einer der gefragtesten Restauratoren für Plastik des 20. Jahrhunderts
einer der gefragtesten Restauratoren für Plastik des 20. Jahrhunderts

Ein Schauatelier in Stuttgart

Noch bis zum 24. Februar zeigt die Staatsgalerie Stuttgart eine Ausstellung zum Oeuvre von Wilhelm Lehmbruck (1881–1919). Im Mittelpunkt steht hier die Skulptur der „Großen Sinnenden“. Peter Bux, einer der gefragtesten Restauratoren für Plastik des 20. Jahrhunderts, restaurierte das Highlight

Wilhelm Lehmbruck (1881–1919) ist den deutschen Museumsbesuchern vor allem durch seine Großplastik „Der Gestürzte“ von 1915/16 bekannt. Seine ebenso bedeutende, aber weniger bekannte „Große Sinnende“ ist nun in einer groß angelegten Schau in Stuttgart zu sehen. Von Auguste Rodin und Aristide Maillol inspiriert, zog es den Künstler von 1910 bis 1914 nach Paris, wo er seinen charakteristischen Stil im Zentrum der französischen Künstlerszene entwickelte und damit international Aufsehen erregte. 1913 nahm er als erster deutscher Künstler an der legendären Armory Show in New York teil.

Die Ausstellung trägt den Titel „Variation und Vollendung“ und konzentriert sich mit 75 Arbeiten auf Papier im Graphik-Kabinett sowie 33 Plastiken und einem Gemälde auf das Schaffen des Künstlers in seiner Pariser Zeit. Sie ist noch bis zum 24. Februar in der Staatsgalerie zu sehen. Im Mittelpunkt steht die frisch restaurierte „Große Sinnende“. Peter Bux, einer der gefragtesten Restauratoren für Plastik des 20. Jahrhunderts, hatte dafür umfangreiche Materialanalysen vorgenommen. Keine Naht, keine Fuge des Gips-Gusses entging ihm. Die Reinigung der Oberfläche, die meist ganz klassisch mit Wattebausch ausgeführt wurde, gestaltete sich einigermaßen aufwendig. „In der oberen Hälfte erwies sich eine Laserreinigung partiell als geeignet“, skizziert Bux den Einsatz von Hochtechnologie. Nach Abschluss der Reinigung war die Plastik jedoch „noch immer stark fleckig“. Bux entschied sich, die Unruhe auszugleichen. In Aquarelltechnik erreichte er eine deutliche Beruhigung der Oberfläche.

In Stuttgart konnte man die Restaurierungsarbeiten in einem einsehbaren Schauatelier verfolgen. Nur durch eine Glasscheibe getrennt, durften die Besucher dem Restaurator und Lehmbruck-Experten auf die Finger schauen. Die ansonsten hinter verschlossenen Türen getane Arbeit der Restauratoren den Besuchern zugänglich zu machen, sei ein alter Wunsch der Staatsgalerie gewesen, sagte Direktorin Christiane Lange. „Das Bewahren der uns anvertrauten Kunstwerke ist eine der grundlegendsten Aufgaben unserer Arbeit.“

Die Großen Sinnende nimmt jetzt eine zentrale Position im Auftaktraum der Schau ein: Gefeiert wird auch der Erwerb der Lehmbruck-Arbeit, denn sie und der Gestürzte waren zunächst nur Leihgaben. Schließlich gelang es jedoch, sich mit der Familie des Künstlers über den Preis zu einigen. Das Land Baden-Württemberg, die Museumsstiftung des Landes, die Kulturstiftung der Länder sowie die Ernst von Siemens Kunststiftung kauften drei Plastiken sowie 69 Druckgrafiken und Zeichnungen für insgesamt 3,9 Millionen Euro von der Familie an.

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