09.08.2018

Projekte

Mit jeder Faser in die Geschichte eintauchen

das die 2014 verstorbene Ruth Foster-Heilbronn tragen musste

Bachelor-Absolventin Susanne Schuhmann restaurierte an der Technischen Hochschule Köln das KZ-Häftlingskleid der Holocaust-Überlebenden Ruth Foster-Heilbronn.

Die Trägerin des Kleids ist 2014 verstorben. Ruth Foster-Heilbronn war die einzige Überlebende des Holocaust in ihrer Familie. 1941 wurde sie von Lingen in Niedersachsen ins lettische Riga deportiert. Erst musste die damals 20-Jährige mitansehen, wie ihr Vater vor ihren Augen erschossen wurde. Ihre Mutter wurde drei Jahre später in einem Wald ermordet. Für sie selbst begann ein Wettlauf ums eigene Überleben. Zuerst im Ghetto von Riga, dann im Konzentrationslager Stutthof und schließlich beim Todesmarsch von Stolp in Pommern nach Lauenburg. Hier befreiten die Alliierten die entkräfteten Gefangenen.

1945 kehrte Foster-Heilbronn in ihren Heimatort Lingen zurück. Bleiben wollte sie hier nicht mehr. Sie ging mit ihrem Mann nach Großbritannien und gab sich den Namen Foster. 1986 kehrte sie zurück, um die Ehrenbürgerschaft der Stadt anzunehmen und in Schulen von ihrem Schicksal zu berichten. Auch das Kleid, das sie 1941 im Hafen von Riga auf dem Schiffsweg nach Stutthof erhalten hatte, hat einiges zu erzählen. Eigentlich wollte sie es der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem übergeben, entschied sich aber 1998 für das Forum Juden-Christen im gerade eröffneten Lern- und Gedenkort „Jüdische Schule“ in Lingen.

Bachelor-Studentin Susanne Schuhmann von der Technischen Hochschule Köln hat das Kleid nun im Rahmen der Studienrichtung Textilien und Archäologische Fasern am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft restauriert. „Dieses KZ-Kleid ist in seiner Aussagekraft und emotionalen Ausstrahlung etwas ganz Besonderes“, so die betreuende Prof. Dr. Annemarie Stauffer. „Das Bedeutende und Bedrückende an diesem Kleid ist, dass wir die Besitzerin kennen und ihre Geschichte aufgezeichnet wurde, im Gegensatz zu vielen vergleichbaren Stücken in Museen und Gedenkstätten“.

Zuerst analysierte Schuhmann die Beschaffenheit des Kleids und konnte ein Mischgewebe feststellen, das aus wiederverwendeten Textilien hergestellt worden ist. Die Mehrheit machten saugfähige, aber die Wärme nur schlecht haltende Celluloseregenerat-Fasern aus. Insgesamt konnten 15 verschiedene Arten von Fäden identifiziert werden. Die Lichteinwirkung war an den verblassten Stellen deutlich zu sehen. Das gilt auch für die notdürftig ausgebesserten Stellen, die je nach Jahreszeit gekürzt oder verlängert wurden. Eine andere Erklärung könnte sein, dass die Schnitte durch das Annähen von Manschetten entstanden sind.

Lesen Sie mehr in der RESTAURO 6/2018, die Mitte September 2018 erscheinen wird, www.restauro.de

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