Kulturelles Erbe: Die „denkmal“ – die Europäische Messe für Restaurierung, Denkmalpflege und Altbausanierung in Leipzig – steht diesmal im Zeichen von nachhaltigem und ressourcenschonendem Bauen, Kulturgutschutz und Erhaltung der Industriekultur (24. bis 26. November 2022)
Das kulturelle Erbe der Industrialisierung ist in kaum einer anderen Region Deutschlands in so vielen historischen Beispielen erhalten wie in Sachsen. Nirgendwo gibt es mehr Technikmuseen und -sammlungen an Originalschauplätzen. 2020 wurden „500 Jahre Industriekultur Sachsen“ gefeiert mit zahlreichen Projekten, die sich mit der Industriegeschichte des Bundeslands beschäftigten. Und die ist eng mit der Leipziger Messe verbunden. Sie reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung (STIGA), die in diesem Jahr ihr 125. Jubiläum feiert, der Leipziger Messe mit 2,3 Millionen Besuchern zu neuem Aufwind verhalf, nachdem vorbeugender Infektionsschutz aufgrund der Cholera-Epidemie in Hamburg viele frühere Messeteilnehmer Leipzig meiden ließ. Damit war die wirtschaftsfördernde Idee zur STIGA geboren. Sie fand 1897 parallel zum Jubiläum „400 Jahre Verleihung Messeprivileg“ durch den späteren Kaiser Maximilian I. statt.
„Neue Wege mit dem Erbe: Lebendige Industriekultur?“
Ihr Gütesiegel fungierte noch Jahrzehnte später als Werbeelement für die beteiligten Aussteller, ähnlich wie prämierte „denkmal“ Aussteller heute mit der „denkmal“-Goldmedaille werben, die zu jeder „denkmal“ an zehn Aussteller verliehen wird. Die Ergebnisse von „500 Jahre Industriekultur Sachsen“ sollten eigentlich auf der „denkmal“ 2020 vorgestellt werden. Die Pandemie kam dazwischen. Vielleicht ist deshalb das Thema Industriekultur auf der „denkmal“ 2022 umso mehr präsent. Etwa im Themenblock „Neue Wege mit dem Erbe: Lebendige Industriekultur?“ Das Institut für Neue Industriekultur – INIK GmbH liefert dabei Beispiele denkmalgerechter Nachnutzung industriekultureller Standorte und Dr. Jan Kobel von der Plattform www.kulturfabriken.eu informiert über den Abrisswahn im ländlichen Raum, wo handwerklich errichtete Industriekultur gefährdet ist. Das ist sie natürlich auch durch den Klimawandel. Stürme, mit Trockenheit verbundene Dürreperioden, Hochwasser und Überschwemmungen stellen eine erhebliche Gefahr für Baudenkmale aller Couleur dar. Hier sind angepasste Lösungen gefragt. Auf der „denkmal“ simuliert der Verband der Restauratoren (VDR) deshalb an seinem Stand H50 in der Halle 2 eine Katastrophensituation, der er mit einem Rettungscontainer begegnen möchte.
Mit dabei: Der Abrollcontainer Kulturgutschutz des Kölner Notfallverbundes
Der Abrollcontainer Kulturgutschutz des Kölner Notfallverbundes, der sich bereits als nachhaltiges Rettungssystem erwiesen hat, wird nach Leipzig transportiert. Fachleute und interessierte Laien sollen konkret nachvollziehen, wie künftig Erste Hilfe für geschädigte Objekte ablaufen kann. Ein Zwischenstand, denn bei dem Kölner Modellprojekt Notfallcontainer soll es nicht bleiben. Am 13. Juli 2022 hat das Bundeskabinett zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen in Deutschland die Einrichtung weiterer Container beschlossen. Diese könnten modulweise für unterschiedliche Katastrophenszenarien ausgestattet werden. Die vier von der letzten Flutkatastrophe betroffenen Bundesländer sind nun gefragt, die Beschaffung der bis zu zehn Container durchzuführen. Der nach Leipzig transportierte Container soll als Prototyp dienen. Er lässt sich problemlos bewegen, ist kompatibel mit dem Fuhrpark aller Blaulichtorganisationen und könnte universell eingesetzt werden.