veit Stoss, Rembrandts „Selbstbildnis mit Halsberge“, „Mariae Verkündigung“ von Konrad Witz oder Hans Baldung Griens „Marter des Heiligen Sebastian“. Aber auch bedeutende archäologische Funde, wissenschaftliche Instrumente, Waffen, Jagdgeräte, Textilien, Schmuck, Möbel, Spielzeug, Designobjekte, historische Musikinstrumente und Kunst des 20. Jahrhunderts hütet das Haus. Pfingsten sollen – so hofft man – Ausstellung wie Sammlungen wieder vor Ort erlebbar sein.

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