01.06.2022

Museum

Öffentlichkeitsarbeit in der Restaurierung

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Der Arbeitskreis Konservierung/Restaurierung (Deutscher Museumsbund) lud Anfang November 2021 zu einer Tagung über Öffentlichkeitsarbeit in der Restaurierung. Alexandra Czarnecki, Babette Hartwieg, Ulrike Fischer und Joachim Kreutner organisierten das Symposium im Team

„Hinter den Kulissen oder vor der Kamera?“: Dem Thema Restaurierung und Öffentlichkeitsarbeit widmet sich die diesjährige Herbsttagung des Arbeitskreises Konservierung/Restaurierung im Deutschen Museumsbund. Foto: © Staatliche Museen zu Berlin, Alexandra Czarnecki

Die Initiatoren

„Wenn Sie als Restauratoren über ihre Arbeit sprechen, sichern Sie sich ihren Arbeitsplatz“, sagte Martin Hoernes. Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung. Da er weiß, wie Stiftungen ticken, war sein zweiter Tipp: Wer über seine Arbeit spricht, bekommt mehr Sponsorengeld. So praxisnah und voller Tipps, Anregungen und Aufrufe waren viele der Vorträge, die Anfang November in Berlin gehalten wurden. Dorthin hatte der Arbeitskreis Konservierung/Restaurierung beim Deutschen Museumsbund zu seiner Herbsttagung geladen.

Das Thema „Hinter den Kulissen oder vor der Kamera? Restaurierung und Öffentlichkeitsarbeit“ ist Mit-Organisatorin Alexandra Czarnecki. seit langem wichtig. Sie selbst hat ein Medientraining absolviert, um angstfrei und souverän über ihre Arbeit sprechen zu können. Nun wollte sie zusammen mit ihren Mit-Organisatoren Babette Hartwieg, Ulrike Fischer und Joachim Kreutner dieses Thema unter den Restauratorenkolleginnen und Kollegen publik machen und bot den Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmern nicht nur einen Tag voller Vorträge, sondern auch aktives Kamera- und Medientraining.

Wie sollten Informationen aufbereitet sein?

Allerdings scheint es nach den Erfahrungen von Sonja Mißfeldt, Pressesprecherin am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, viele, grundlegende Wissenslücken über Öffentlichkeits- und Pressearbeit zu geben. Außerdem warb Sonja Mißfeldt für Verständnis mit Journalistinnen, die schnell Informationen brauchen. Der Vortrag voller wichtiger Hinweise für Restauratorinnen und Restauratoren, die von ihrer Arbeit erzählen wollen „Was wollen Sie erreichen?“, fragte Mißfeldt und antwortete: „Sie wollen mit ihrem Projekt in den Medien präsent sein!“ Dazu brauche es nicht viel: Ein kleines, gut vorbereitetes Referat, das in kurzen Sätzen gehalten werde und ohne Fachbegriffe auskomme – oder mit ausführlichen Erklärungen der Fachbegriffe. Eindringlich erinnerte sie daran, dass die Zielgruppe eines Zeitungs-, Radio- oder Fernsehbeitrags keine Fachkollegen sind. Da Sonja Mißfeldt seit Jahren in Presseabteilungen arbeitet, kann man diese Hinweise durchaus als Desiderate ihrer Erfahrungen mit Wissenschaftlern und Restaurator:innen am Museum verstehen.

Bei Restaurierungsprojekten interessiert vor allem die Geschichte

Mechthild Kronenberg, ebenfalls Leiterin einer Presseabteilung bei den Staatlichen Museen zu Berlin, traut den Museumsangestellten nicht so viel zu wie ihre Nürnberger Kollegin. Sie warb in ihrem Vortrag eher dafür, dass die Restauratorinnen und Restauratoren mit ihrer Abteilung zusammenarbeiten, damit die Öffentlichkeitsarbeiter Texte für Eigenpublikationen schreiben oder Filme für die eigenen Kanäle drehen können. Ihr Appell an die Restauratorinnen und Restauratoren, über ihre Projekte zu sprechen, sie aktiv in die Öffentlichkeit (oder eben zur Abteilung Öffentlichkeitsarbeit) zu bringen, war durchaus eindringlich.  Denn: „Ausstellungskonzepte werden oft kritisiert. Bei Restaurierungsprojekten interessiert vor allem die Geschichte, die über ein Werk erzählt wird.“

Wie Öffentlichkeitsarbeit funktioniert

Wie Öffentlichkeitsarbeit sogar an einem der renommiertesten Museen der Welt gründlich misslingen kann, schilderte Robert van Langh, Leiter Konservierung und Wissenschaft am Rijksmuseum Amsterdam. Die BBC habe gemeldet, Rembrandts „Nachtwache“ sei fertig restauriert. Dabei habe man das berühmte Gemälde bisher nur untersucht. Ob es restauriert werde, stehe noch gar nicht fest. Es war großes Erstaunen aus Robert van Langhs Erwähnung der vermeintlichen BBC-Falschmeldung herauszuhören. Dabei gibt es für Staunen keinen Grund, denn es hätte in der Verantwortung des Museums, der Öffentlichkeitsarbeit und der Restauratoren gelegen, ihre wissenschaftlichen Untersuchungen so darzustellen, dass jeder versteht, dass das noch keine Restaurierung war.

„Restaurierung ist das Beste, was einem Museum passieren kann“

Auch wenn dieser Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Rijksmuseums gründlich schief ging, gibt es doch vieles, was in Amsterdam hervorragend funktioniert. Seit Robert van Langh 2006 an das Museum kam stieg die Zahl der Mitarbeiter in seiner Abteilung von 37 auf aktuell 97. „Restaurierung ist das Beste, was einem Museum passieren kann“, sagte van Langh und wies darauf hin, dass alle 60 neuen Stellen durch Sponsorengeld geschaffen wurden. Über die Untersuchungen der „Nachtwache“, die in einem Glashaus direkt im Museum stattfanden, sagte Robert van Langh, dass es keinen Zweifel gab, dass diese Untersuchungen in der Öffentlichkeit stattfinden mussten. Denn das Museum kann auf sein berühmtestes und beliebtestes Bild nicht verzichten. Das sei auch den Restauratoren klar gewesen, die unter der Situation im Glaskasten aber auch sehr gelitten hätten. Denn es sei „schrecklich laut gewesen“. Doch Robert van Langh wäre nicht Chefrestaurator des Rijksmuseums, wenn sein Schluss aus diesen Erfahrungen wäre, nie mehr vor Publikum zu arbeiten. Vielmehr sucht er nach Lösungen: „Wir haben die Firma Bose angefragt, ob sie uns nicht etwas entwickeln kann, damit es nicht mehr so laut ist.“

Gläserne Schauwerkstatt im Augustinermuseum Freiburg

Laut ist es bei Isabelle Rippmann und Nina Bongolan-Vedsted häufig. Denn die beiden Restauratorinnen arbeiten aktuell ebenfalls in einem Glaskasten im Augustinermuseum Freiburg. Allerdings haben sie sich selbst dafür entschieden, in der Öffentlichkeit zu restaurieren und sie haben die gläserne Schauwerkstatt mitentwickelt und entsprechend den Bedürfnissen einer Gemälderestaurierung eingerichtet. Daher ist für sie Besucher- und Medienpräsenz Teil ihrer täglichen Arbeit. Das sei nicht immer einfach und natürlich sehr zeitintensiv, sagten beide übereinstimmend. Deshalb raten sie zu klarer Kommunikation, „sonst wollen die Besucher mitmachen“. Trotzdem sind sie mit ihrer Entscheidung vor Publikum zu restaurieren, sehr zufrieden, denn: „Uns liegt sehr viel daran, den Beruf publik zu machen“, sagten sie und bezeichneten ihr Arbeiten unter den Augen der Öffentlichkeit als: „spannend, sehr lehrreich und dynamisch.“ Klar sei ihnen geworden, dass so eine Schaurestaurierung von der Vermittlung lebe und für die stehen sie gern zur Verfügung.

Ein besonderes Projekt war die Restaurierung der Westchorfenster des Naumburger Doms. Dafür richtete Projektleiter Ivo Rauch nicht nur eigens eine Werkstatt ein, sondern betreibt mit seinen Mitarbeiterinnen auch aktive Öffentlichkeitsarbeit. Erfahren Sie hier mehr dazu.

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