22.08.2018

Porträts

Perspektiven stärken

Präsident des Verbands der Restauratoren (VDR)

Restaurierung und Konservierung geht Hand in Hand mit Respekt und Selbstbewusstsein. Warum das so ist, erzählt Dr. Jan Raue, Präsident des Verbands der Restauratoren

Am 1. Oktober 2017 trat Dr. Jan Raue seine Professur im Fachbereich Stadt, Bau, Kultur als Professor für Restaurierung und Konservierung von Wandmalerei an der Fachhochschule Potsdam an. Der 1963 in Leipzig geborene Diplom-Restaurator studierte Restaurierung von Wandmalerei und Architekturfarbigkeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (Diplom 1992) und Kunstgeschichte am Courtauld Institute of Arts London (Diploma 1994). Seine Doktorarbeit 2007 hatte das Thema „Architekturfarbigkeit des Backsteinbaus“.

Für Jan Raue ist die Restaurierung von Wandmalerei und der Polychromie von Architektur, besonders von mittelalterlichen Backsteinbauten in der Mark Brandenburg mit seinem farbigen Dekor, eine „geniale“ berufliche Aufgabe. Seit 2015 leitet Jan Raue den bundesweiten Fachverband der Restauratoren (VDR). Dieses Schiff steuert er mit ruhiger Hand. Die stürmischen Zeiten der Polemik sind durch einen geraden, sachorientierten Kurs ersetzt. „Ich freue mich darauf, die Perspektiven in diesem schönen Beruf wieder stärken zu helfen“, freut sich Jan Raue. „Die Lehre an der FH Potsdam gibt mir die Möglichkeit, den beruflichen Nachwuchs auf die sehr anspruchsvollen Aufgaben in der Konservierung und Restaurierung vorzubereiten. Zentral sind für mich zwei Begriffe, die in einem ausgewogenen Verhältnis stehen müssen: Respekt und Selbstbewusstsein vor den Aufgaben bei der Erhaltung der Kunstwerke. Wer heute dafür wirbt, Qualifikationen in den Denkmalberufen als ,Hürden‘ zu betrachten und möglichst abzuschaffen, der lässt mangelnden Respekt vor der Kunst erkennen. Für mich steht die Wissenschaftlichkeit des Handelns am Denkmal, speziell in der Restaurierung, außer Frage. Daher kann Restaurierung im Zusammenspiel von Theorie und Praxis in einem aufgeklärten und modernen Sinn nur auf Hochschulebene weiterentwickelt und -vermittelt werden. Nachwuchsmangel, demografischer Wandel, Digitalisierung, um nur einiges zu nennen, stellen gegenwärtig
große Herausforderungen für den Erhalt der Originale als Zeugnisse der Vergangenheit dar. Die Investition in die Studierenden ist eine Investition in
den Beruf – von daher eine ungebrochene Fortsetzung meiner Tätigkeit für den Berufsverband VDR – und damit eine Investition in unser kulturelles Erbe.“

Jan Raue ist kein Mann von Umschweifungen und Ausreden, sondern für seine klaren Worte bekannt. Für seine Offenheit und Ehrlichkeit, mit denen er  seinen Kollegen und Verbandsmitgliedern gegenübertritt, wird er geschätzt. Raues Formulierungen sind präzise und prägnant, er kommt auf den Punkt. „Konservierung und Restaurierung des materiellen Erbes ist eine der kulturellen Kernaufgaben in unserer Gesellschaft, besonders in einer Zeit, in der es um Identität und das Wissen vom Wie, Woher und Wohin in einem europäischen Kontext geht.“

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