23.10.2019

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Ist es Gold und wenn ja, wie alt?

Licht, Sonne, Reinheit und Beständigkeit sind die Attribute, die man von jeher dem mythisch aufgeladenen Edelmetall Gold zuspricht. Vor allem kunsthandwerkliche Objekte geben bis heute Auskunft über soziale oder religiöse Praktiken von Menschen vergangener Zeiten. So auch in der Ausstellung „Javagold – Pracht und Schönheit Indonesiens“ in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim (bis 13. April 2020). Sie legt den Focus auf hinduistische und buddhistische Handwerkskunst. Unter den 400 Exponaten aus dem 7. bis 15. Jahrhundert, der sogenannten klassischen javanischen Periode, finden sich Diademe, Ringe, Arm- und Halsreifen, aber auch Mandala-Figuren und Abbildungen der Elephantengottheit Ganesha. Sie lassen sich neben der dekorativen Funktion unterschiedlichen Schichten zuordnen, allen voran gehobenen Adelsdynastien, die im Zuge einer ausgeprägten höfischen Kultur mit dem Bau von Tempel- und Palastanlagen um die Herrschaft konkurrierten.

Gerade weil es auf Java kaum Goldvorkommen gibt und es auf langen Handelswegen per Schiff aus Sumatra, Indien oder China hergebracht werden musste, eignete sich das aufwändig bearbeitete Material besonders gut, um den eigenen Status zu unterstreichen und das Begehren der weniger gut gestellten Konkurrenz anzustacheln. Aber ist jedes der gezeigten, mitunter kleinsten Schmuckstücke tatsächlich seine auratische Erscheinung wert?

An die Reiss-Engelhorn-Museen ist das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZA) angeschlossen, das sich unter anderem mit der naturwissenschaftlichen Untersuchung von archäologischen und historischen Goldobjekten befasst. Einen Namen hat es sich mit der Erforschung der Himmelsscheibe von Nebra und der Goldfunde aus Troia gemacht. Das Portfolio umfasst die Bereiche Echtheit, Materialidentifizierung, Herkunft, Altersbestimmung sowie Bioarchäologie und Klimaforschung. Das eine oder andere Spezialgebiet taucht auch am Ende des Rundgangs in einem eigens eingerichteten Raum auf, der hinter die Labormauern schaut. Die aus einer Privatsammlung stammenden javanischen Goldobjekte haben bereits eine zehnjährige Analysephase durchlaufen. Neben der Echtheit ging es dabei auch um die Herstellungstechnik, die Art der Metalllegierung und die Herkunft.

Das Spektrum der verwendeten Methoden reichte von Digitalmikroskopie über Röntgenfluoreszenzanalyse bis hin zu Massenspektrometrie (ICP-MS) mit Laserablation. Erleichterung dürfte über das Ergebnis geherrscht haben, denn gleich beim Ausstellungsstart kamen Zweifel an der Herkunft auf. Auch wenn der Erwerb auf Auktionen die lückenlose Provenienz nicht vollständig beweisen konnte, ließ sich zumindest die Echtheit mit dem Verweis auf das Mitwirken von CEZA untermauern.

Mit der Entwicklung neuer Verfahren stellt sich die 2004 gegründete Forschungseinrichtung konsequent für die Zukunft auf. Denn bei der Altersbestimmung von Goldobjekten stoßen herkömmliche Überprüfungen wie das 14C-Verfahren oft an ihre Grenzen, da Metalle keinen Kohlenstoff enthalten. Nützlich ist aber, dass radioaktive Spurenelemente bei der Bildung von Gold aufgenommen werden. Durch ihren Zerfall wird Helium freigesetzt, das sich im Kristallgitter des Goldes anreichert. Diese Heliummenge lässt sich quantitativ bestimmen, was bei der Ermittlung des Zeitpunkts hilft, wann das Gold als Grundlage für ein Schmuckstück geschmolzen wurde. Das CEZA arbeitet gerade an einem neuen Massenspektrometer zur Helium-Analyse, das die Auswertung selbst winziger Proben ermöglichen soll.

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