28.02.2017

Projekte

Computertomografie einer Jupitersäule

 

Ende 2016 wurden die restaurierungsbedürftigen Teile einer großen römischen Jupitersäule aus dem Landesmuseum Mainz in einer Anlage des Fraunhofer-Entwicklungszentrums Röntgentechnik (EZRT) in Fürth mit einer Computertomografie-Analyse untersucht. Wir sprachen mit Ellen Riemer, Archäologin und wissenschaftliche Projektleiterin am Landesmuseum Mainz, über die Ergebnisse und inwiefern sie für die Restaurierung der Säule hilfreich sind.

Die ursprünglich über elf bis zwölf Meter hohe Kalksteinsäule besteht aus Sockeln, Gesimsplatten, fünf Säulentrommeln, einem Kapitell und einer würfelförmigen Basis mit reichem Figurenschmuck. Foto: GDKE_Landesmuseum Mainz/Ursula Rudischer
Große Mainzer Jupitersäule aus der Zeit Kaiser Neros, Inschriftensockel mit Darstellung des Apollo. Sichtbar sind Originalteile, Gipsergänzungen und Metallarmierungen Foto: GDKE_Landesmuseum Mainz/Ursula Rudischer
CT-Untersuchung des Inschriftenblocks der Großen Mainzer Jupitersäule aus dem Landesmuseum Mainz im Fraunhofer-Institut Fürth. Links im Bild der Linearbeschleuniger von Siemens als Strahlenquelle Foto: Fraunhofer IIS

Was ist mit Hilfe der Computertomografie-Analyse der Jupitersäule erkennbar?

Es geht hauptsächlich um den Innenaufbau der 1905 gefundenen und in über 2.000 Teile zerschlagenen antiken Jupitersäule. Darüber ist uns bisher wenig bekannt gewesen. Die Computertomografie gibt Auskunft über Originalsteine, Ergänzungen, Hohlräume und Metallteile, die in der Säule verbaut sind, sowie deren Verteilung innerhalb der einzelnen Säulenelemente und die ohne Computertomografie nicht sichtbar waren.

Diese Erkenntnisse sind also eine unverzichtbare Grundlage für die Restaurierungsarbeiten?

Ja, die Kenntnis über die Verteilung der Materialien und vor allem der Hohlräume lässt eine zielgenaue Verdichtung und Verfüllung der Hohlstellen zu, Risse im Material können erkannt und gezielt genadelt oder verpresst werden. Außerdem lassen sich die einzelnen Materialien im Säuleninnern erkennen, ebenso sind Hohlstellen und Metallteile lokalisierbar.

Nach notdürftigen Restaurierungen in der Nachkriegszeit waren Original und Ergänzung nicht mehr voneinander zu unterscheiden.

Das stimmt, aber auch dieses Problem ließ sich durch die Untersuchung lösen, denn die unterschiedlichen Materialien zeichnen sich in der Computertomografie in unterschiedlicher Helligkeit und Struktur ab.

Wann und wo wird man mit den Restaurierungsarbeiten beginnen?

Der Inschriftenblock der Säule wurde zwischen Ende 2015 und Mitte 2016 im Zuge einer Musterrestaurierung gereinigt und gefestigt. Der fertige Block war letztes Jahr in der Nero-Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier zu sehen. Die restlichen Säulenteile werden in den nächsten zwei bis drei Jahren, wahrscheinlich in der Werkstatt des noch zu beauftragenden Restaurators, restauriert. Derzeit wird basierend auf der Musterrestaurierung ein Restaurierungskonzept erarbeitet.

Dann wird es noch etwas dauern, bis die Säule wieder in Mainz zu sehen ist?

Geplant ist die Wiederaufstellung nach dem für 2020 angekündigten Auszug des rheinland-pfälzischen Landtags aus der Steinhalle des Landesmuseums. Aufgrund einer zu geringen Deckenhöhe und statischer Probleme soll die Jupitersäule nach der Restaurierung wieder in mehreren nebeneinander stehenden Segmenten aufgestellt werden.

Das Interview führte Alexandra Nyseth. 

Ein ähnliches Forschungsprojekt hat das Karlsruher Institut für Technologie und die Universität Heidelberg vorzuweisen. Mittels moderner Digitalisierungstechniken wurden Materialität einer Jupiter-Giganten-Säule in Ladenburg sichtbar und erfahrbar gemacht. Mehr dazu lesen Sie auf unserer Schwesternseite stein-magazin.de.

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