Lis Mette Eggers, Lisa Klossek und Maria Grishina studieren Konservierung und Restaurierung zudem engagieren sie sich in der Interessengruppe Restauratoren in Ausbildung (RiA) des Verbands der Restauratoren. Im Interview haben wir sie gefragt, was sie sich seitens der Hochschulen wünschen, warum sie sich für ihren Studiengang entschieden haben und was ihnen am meisten Freude im Studium bereitet.
Restauro: Warum haben Sie sich für diesen Studiengang entschieden?
Lis Mette Eggers: Das studienvorbereitende FSJ in der Denkmalpflege bei einem Restaurator für Gemälde und Architekturoberfläche hat schnell meine Begeisterung für den Beruf entfacht. Mir gefällt besonders die Symbiose aus Wissenschaft, Kunst und handwerklicher Tätigkeit, der ich in der Restaurierung ständig begegne. Daher fiel die Entscheidung für das Studium sehr leicht. Das im Lehrplan verankerte Praxissemester in Potsdam und die Nähe zu artverwandten Studiengängen wie Bauerhaltung und Architektur waren ausschlaggebende Punkte für meine Standortwahl.
Lisa Klossek: Ich habe mich für den Fachbereich Gemälde, Skulpturen und Moderne entschieden, weil mich Kunstgeschichte und Malerei schon in der Oberstufe sehr interessiert haben. Während meines Vorpraktikums, für das ich sowohl im Museum als auch bei Freiberuflerinnen tätig war, habe ich mit Skulpturen und Gemälden gearbeitet. Dabei wurde mir klar, dass ich mich im Studium nicht auf eine einzige Objektgruppe beschränken möchte. Die Möglichkeit, sowohl mit diesen beiden Objektgruppen als auch mit moderner Kunst zu arbeiten, war der Hauptgrund für meine Entscheidung, an der TH Köln zu studieren.
Maria Grishina: Für die Restaurierung habe ich mich noch während der Schulzeit entschieden. Damals hatte ich nur eine vage Vorstellung, was Restauratoren tatsächlich machen, aber ich wollte den Kunstwerken im Museum immer nahekommen und, um ehrlich zu sein, wollte ich sie immer anfassen. Mir gefällt an unserem Beruf die Nähe zu Kunst. Ich lerne sehr gerne, wie und unter welchen Umständen sie entsteht, wie sie sich im Laufe der Zeit verändert. Ich sorge mich gerne um Kunst und Kultur.
Restauro: Was wünschen Sie sich seitens der Hochschulen beziehungsweise der Universitäten?
LME: Von der Universität wünsche ich mir eine gute Ausstattung der Labore und Werkstätten, die das Arbeiten an Projekten erleichtern oder sogar spezifische Untersuchungen erst möglich machen. Eine gute Betreuung durch die Lehrenden ist für mich elementar, damit Fragen und Anregungen schnell ausgetauscht werden können. Ein gutes Lehrangebot mit sinnvollen theoretischen Lehrveranstaltungen, die gut aufeinander aufbauen, ist ebenso wichtig wie viele Praxisangebote, die eine gute Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag möglich machen.
LK: Von meiner Hochschule, den Lehrenden und meinen Mitstudierenden wünsche ich mir einen respektvollen Umgang, um Fragen und Ideen gut austauschen zu können. Ein spannendes Lernumfeld, das mir ermöglicht, mich mit neuen Themen auseinanderzusetzen, ist mir ebenfalls wichtig. Außerdem sollten die Lehrenden offen für neue Themen sein, um die Hochschule weiterzuentwickeln. Ein gut strukturiertes Lehrangebot mit aufbauenden Kursen und praktischen Erfahrungen ist entscheidend für die individuelle Entwicklung. Die Studienzeit sollte uns auf verschiedene berufliche Zukunftsperspektiven vorbereiten.
MG: Seitens der Universität wünsche ich mir, dass sie uns natürlich die Grundlagen der Restaurierung und Konservierung beibringen, damit wir unsere eigenen wissenschaftlich fundierten Entscheidungen treffen können. Ich würde mir aber auch wünschen, dass der Draht zur Arbeitswelt und dem „Restaurierungsalltag“ nach dem Vorpraktikum nicht reißt. Es ist schön, wenn man auf Exkursionen und im Rahmen von Projektarbeiten auf Restauratoren im Arbeitsalltag trifft und sich mit ihnen austauschen kann. Solche Gespräche sind nicht nur lehrreich, sondern auch sehr motivierend, weil das eigene Ziel stärker vor Augen tritt. Außerdem wünsche ich mir von den Hochschulen, dass sie Problemanlaufstellen schaffen und diese an die Studierenden kommunizieren. Es fehlt leider an unabhängigen, schlichtenden Personen, die in einem Konflikt zwischen Studierenden und Lehrenden vermitteln könnten. Aufgrund der geringen Studierendenzahl ist es quasi unmöglich, bei Kritik anonym zu bleiben. Deswegen trauen sich einige nicht, ihre Probleme anzusprechen, in der Hoffnung, einen Konflikt zu vermeiden.
Restauro: Was würden Sie gerne an Ihrem Studium oder Studiengang ändern?
LME: Ich würde gerne die teilweise bestehenden Abweichungen zwischen Theorie und Praxis anpassen, um sie besser an den Berufsalltag anzunähern. Zu oft sieht man sich nach seinem Studienabschluss mit einer anderen Realität konfrontiert, als im Studium vermittelt. Einige wichtige Lehrinhalte kommen derzeit zu kurz, wohingegen andere zu viel Raum einnehmen. Dort müsste es eine bessere Balance geben. Die Ausstattung in den Werkstätten könnte zum Teil noch ausgebaut werden. Zudem wäre es schön, wenn mehr Flexibilität bei der Erstellung von Abschlussarbeiten gegeben wäre, da diese derzeit nur zu einem festen Zeitraum im Semester geschrieben werden können.
LK: Eine der wesentlichen Änderungen, die ich mir für mein Studium wünschen würde, betrifft die Flexibilität und Planbarkeit im Bachelorstudium. Derzeit haben wir ein Blocksystem mit vorgegebenen Kursen, das wenig Spielraum für individuelle Interessen oder Spezialisierungen lässt. Durch das Zusammenfassen verschiedener Veranstaltungen zu großen Modulen ist es häufig schwer nachvollziehbar, wie die Notengewichtung ausfällt, und Prüfungsleistungen werden nicht immer klar kommuniziert. Dieses starre System erschwert es, den eigenen Studienplan flexibel zu gestalten. Es wäre hilfreich, individuelle Lernwege zu ermöglichen, sodass die Studierenden ihre Stärken besser entwickeln und Schwächen gezielt ausgleichen können.
MG: Ich würde gerne das Studium flexibler gestalten wollen. Theoretisch gibt es sehr viele Seminare, Kurse, Vorlesungen, an denen wir an den Hochschulen außerhalb der Restaurierung teilnehmen dürfen. Es kann sehr sinnvoll sein, um sich in einem Bereich fortzubilden, der einen zusätzlich interessiert. In der Praxis ist es leider so, dass unser „Pflichtprogramm“ so voll ist, dass keine Zeit bleibt, diese Möglichkeiten wahrzunehmen. Im Bachelorstudiengang kann man kaum Kurse auf später verschieben. Es wird vor allem problematisch, wenn man für längere Zeit ausfällt, auch aus Krankheitsgründen.
Restauro: Was macht Ihnen in Ihrem Studium am meisten Spaß?
LME: Am meisten Spaß macht der großartige Austausch unter den Studierenden, der sowohl semester- als auch fachrichtungsübergreifend stattfindet. Da es oftmals auch zu Überschneidungen in der Bearbeitung von Objekten kommt, ist es schön zu wissen, dass man sich der Hilfe der Kommilitonen sicher sein kann. Dazu kommen die Praxisprojekte, bei denen man sich intensiv mit einem Objekt vertraut machen und sich in eine Fragestellung vertiefen kann. Jedes Objekt hat eine einzigartige Geschichte und Problematik, weshalb man immer neue Lösungen suchen muss, um in jedem individuellen Fall das Beste zu leisten. Im Studium hat man dafür noch viel Zeit und steht nicht unter Zeitdruck wie auf dem freien Markt. Die Zusammenarbeit mit freien Restauratoren oder Institutionen ermöglicht es, Abläufe kennenzulernen und Netzwerke aufzubauen, die auch zukünftig relevant sein werden.
LK: Am meisten Spaß macht mir das Zusammenspiel von Theorie und Praxis im Studium. Die praktische Anwendung der erlernten Theorie in Workshops ermöglicht es mir, mein Wissen direkt anzuwenden und tief zu verankern. Immer wieder wird am Rande des Studiums ein Bezug zur möglichen Arbeitswelt hergestellt, etwa durch Exkursionen in Museen und das Praxissemester. Ich finde es auch spannend, wie wir immer mehr über verschiedene Bereiche der Restaurierung lernen, die über die Arbeit am Objekt hinausgehen, wie Projektplanung und Klimaerfassung in Museen. Das verschafft mir ein umfassendes Bild des Berufs.
MG: Es macht mir großen Spaß, Restaurierungstechniken auszuprobieren und miteinander zu vergleichen. Dabei teste ich an eigenen Dummies und im Rahmen konservierungstechnischer Übungen die Grenzen dieser Technik und der Applikation und gehe auch gerne darüber hinaus. Ich schätze es sehr, dass ich mir die Zeit nehmen kann, solche Erfahrungen zu machen, und fühle mich danach im Umgang mit Originalen sicherer.
Restauro: Was sind besondere Herausforderungen in Ihrem studentischen Alltag, auch zum Beispiel in Bezug auf die Finanzierung des Studiums?
LME: Das Studium ist sehr zeitintensiv und fordert viel Eigeninitiative und Investition, was die Balance zwischen Finanzierung und Studium schwierig macht. Viele Studierende schaffen es aufgrund ihrer Verpflichtungen neben dem Studium nicht, in der Regelstudienzeit abzuschließen. Der enge Zeitplan im Studium, bei dem Lehrveranstaltungen teilweise nur alle zwei Semester stattfinden, führt dazu, dass man automatisch länger studiert, wenn man etwas versäumt. Zudem sind die Semesterferien von Blockveranstaltungen gefüllt, was das Arbeiten in dieser Zeit zusätzlich erschwert. Einige Materialien und die Kosten für Exkursionen müssen selbst getragen werden, was Studierende mit schwieriger finanzieller Situation teilweise ausschließt. Die Abschlussarbeiten finden oft an einem externen, durchaus weiter weg gelegenen Objekt statt, was ebenfalls organisatorische und finanzielle Herausforderungen mit sich bringen kann.
LK: Im Bachelorstudium ist der Studienalltag stark verschult, was bedeutet, dass wir wenig Einfluss auf unsere eigene Zeitplanung haben. Das erschwert es, unter der Woche einem regelmäßigen Job nachzugehen, da die festen Kurszeiten kaum Flexibilität zulassen. Ein Aussetzen von Kursen, um arbeiten zu können, ist aufgrund des jährlichen Rhythmus und der großen Module oft mit erheblichen Nachteilen verbunden.
MG: Meine persönliche große Herausforderung im Studium war es, mit der Planungssicherheit für das nächste Halbjahr umzugehen. Es fiel mir sehr schwer, auf weitere Sicht zu planen oder mich einem Nebenjob zu „verpflichten“, ohne zu wissen, was mich im nächsten Semester erwartet. Ich weiß, dass andere Studierende damit deut- lich lockerer umgehen können. Bei mir hat es eine Weile gebraucht.
Eine weitere Herausforderung, die ich regelmäßig sehe, ist der Wechsel ins selbstständige Arbeiten, das teilweise im kompletten Gegenteil zu dem steht, was man in vorangegangenen Vorpraktika erlebt hat.
Übrigens: In München wurde darum gestritten, wie man den Max-Joseph-Platz begrünen kann.