10.08.2016

Projekte

Konservierungskampagne für die Römersteinwand

Johann Nimmrichter

 

Die 1831 errichtete Römersteinwand des Schlosses Seggau in der Steiermark ist einer permanenten extremen Witterung ausgesetzt und erfordert regelmäßige Konservierungs- und Pflegemaßnahmen. Die Abteilung für Konservierung und Restaurierung des österreichischen Bundesdenkmalamts (BDA) hat im Juni 2016 eine Probe- und Musterarbeit für eine Konservierungskampagne durchgeführt und geschädigte Römersteine konservatorisch versorgt. Überdies wird ein Gesamtkonzept erarbeitet, welches sowohl nachhaltige Konservierung als auch Maßnahmenvorschläge enthält, die besseren Witterungsschutz gewährleisten.

Die Römersteine von Schloss Seggau stammen von Gräberfeldern einer einstigen Römerstadt, am Fuße des Schlossbergs. Aus der Untersteiermark, der Weststeiermark und Kärnten wurden die unterschiedlichen Marmorsorten bezogen, jedoch konnten bereits am Ursprungsort, je nach Dauer der Aufstellung, verschiedene Verwitterungserscheinungen festgestellt werden. Diese galt es nun konservatorisch vorzubeugen. Die Steine wurden im ersten Jahrhundert zur Gewinnung von Werksteinen für den Bau eines Wohnturms eingesetzt und für die Schlichtung plastisch vorkragende Formen abgemeißelt.

Die Römersteinwand in Schloss Seggau war im Juli 2016 Ziel eines Monitoringprojekts. Foto: Bundesdenkmalamt/ Johann Nimmrichter
Die römischen Grabsteine wurden bereits im Mittelalter für den Burgbau verwendet. Foto: Bundesdenkmalamt/ Johann Nimmrichter
Durch die Hinterfüllung mit Nanokalk erfolgt eine strukturelle Festigung des Marmors. Foto: Bundesdenkmalamt/ Johann Nimmrichter
Die Arbeiten mit dem Laser erforderten spezielle Sicherheitsmaßnahmen. Foto: Bundesdenkmalamt/ Johann Nimmrichter
Bei näherer Betrachtung zeigt der Marmor ein bereits stark verwittertes Erscheinungsbild, das durch Nanokalkbehandlungen konsolidiert werden konnte. Foto: Bundesdenkmalamt/ Johann Nimmrichter
Die strukturelle Festigung des Steins erfordert eine millimetergenau dosierte Applikation des Füllstoffs. Foto: Bundesdenkmalamt/ Murat Yasar

Römersteinwand konservieren  

Die Spolien kamen ein weiteres Mal zum Einsatz, als sie nach dem Abbruch des Alten Turms wieder sichtbar und als eindrucksvolles Lapidarium in eine Arkadenwand eingebaut wurden. Zudem erweckte ein durch Putzrahmungen scharfkantig geometrisch entstandenes Gebilde den Effekt einer Bildergalerie. Die Römersteine waren somit über beinahe 150 Jahre unter Kalktünchen vor Witterung geschützt.

Der Verfallsprozess der Römersteine setzte Mitte des 20. Jahrhunderts wieder ein, als bei Sanierungsarbeiten die Tünchen abgeschabt wurden und Mikroorganismen als auch Algen in die offenen Zwischenräume eindrangen. Durch das Einwirken von Wasser und Frost vergrößerten sie sich zusätzlich.
Das BDA stellt fest, dass seit Beginn seines permanenten Monitorings 1993 die Anzahl der beschädigten Steine sich mehr als verdreifacht hat. Über Ultraschallmessungen fand man jedoch heraus, dass es noch keine weiteren Verschlechterungen in den Tiefen des Marmors gibt.


Ziel der Restaurierungskampagne ist es, das bestehende Erscheinungsbild aufrechtzuerhalten. Während der Probe- und Musterarbeit wurde bei der Reinigung zum einen auf mechanische Feinwerkzeuge, zum anderen auf die Laserreinigung zurückgegriffen. Mit Hilfe der Kalkmörteltechnik wurden kleine wasserabweisende Anböschungen mit geringen hydraulischen Zusätzen ausgeführt. Durch die Hinterfüllung mit Nanokalk gelang es, die Kristalllagen des Marmors zu stabilisieren und gleichzeitig die offenen Zwischenräume zu füllen. Im Laufe der Arbeiten wurde stets auf organische Konservierungsmaterialien verzichtet.

Damit in Zukunft ein konzentriertes Monitoring gewährleistet werden kann, ist die Bestimmung und Dokumentation von Referenzobjekten wichtig. Dabei soll eine hochauflösende Laserscantechnologie das Monitoring unterstützen. Ziel ist es, durch gezielte Konservierungsmaßnahmen und Schutzvorrichtungen ein Gleichgewicht zu schaffen, das durch konsequentes Monitoring, in Kombination mit Pflege und Wartung, bewahrt wird.

Mehr zum Thema Steinkonservierung finden Sie in der Restauro 07/2016, die ab 10. Oktober im Shop für Sie erhältlich ist. 

Zusätzliche Informationen zur Konservierungskampagne von Schloss Seggau lesen Sie hier. 

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