25.11.2019

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Jahrhundert-Diebstahl in Dresden

Unbekannte Täter brachen heute am frühen Montagmorgen in das Residenzschloss in Dresden ein und erbeuteten drei Juwelengarnituren aus einer Vitrine des Grünes Gewölbes – der Diebstahl ist einer der spektakulärsten Kunstraube der jüngeren Geschichte

Bei einem Einbruch in Dresdens berühmter Schatzkammer Grünes Gewölbe im Residenzschloss wurden am frühen Montagmorgen Teile von drei Juwelengarnituren aus dem 18. Jahrhundert, rund 100 Einzelstücke, entwendet. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Die Einbrecher drangen in das Grüne Gewölbe ein und zerstörten zunächst ein Fenstergitter des Gebäudes und dann das Fenster. Mit einer Axt verschafften sie sich im sogenannten Juwelenzimmer Zugang zu einer Vitrine. Eine Überwachungskamera zeichnete den Diebstahl auf. Die Polizei hat das Video veröffentlicht. Eine 20-köpfigen Sonderkommission ermittelt derzeit. Aktuell wird von zwei Tätern ausgegangen, die sehr gezielt vorgingen.

Die Museumsräume galten bislang als streng gesichert. Die einzelnen Kabinette sind nur durch eine Schleuse begehbar. Aus konservatorischen Gründen ist die tägliche Zahl der täglichen Besucher begrenzt. Der Brand eines Stromkastens gegen 5 Uhr früh in der Nähe der Augustusbrücke wird mit der Tat in Zusammenhang gebracht. Dadurch war die Straßenbeleuchtung im Bereich des Residenzschlosses ausgefallen. Laut Hinweisen waren die Täter in einem Audi A 6 geflüchtet. In einer Tiefgarage nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt wurde ein solches Fahrzeugmodell in Brand gesteckt.

Dr. Dirk Syndram, Direktor des Grünen Gewölbes betonte bei der heutigen Pressekonferenz die Einzigartigkeit der Stücke: „Es gibt nirgendwo in irgendeiner anderen Sammlung in Europa eine Juwelengarnitur, die in dieser Form, Qualität und Quantität sich als königliche Garnituren erhalten haben.“ Dr. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, verglich den unschätzbaren Wert der Juwelen mit dem „Staatsschatz“ Sachsens: „Die besondere Bedeutung liegt darin, dass die Ensembles als solche überliefert sind.“ Aus der einen Vitrine mit drei Garnituren verblieben noch relativ viele Werke, erklärte die Museumschefin: „Die Täter konnten nicht alles mitnehmen, weil alle Objekte auch einzeln befestigt waren, sie waren mit Stichen vernäht mit dem Untergrund.“

Das Historische Grüne Gewölbe im Erdgeschoss des Residenzschlosses ist das weltberühmte barocke Schatzkammermuseum der sächsischen Kurfürsten und Könige. Es beherbergt rund 3000 Preziosen, Kunstwerke aus Gold, Silber, Edelsteinen, Elfenbein und Bernstein. Ihren Namen verdanken die Räume der malachitgrünen Bemalung im Innern. Sachsens Kurfürst August der Starke ließ die Schatzkammer zwischen 1723 und 1730 anlegen. Im Zweiten Weltkrieg wurden das Residenzschloss und mit ihm das Grüne Gewölbe zerstört. Die ausgelagerten Stücke beschlagnahmte die Rote Armee und brachte sie nach Moskau. Über zehn Jahre später wurden sie wieder zurückgeschickt. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde die Räume in ihrer barocken Fassung – vom Bernsteinzimmer über den Pretiosensaal bis zum Juwelenzimmer – rekonstruiert. Seit 2006 wurde das Grüne Gewölbe wiedereröffnet.

Eines der wertvollsten Stücke des Grünen Gewölbes befindet sich derzeit als Leihgabe im Metropolitan Museum of Art in New York: der 41-karätige Grüne Diamant ist Highlight der Ausstellung „Making Marvels: Science and Splendor at the Courts of Europe“. Der Juwelen-Raub erinnert an einen ähnlichen Diebstahl aus dem Jahr 1977. Damals wurde der Sophienschatz aus dem Dresdner Stadtmuseum gestohlen. Bis heute sind davon Teile verschollen.

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