15.10.2015

Kunststück

Ölberggruppe

von Friederike Ebeling

Die spätgotische Ölberggruppe aus dem österreichischen Stift Klosterneuburg wird derzeit von der Restauratorin Dorina Isabella Tschinkel restauriert. Sie fand es vor wenigen Jahren in einem ziemlich „gefährdeten Zustand“ auf dem Dachboden des Stifts. Anfang 2016 soll die Skulptur fertig sein, um im Stiftmuseum gezeigt zu werden.

 

Das Werk zeigt eine aus Holz gearbeitete polychrom gefasste Ölberggruppe mit fast lebensgroßer Christusfigur. Das Objekt wird um 1500 datiert. Da die meisten Ölberggruppen aus dem alpenländischen Raum aus Holz sind, geht die Restauratorin Tschinkel davon aus, dass die Skulptur in Österreich hergestellt worden ist.

Das wandbündige Werk fasst insgesamt 170 cm Höhe, 180 cm Breite und 66 cm Tiefe. Zentrale Figur ist Christus in betender Haltung. Rechts neben ihm Petrus als halbe Figur. Die Restauratorin nimmt an, dass er ursprünglich als ganze Figur existierte. Zudem ist der Arm von Petrus eine Leinwandimitation.Wahrscheinlich ist das Holzstück im Barock runtergefallen. Eine bemalte Leinwand sollte den Verlust ersetzen, sagt Tschinkel. Links vorne in liegender Haltung befinden sich Johannes und Jacobus. Die hinteren Figuren zeigen links und rechts einen Häscher, mittig ist Judas abgebildet. Die Figuren sind allesamt aus Linden-, die Landschaft aus Tannenholz.

Während der Restaurierung fand Tschinkel Brandspuren von Kerzen, Tannennadeln sowie Blumenkränze aus Federn und Perlen. Diese Relikte sprechen für eine damalige Verehrung der Ölberggruppe, so Tschinkel. Die Gegenstände lagen in den Hohlräumen der Figuren. Derzeit ist das Werk verpackt für die Stickstoffbegasung, um eventuelle Nagekäfer zu entfernen. Im Anschluss bringt die Restauratorin einen Schutzüberzug an, bevor es wieder in Klosterneuburg im Stiftmuseum gezeigt wird.

Ein Porträt über die Restauratorin Dorina Isabella Tschinkel lesen Sie in der RESTAURO 7/2015.  

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