25.03.2025

Das Museum in der Kirche

Die Cäcilienkirche in Köln – Heimat des Museum Schnütgen. Foto: D. Schmitz

Die Cäcilienkirche in Köln dient heute als Museum Schnütgen und beherbergt eine bedeutende Sammlung mittelalterlicher Kunst, wobei der sakrale Charakter der Kirche erhalten geblieben ist.


Mittelalterliche Umwidmung

Die Cäcilienkirche in Köln, eine der ältesten Kirchen der Stadt, dient heute sowohl als Museum als auch als Kirche. Dieser Wandel der Nutzung ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie sich religiöse Orte über die Jahrhunderte an neue Gegebenheiten anpassen, ohne ihre spirituelle Bedeutung zu verlieren. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Geschichte der Kirche, ihre architektonischen Veränderungen und die Bedeutung ihrer Umwidmung zu einem Museum, das heute wichtige mittelalterliche Kunstwerke beherbergt.

Blick in den Chor mit der Goldenen Tafel von St. Ursula, Köln und dem Altarkreuz mit Bergkristallsockel. Foto: Stephan Kube

Die Geschichte der Cäcilienkirche

Die Cäcilienkirche befindet sich südlich der Kölner Innenstadt und zählt zu den zwölf großen romanischen Kirchen der Stadt. Ursprünglich wurde die Kirche auf den Fundamenten eines Damenstifts errichtet, das im späten neunten Jahrhundert gegründet wurde. Dieses Stift war der heiligen Cäcilia gewidmet, was der Kirche ihren Namen gab. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach umgebaut und erweitert.
Im zwölften Jahrhundert erfolgte ein erster größerer Umbau, bei dem der ursprüngliche ottonische Bau durch eine staufische Neubauphase ersetzt wurde. Die daraus resultierende Kirche war eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit einer flachen Decke, die im Osten durch ein Chorquadrat mit einer Apsis abgeschlossen wurde. Dieser Bau war charakteristisch für die Romanik und spiegelt die architektonischen Entwicklungen der Zeit wider. Im Jahr 1474 wurde die Kirche an die Augustinerinnen des Klosters Maria zum Weiher übergeben. Diese führten einige bauliche Änderungen durch, darunter die Hinzufügung einer Sakristei und den Umbau der hölzernen Decken in Gewölbe, was der Kirche ein neues architektonisches Gepräge verlieh. Im 19. Jahrhundert, um das Jahr 1850, wurde die Cäcilienkirche dann dem Kölner Krankenhaus zugesprochen, das sie für eigene Zwecke nutzte. Ein besonderes Kunstwerk in der Kirche war das Gemälde „Madonna mit dem Veilchen“ von Stefan Lochner, einem der bedeutendsten Maler der Kölner Schule. Darüber hinaus sind in der Kirche auch Wandmalereien aus dem Jahr 1300 erhalten. Ein weiteres berühmtes Kunstwerk schmückt die Westfassade der Kirche: der „Totentanz“ des Schweizer Graffiti-Künstlers Harald Naegli, auch bekannt als „Sprayer von Zürich“. Naegli sprühte dieses Werk im Jahr 1980 auf die Fassade der Kirche. Heute steht das Graffiti unter Denkmalschutz, doch leider wurde es im September 2024 durch eine Reinigungsaktion der Stadt Köln teilweise zerstört. Die Reinigung entfernte große Teile des Kunstwerks, sodass nur noch der Kopf und die Hände des „Totentanzes“ erhalten geblieben sind.

Blick in den Bandbau auf Skulpturen und Buchmalereien. Foto: Stephan Kube

Vom Gotteshaus zum Museum

Die Geschichte des Museums, das heute in der Cäcilienkirche untergebracht ist, beginnt mit der Schenkung einer umfangreichen Sammlung kirchlicher Kunst durch den Sammler Alexander Schnütgen an die Stadt Köln. Am 14. April 1906 übergab Schnütgen seine Sammlung der Stadt unter der Bedingung, dass diese einen geeigneten Ort zur Ausstellung der Kunstwerke bereitstellt. Die Stadt Köln kam dieser Forderung nach und baute einen Anbau an das damalige Kunstgewerbemuseum, um die Sammlung aufzunehmen. 1910 wurde das neue Museumsgebäude am Hansaring eröffnet und erhielt den Namen „Schnütgen-Museum“. Im Jahr 1932 wurde das Schnütgen-Museum von seiner Verbindung mit dem Kunstgewerbemuseum gelöst und benötigte einen neuen Standort. Die Suche führte schließlich zur Nutzung der Kirche St. Cäcilien, die sich als besonders geeignet erwies. Zunächst zog die Sammlung jedoch in das ehemalige Kloster St. Heribert in Köln-Deutz. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Museumsgebäude dort zerstört, doch glücklicherweise überstand die Kunstsammlung selbst den Krieg unbeschadet, da sie an verschiedenen sicheren Orten in Deutschland gelagert worden war.
Nach dem Krieg wurde die Suche nach einem neuen Standort für das Museum wieder aufgenommen. Der Architekt und Regierungsbaumeister Karl Band schlug vor, die Cäcilienkirche als neuen Museumsort zu nutzen. Die Kirche, die im Krieg stark beschädigt worden war, wurde in den 1950er Jahren nach Bands Plänen wiederaufgebaut. Ein moderner Anbau, der sogenannte „Bandbau“, wurde hinzugefügt, um Platz für ein Foyer und eine Bibliothek zu schaffen. Seitdem beherbergt die Cäcilienkirche das Schnürgen-Museum und bietet Raum für eine beeindruckende Sammlung mittelalterlicher Kunstwerke.

Neben vielen verschiedenen Materialien sind auch zahlreiche Buchmalereien in der Ausstellung des Museums zu sehen. Foto: Stephan Kube
Foto: Stephan Kube

Architektur und Nutzung

Der „Bandbau“ ist ein bedeutender Teil des heutigen Museums. In diesem Anbau befinden sich lichtempfindliche Textilien, ein Medien- und Leseraum sowie ein Zugang zum Cäciliengarten, einem ruhigen Ort im Herzen der Stadt. Der Anbau wird zudem für Veranstaltungen genutzt, was die Vielseitigkeit des Gebäudes unterstreicht.
2009 wurde das Museum Schnütgen durch einen modernen Glasbau mit dem benachbarten Rautenstrauch-Joest-Museum verbunden. Dieses architektonische Konzept schuf ein neues Raumgefühl und ermöglichte es, die historischen und modernen Elemente harmonisch miteinander zu verbinden. Das besondere Innenraumkonzept der Kirche, die nun als Ausstellungsraum fungiert, verleiht dem Museum einen einzigartigen Charme. Die mehr als 1000 Jahre alte Architektur der Kirche schafft eine beeindruckende Atmosphäre, die die Bedeutung der ausgestellten Kunstwerke noch unterstreicht.
Obwohl die Kirche heute primär als Museum genutzt wird, hat sie ihren sakralen Charakter nicht verloren. Die Cäcilienkirche bleibt ein geweihter Ort und wird weiterhin für religiöse Zwecke genutzt. So finden hier zweimal im Jahr Gottesdienste statt: einmal am Gedenktag der heiligen Cäcilia und einmal an Weihnachten. Diese Verbindung von sakralem Raum und musealer Nutzung macht die Cäcilienkirche zu einem besonderen Ort in Köln.

Foto: Rheinisches Bildarchiv
Ein Blick auf das Gemälde „Kunibertsmesse, Auffindung der Gebeine der hl. Ursula durch den hl. Kunibert, Köln, um 1640“ im alten Foyer. Foto: Rheinisches Bildarchiv

Die Kunstsammlung des Schnütgen-Museums

Das Museum Schnütgen beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher Kunst in Europa. Unter den vielen herausragenden Exponaten befindet sich die Parlerbüste, ein Werk aus der Zeit um 1400. Diese Büste ist ein Beispiel für die Kunst der internationalen Gotik und zeichnet sich durch ihre detailreiche Darstellung und die prächtigen Gewänder aus, die typisch für diese Epoche sind. Die Parlerbüste ist sowohl ein Meisterwerk der Bildhauerkunst als auch ein Symbol für die Verbindung von bürgerlicher und kirchlicher Kunst. Ein weiteres bedeutendes Kunstwerk im Museum ist das Kruzifix aus der Kirche St. Georg in Köln. Dieses Kreuz stammt ebenfalls aus dem Mittelalter und ist ein beeindruckendes Beispiel für die sakrale Kunst jener Zeit. Besonders hervorzuheben ist auch der Heribertkamm, ein kunstvoll gearbeiteter Kamm aus Elfenbein, der aus dem neunten Jahrhundert stammt und mit feinen Schnitzereien verziert ist. Der Kamm wird dem heiligen Heribert zugeschrieben und ist ein herausragendes Beispiel für die filigrane Elfenbeinkunst des Mittelalters. Neben diesen Werken gibt es viele weitere Kunstgegenstände, die im Museum Schnütgen bewundert werden können. Die Sammlung umfasst Skulpturen, Altäre, Reliquienbehälter und viele weitere Objekte, die das religiöse Leben des Mittelalters veranschaulichen.

Die Kirche und der Anbau für Verwaltung und Bibliothek. Foto: D. Schmitz

Die Bibliothek

Die Cäcilienkirche beherbergt nicht nur Kunstwerke, sondern auch eine umfangreiche Bibliothek. Diese Bibliothek umfasst etwa 35 000 Bände, die sich auf die Sammlungen des Gründers Alexander Schnütgen zurückführen lassen. Die Bücher sind von großer Bedeutung und bieten einen tiefen Einblick in die Geschichte der Kirche, der Kunst und der Kultur des Mittelalters. Leider ist die Bibliothek derzeit noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, doch es besteht die Hoffnung, dass dies in Zukunft geändert wird. Die Cäcilienkirche in Köln ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie sich sakrale Orte im Laufe der Zeit verändern können, ohne ihre Bedeutung zu verlieren. Heute ist die Kirche sowohl ein Ort der Kunst als auch des Glaubens, der Besuchern die Möglichkeit bietet, mittelalterliche Kunstwerke in einer einzigartigen Atmosphäre zu erleben.

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