06.02.2025

Denkmalpflege

UNESCO-Projekt unterstützt Mossuls Restaurierung

Von Tischusi71 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=76031668
Zu den zerstörten und jetzt wieder aufgebauten Gebäuden in Mossul zählt auch die Große Moschee des an-Nuri. https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=76031668

Die Wiedergeburt einer historischen Metropole: Mossul erstrahlt in neuem Glanz. Nach jahrelangen Restaurierungsarbeiten feiert die irakische Stadt Mossul ihre Wiedergeburt. Die UNESCO hat in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern die von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zerstörten Kulturstätten erfolgreich wiederaufgebaut. 


Wiederaufbau mit Unterstützung der UNESCO

Nach der Befreiung Mossuls von der IS-Herrschaft im Jahr 2017 begann ein beispielloses Restaurierungsprojekt. Die UNESCO lancierte die Initiative „Den Geist von Mossul wiederbeleben“ mit dem Ziel, die zerstörten Kulturstätten wiederaufzubauen und gleichzeitig die Seele der Stadt zu erneuern. Seit 2018 investierte die UN-Kulturorganisation gemeinsam mit Partnern rund 140 Millionen Euro in die Restaurierung historischer Stätten und die Wiederbelebung der Kultur in Mossul. Die Finanzierung erfolgte größtenteils durch die Vereinigten Arabischen Emirate und die Europäische Union. Insgesamt konnten 124 alte Häuser mithilfe dieser Mittel wiederhergestellt werden und so das kulturelle Erbe der Stadt und des Landes neu belebt werden.


Herausforderungen und Erfolge der Restaurierung

Die Wiederherstellung der zerstörten Bauwerke stellte die Restaurierenden zum Teil vor enorme Herausforderungen. Es galt nicht nur, die physischen Strukturen wiederaufzubauen, sondern auch die ursprüngliche Handwerkskunst und die kulturelle Bedeutung der Stätten zu bewahren. Ein Beispiel für die akribische Arbeit ist die Restaurierung des Al-Hadba-Minaretts. Vierundneunzig Prozent der Bevölkerung sprachen sich für einen originalgetreuen Wiederaufbau aus. Tausende Tonnen Schutt wurden durchsucht, um Originalsteine zu bergen. Das Minarett wurde auf dem noch stehenden, aber beschädigten Sockel neu errichtet. Die Restaurierungsarbeiten boten auch wirtschaftliche Chancen für die lokale Bevölkerung. Es wurden über 7 000 neue Arbeitsplätze geschaffen, und über 1 300 junge Menschen wurden in traditionellen Handwerken ausgebildet. Die Restaurierung Mossuls ist damit auch ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung des Landes, in dem sie die Zukunftsperspektiven junger Leute verbesserte.


Die Vollendung des Wiederaufbaus

Der Besuch von UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay in Mossul markierte am 5. Februar 2025 den offiziellen Abschluss der Restaurierungsarbeiten. Sie besichtigte die wiederaufgebauten Wahrzeichen der Stadt, darunter die Al-Nuri-Moschee mit dem Al-Hadba-Minarett, die Al-Tahira-Kirche und die Kirche Unserer Lieben Frau. Azoulay betonte die symbolische Bedeutung des Projekts: „Heute wird Mossul wieder zu dem Hoffnungsschimmer, der es nie hätte aufhören sollen zu sein, ein Modell dafür, wie man durch die Macht von Kultur und Bildung wieder aufbauen kann, im Irak und anderswo“.


Die historische Bedeutung Mossuls

Mossul, die zweitgrößte Stadt des Irak, blickt auf eine jahrtausendealte Geschichte zurück und gehört zu den ältesten Städten der Welt. Die Stadt an den Ufern des Tigris war seit jeher ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Religionen. Ihre strategische Lage machte sie zu einem wichtigen Handelszentrum und einer kulturellen Drehscheibe im Nahen Osten. Die Altstadt von Mossul beherbergte zahlreiche architektonische Schätze, die von der reichen Geschichte der Region zeugten. Besonders hervorzuheben sind die Al-Nuri-Moschee mit ihrem ikonischen Al-Hadba-Minarett, die Al-Tahira-Kirche und die Kirche Unserer Lieben Frau. Diese Bauwerke repräsentierten nicht nur verschiedene Epochen und Stilrichtungen, sondern symbolisierten auch die religiöse und kulturelle Vielfalt Mossuls.

Von الدبوني - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=154707081
Auch die Kirche Unserer Lieben Frau wurde wiederaufgebaut, hier zu sehen nach den Restaurierungsmaßnahmen. Foto: Wikimedia Commons

Die Zerstörung durch den IS

Im Jahr 2014 erlebte Mossul eine der dunkelsten Epochen seiner Geschichte. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) brachte die Stadt unter ihre Kontrolle und begann systematisch mit der Zerstörung des kulturellen Erbes. Mit Planierraupen und Sprengstoff wurden unersetzliche Kulturschätze dem Erdboden gleichgemacht. Die Extremisten bezeichneten diese Zeugnisse der Vergangenheit als „Unglauben“ und rechtfertigten so ihre barbarischen Taten. Die Verwüstung war verheerend. Achtzig Prozent der Altstadt wurden zerstört, während über 130 000 Häuser in Schutt und Asche lagen. Zahlreiche historische Stätten wurden unwiederbringlich beschädigt. Die internationale Gemeinschaft war schockiert über das Ausmaß der Zerstörung und die Brutalität, mit der das kulturelle Gedächtnis einer ganzen Region ausgelöscht werden sollte.


Die Bedeutung für die Zukunft

Die Restaurierung Mossuls geht weit über den physischen Wiederaufbau hinaus. Sie symbolisiert den Triumph der Kultur über die Zerstörung und zeigt, wie Gemeinschaften sich von scheinbar unüberwindbaren Krisen erholen können. Das Projekt hat nicht nur historische Stätten wiederhergestellt, sondern auch das kulturelle Erbe für künftige Generationen bewahrt. Es hat die religiöse und kulturelle Vielfalt Mossuls wiederbelebt und ein Zeichen der Hoffnung und des Wiederaufbaus für die gesamte Region gesetzt. Die offizielle Einweihung der restaurierten Stätten durch den irakischen Ministerpräsidenten al-Sudani steht noch aus und verspricht ein weiterer Meilenstein in der Wiedergeburt Mossuls zu werden.


Ein Leuchtturm der Hoffnung

Die Restaurierung Mossuls ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie internationale Zusammenarbeit und kulturelles Engagement selbst die tiefsten Wunden heilen können. Die Stadt, die einst Symbol der Zerstörung war, erstrahlt nun als Leuchtturm der Hoffnung und des Wiederaufbaus. Mossul zeigt der Welt, dass die Kraft des kulturellen Erbes, der Bildung und der Gemeinschaft stärker ist als jede Zerstörung. Die wiederaufgebaute Stadt steht als lebendiges Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit der menschlichen Kultur und als Inspiration für zukünftige Generationen. Die Geschichte Mossuls ist noch lange nicht zu Ende. Mit seinen restaurierten Kulturstätten und dem wiederbelebten Geist ist die Stadt bereit, ein neues Kapitel aufzuschlagen – eines, das von Vielfalt, Toleranz und kulturellem Reichtum geprägt sein wird.

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