Eine Notfallbox hilft Restaurator:innen, im Schadensfall schnell zu reagieren. Diese Installation war in der Schau „Im Detail“ im Tiroler Landesmu- seum Ferdinandeum zu sehen. Besucher:innnen konnten dort in die sonst meist verborgene Welt der Konservierung und Restaurierung blicken. Foto: Wolfgang Lackner, Tiroler Landesmuseen

Ob Museumsausstellungen, Kunstmessen, Auktionen oder private Umzüge, vielfach werden Kunstwerke verschickt. Dahinter stecken immer eine teure Logistik, Fingerspitzengefühl – und viel Expertise.


Effizienz und Erfahrung

Der Spezialtransport von Kunstobjekten bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung und durchdachten Logistik, damit gewährleistet werden kann, dass die Sicherheit des Kunstwerks im Mittelpunkt steht. Dazu gehört neben der korrekten Verpackung der Einsatz von luftgefederten, klimatisierten Spezialfahrzeugen. Die ermöglichen die Fixierung von Kisten und Paletten und darüber hinaus auch die Reduktion von Schwankungen sowie Schwingungen. So werden die oft sehr fragilen Oberflächen der Kunstwerke keiner unnötigen Belastung ausgesetzt. Die Organisation des Kunstversands ist eine zentrale Aufgabe der Ausstellungsmacher sowie der Registrar:innen. Um die Komplexität des Transports zu meistern, sollte eine professionelle Transportfirma engagiert werden. Art-Handling ist das tägliche Brot dieser Unternehmen, weshalb sie auch alle Transportformalitäten übernehmen, darunter auch die Zollangelegenheiten. Akteure im Bereich der Kunstlogistik gehören überwiegend einem weltweiten Kunsttransportnetzwerk an, zum Beispiel ARTIM oder ICEFAT. Sie trumpfen mit mitunter jahrzehntelangen Erfahrungen im Transportgeschäft auf, sind Garant für eine effiziente Kommunikation und für die Anwendung der neuesten technischen Standards, wenn es darum geht, nationale und internationale Transporte abzuwickeln.


Hohe Ressourcen

Je nach Transportweg gilt es, bestimmte Besonderheiten zu berücksichtigen, die sich auf der Straße, im Luftraum oder auf See unterscheiden können. Die größte Flexibilität in der Auswahl des Fahrzeuges hat man beim Straßentransport. Man kann wählen zwischen Autotransporten, Bussen, verschiedenen Lkws, mit oder ohne Anhänger. Zu der Ausstattung von Lkws können Hebebühnen, Klimaregulierungen oder auch spezielle Federungen gehören. Außerdem unterscheidet man zwischen Direktfahrten und Sammeltransporten. Bei einem besonders langen Transport auf der Straße kann ein Overnight-Stop notwendig sein, was die Suche nach einem sicheren Ort zur Verwahrung des Lkws notwendig macht. Handelt es sich um einen Überlandtransport, braucht das Transportunternehmen ein CMR-Dokument. Darüber hinaus sind bei einem Kunsttransport immer zwei Fahrerinnen oder Fahrer notwendig, um den Lkw zu lenken und die Kunstobjekte sicher in die Innenräume zu bringen. Registrar:innen sollten im Vorfeld folgende Punkte klären: den Fahrzeugtyp, die Ausstattung des Fahrzeugs, die Transportroute, die Abfahrts- und Ankunftszeit, Möglichkeiten oder auch Schwierigkeiten bei der Anlieferung, den genauen Vorgang bei der Entladung und Einbringung der Kisten in die dafür vorgesehenen Räume und den Preis.


Hoch hinaus

Die Entscheidung für den Luftweg beinhaltet meist Transporte in das außereuropäische Ausland. Kleine Kunstwerke lassen sich per Luftfrachtkurier (Hand-Carry-Kurier) im Handgepäck verschicken, was sicher ist, aber auch nicht ganz günstig, weil Personalkosten und die Kosten für das Ticket mitbedacht werden müssen. Große Objekte gehören in den Laderaum des Flugzeugs. Eine Passagiermaschine kann da nur begrenzt Raum bieten und ist deshalb nicht für jeden Kunsttransport zu empfehlen. Für die Berechnung des sogenannten Volumengewichtes der Kunstsendung greifen Fluglinien auf eine eigene Formel zurück, die rechtzeitig erfragt werden sollte. Die Risiken eines Transports per Flugzeug sind: Das Handling am Flughafen übernehmen meist ungeschulte Cargo-Mitarbeiter:innen. Deshalb sollte in eine gute Kunstkiste investiert und im Idealfall auf einer Supervision oder Kurierbegleitung der Kunstkiste bis zur Palettisierung bestanden werden. Im Fall von Objekten, die unter Temperaturschwankungen leiden, sollte eine spezielle Klimakiste verwendet werden. Für den Lufttransport wird zudem immer ein Air Waybill (AWB), also ein Luftfrachtbrief benötigt. Vom Seeweg ist für den Kunstversand eher abzuraten, da die Ausstattung der Schiffe bescheiden ist. Objekte können in den Containern nicht fixiert werden. Auch die klimatischen Bedingungen und die Transportdauer machen einen Transport auf dem Seeweg riskant. Vom Nachteil ist auch, dass man keinen Einfluss darauf hat, wo der Container mit dem Kunstobjekt auf dem Schiff platziert wird, weswegen er ganz oben landen kann, wo er der Witterung ausgesetzt ist. Deshalb lehnen es manche Versicherungen ab, Kunst auf dem Seeweg zu versichern, oder sie erhöhen die Kosten.


Sicher ist sicher

Unabhängig von dem jeweiligen Transportweg sollte die Sicherheit immer im Vordergrund stehen. Dazu gehören die richtige Verpackung, eine passende Versicherung, Informationen zum Zollstatus und zu den besonderen Bedürfnissen der zu transportierenden Kunst. In Bezug auf die Verpackung gibt es eine breite Palette an Möglichkeiten für Kunst. Große Kunsttransportfirmen bieten ihr Know-how an, wenn es um den Bau von Kunstkisten geht. Auch die Versicherung der Kunstobjekte sollte im Vorfeld genau geplant werden. Voraussetzung ist die Schätzung des Werts des Kunstwerkes. Bei Ausstellungen regelt der Leihvertrag die Versicherungsbedingungen und die Versicherungspolice. Er wird meistens mit langjährigen Kooperationspartnern im Versicherungswesen aufgesetzt.


Von Nagel zu Nagel

Es gibt Policen, in denen die Versicherung Vorgaben macht, etwa im Hinblick auf die Verpackung, die Wahl des Transportmittels oder eine Kurierbegleitung. Meistens wird eine Versicherung von „Nagel zu Nagel“ gewählt. Sie beinhaltet den gesamten Transportweg, also Bewegungen des Objektes von der Abnahme im Museum bis hin zur Installation am Ausstellungsort und wieder retour. Der Zustand des Kunstobjektes sollte genau dokumentiert werden, vor und nach dem Transport. So lässt sich feststellen, in wessen Verantwortungsbereich ein etwaiger Schaden fällt. Im Fall eines Kuriers, der das Kunstwerk auf dem Transport begleitet, übernimmt dieser als Vertreter der verleihenden Institution die Aufgabe der Supervision. Diese Person kann über das Kunsttransportunternehmen gebucht werden. Besteht eine Versicherung nicht auf eine Kurierbegleitung, entscheidet die verleihende Institution nach Rücksprache mit dem Restauratorenteam über die Notwendigkeit einer Kurierbegleitung. Bei einem Transport per Lkw gibt es die Möglichkeit, dass der Kurier mit im Fahrzeug sitzt. Bei einem Transport per Flugzeug wird es schwieriger, denn die Sicherheitsvorkehrungen der Flughäfen verhindern oft eine permanente Begleitung. Ein Kurier muss häufig schnell Entscheidungen treffen, wenn andere das Kunstwerk auf dem Transportweg nicht sachgemäß behandeln. Ein vehementes Einschreiten kann darüber entscheiden, ob ein Kunstwerk Schaden nimmt oder nicht. Dabei begleitet ein Kurier oft nicht nur den Transport, sondern ist auch beim Ausstellungsauf- und -abbau dabei. Weil er mit dem Kunstwerk vertraut ist, kann er wertvolle Tipps geben, wie es gehängt oder installiert werden muss.


Bürokratie gefragt

Wenn Kunstgegenstände ins Ausland transportiert werden, können sie mit Zollbehörden in Kontakt kommen. Dann benötigt die Spedition eine Deklarierung des mitgeführten Kunstwerkes, ob in Form einer Ankaufsrechnung oder Handelsrechnung. Kunstwerke haben generell den Status einer Zollware, wenn sie bislang nie versteuert und in ein Land eingeführt wurden, sondern nur in einem Zollfreilager deponiert waren. Zollwaren müssen immer von einem Zollpapier begleitet werden. Selbst wenn es sich lediglich um einen Transport innerhalb einer Stadt handelt, sind Zollpapiere notwendig. Jede Änderung am Objekt, etwa der Verpackung, unterliegt der Meldepflicht an die zuständige Zollstelle. Kunstspeditionen nehmen der Kundschaft die Papierarbeit rund um den Zoll ab. Dennoch bleibt das jeweilige Museum oder Auktionshaus der Letztverantwortliche.


Timing ist alles

Wird ein Kunstwerk von einer Institution aus einem zollpflichtigen Land gekauft oder geliehen, muss sie dem Zoll melden, ob es sich um eine definitive oder eine temporäre Einfuhr handelt. Darüber hinaus gehört es zu den Aufgaben der Zollbehörden, bei der Einfuhr von Kunst aus der EU eine Ausfuhrbewilligung zu erteilen. Der gesamte Transportpreis hängt von der Transportart, Verpackung und der zusätzlich gebuchten Services wie Kurier, Sicherheitsbegleitung und Art-Handling bei der Installation und beim Abbau von Kunstwerken ab. Auch Termine haben einen Einfluss auf die Preise. Bei einem kurzfristigen Kunsttransport kommen oft Zuschläge hinzu. Zu bedenken ist zu guter Letzt auch eine Hochsaison bei den klassischen Kunsttransportunternehmen. Dabei handelt es sich um Ausstellungen der großen Museen, die meist im Frühjahr und Herbst stattfinden.

Weiterlesen:  Seit Jahren hofft Wien, seine Altstadt möge doch bald von der Roten Liste des UNESCO-Kulturerbes gestrichen werden.

 

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