Auf der Herbstauktion „Alte Meister und Kunst des 19. Jahrhunderts“ des Auktionshauses Karl & Faber lassen sich besondere Schätze finden. Zu den Highlights zählen Meisterstücke in frühen Druckzuständen von Albrecht Dürer, Martin Schongauer sowie Rembrandt und Goya. Neben der künstlerischen Expertise der Künstler und Künstlerinnen fasziniert auch die Geschichte der Kunstwerke – von spannenden Entdeckungen bis hin zu mitreißenden Provenienzgeschichten. Welche erlesenen Werke von Josse de Momper, J. F. A. Tischbein sowie dem Meister des Verlorenen Sohnes am 15. November angeboten werden, lesen Sie hier.
Tragische Liebe
Als Vorbild für das Gemälde „Der Triumph der Liebe“ von Frans Francken II. fungierte Ovids „Metamorphosen“ und Petrarcas „Trionfi“. Auf dem um 1621 entstandenen Ölbild ist eine Versammlung unglücklich Liebender aus der griechischen Mythologie zu sehen. Mit einer Taxierung von 30.000 bis 40.000 Euro zählt das Werk zu den begehrtesten Angeboten der Auktion. Durch seine präzise, wie feine malerische Inszenierung verleiht der Antwerpener Maler eine fließende Darstellung mehrerer tragischer Paare wie Herakles und Omphale sowie Jason und Medea mit zarten Farbakzenten.
Auch aus Antwerpen stammt das Gemälde des Künstlers Meister des Verlorenen Sohns: auf Eichenholz stellte er „Maria und das Jesuskind“ (1530-1560) umgeben von ihrer Heimatlandschaft dar. Mit sanfter Farbigkeit und einer realistischen sowie detailreichen Abbildung der Natur besticht dieses charakteristische Gemälde auf der Karl & Faber-Auktion. Ursprünglich aus badischem Adelsbesitz stammend, wird es bei der Auktion für 50.000 bis 70.000 Euro aufgerufen.
Dramatischer Kontrast
In seiner späten Schaffensperiode um 1620 erschuf einer der damals führenden flämischen Landschaftsmaler, Josse de Momper II. das auf 30.000 bis 60.000 Euro geschätzte Werk „Weite Berglandschaft mit Achsenbruch“. Mit einer markanten Trennung zwischen Vorder- und Hintergrund schafft das Gemälde eine atmosphärische Perspektive: Während im Vordergrund ein Kutschenunfall dramatisch dunkel in Szene gesetzt wird, besticht der hellere Hintergrund durch eine sanfte, ruhige Landschaft.
Italienische Meisterwerke
Ein weiteres Highlight der Auktion ist das Werk „Der heilige Josef hält das Jesuskind“ von Domenico Tiepolo. In vertrauter Position wiegt der heilige Josef das Jesuskind liebevoll in seinen Armen. Für 40.000 bis 60.000 Euro kann dieses außergewöhnliche Gemälde erworben werden, das unter anderen Werken Tiepolos im 18. Jahrhundert die venezianische Kunstszene maßgeblich beeinflusste. Besonders hervorzuheben sind zwei Altmeisterzeichnungen: „Die Anbetung der Hirten“ von Santi di Tito für 15.000 bis 20.000 Euro sowie „Judith und Holofernes“ von Alessandro Turchi, gen. L’Orbetto, für 7.000 bis 10.000 Euro. Beide Werke zeigen eindrucksvoll den Einfluss der venezianischen und römischen Kunstszene des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Atemberaubende Einblicke in das alltägliche Leben Neapels bietet außerdem die „Vesuviana“-Abteilung aus der Zeit um 1830. Als beliebte Erinnerung für Reisende galten die zahlreichen Aquarelle und Gouachen, die den Charme des süditalienischen Golfs von Neapel sowie den beeindruckenden Vesuv einfingen. Darunter besonders lebhaft: zwei Fachblätter von Saverio Xavier della Gatta für 3.000 bis 4.000 Euro.
Zwischen Humor und Romantik
Eine Seltenheit der diesjährigen Auktion: Das frühe Schaffen des Spätromantikers Heinrich Drebers abgebildet auf einer großen, fein aquarellierten Zeichnung aus dem Jahr 1841. Nachdem es seit 1955 nicht mehr öffentlich gezeigt wurde, ist die Zeichnung mit einer Szenerie aus Bäumen und einem Felshang bei Dresden eine wahrliche Besonderheit der Auktion. Für 20.000 bis 25.000 Euro angeboten, zeigt es die einzigartige Verbindung von romantischer Tradition und realistischer Naturbeobachtung. Mit Charme und Humor begeistert auch die 17-teilige Sammlung von Carl Spitzwegs Zeichnungen. Als besonders herausragend gilt die Zeichnung „Postkutsche, umringt von Schaulustigen“, die von Karl & Faber für 2.500 bis 3.000 Euro aufgerufen wird.
Neue Identität für ein unbekanntes Paar
Einst als „Porträts eines unbekannten Paares“ versteigert, erhielt das Doppelporträt von Johann Friedrich August Tischbein durch den Experten Dr. Martin Franke neue Gesichter: Die Gemälde zeigen die historischen Persönlichkeiten Christiane Auguste Wilhelmine „Minna“ Reichenbach und ihren Ehemann Christian Wilhelm Reichenbach. Durch Minnas Briefwechsel mit Clemens Brentano konnte diese Zuordnung realisiert werden. Aus dem Jahr 1803 stammend, stehen die zwei Gemälde nun für 15.000 bis 20.000 Euro zum Angebot.
Dürer-Suite mit Museumscharakter
Im Mittelpunkt der Herbstauktion steht auch die Druckgrafik-Abteilung: Im Vergleich zum Frühjahr kann Karl & Faber sein Angebot in diesem Bereich auf insgesamt 222 Losen erweitern und mit äußerst seltenen, beeindruckenden Lebzeitenabzügen von musealem Wert bereichern. Mit 79 Losen begeistert die Dürer-Suite als Sammlung hochqualitativer, teils musealer Arbeiten. Zu den bedeutendsten Stücken gehört der Kupferstich „Nemesis (Das große Glück)“ aus dem Jahr 1501, eines der programmatischen Hauptblätter des Nürnberger Meisters, das mit einem Schätzpreis von 60.000 bis 80.000 Euro aufgerufen wird. Ebenso hervorzuheben ist „Der heilige Antonius vor der Stadt“, ein Kupferstich in einem seltenen Lebzeitenabzug, der möglicherweise als Neujahrsgruß gedacht war und auf 100.000 bis 120.000 Euro geschätzt wird. Mit dem frühen Meisterwerk „Samson tötet den Löwen“ (Taxierung: 80.000 bis 100.000 Euro) kann einer der schönsten Einblattholzschnitte aus Dürers frühen nachitalienischen Jahren erworben werden.
Druckgrafiken von Rembrandt, Schongauer und Goya
Als bedeutendster Teil der Auktion gelten die 64 Radierungen der Rembrandt-Suite, darunter „Christus lehrend“, das für 120.000 bis 150.000 Euro angeboten wird. Mit seiner tiefschwarzen Farbgebung, der präzisen Linienführung und den feinen atmosphärischen Details, die charakteristisch für Rembrandts Radierungen sind, fasziniert dieser Frühdruck auf besondere Weise. Zudem beeindruckt ein seltenes Blatt von Martin Schongauer mit dem Titel „Die Flucht nach Ägypten“. Dieser einzigartige Kupferstich, der mit einem Schätzpreis von 40.000 bis 50.000 Euro aufgerufen wird, sticht durch die detailreiche Darstellung exotischer Pflanzen hervor.
Abgerundet wird die Druckgrafik-Abteilung von der Serie „Picador caught by a Bull“ von Francisco de Goya. Diese beeindruckende Serie aus Radierungen zeigen sich meisterhaft durch intensive wie malerische Lithografien. Mit dieser Radierung bringt Goya eine dramatische und dynamische Inszenierung der spanischen Stierkämpfe hervor, die für 50.000 bis 60.000 Euro ersteigert werden kann.
Die Auktion findet am Freitag, dem 15. November 2024, online statt.
AUKTIONSVERLAUF
Gemälde
Los 1 – 81, 13.00 bis ca. 14.00 Uhr
Aquarelle und Zeichnungen
Los 85 – 149, ca. 14.00 bis ca. 14.45 Uhr
Druckgrafik Alter Meister und des 19. Jahrhunderts
Los 150 – 371, 16.00 bis ca. 18.30 Uhr
Übrigens: Am 14. November 2024 lädt das Auktionshaus Van Ham in Köln zur Fine Art Auktion ein.