29.10.2018

Beruf

Holz vs. Compound-Material

Noch vor 100 Jahren wurden Werke auf der Ladefläche eines Pferdewagens transportiert. Wenig später übernahmen Möbelspeditionen den Transport der Objekte. Heute gibt es dafür spezialisierte Unternehmen, die ihre Gemäldetransportkisten sogar physikalisch untersuchen
lassen. Ein Testbericht

Der Transport von Kunstwerken und Kulturgütern beschäftigt seit Jahrhunderten Künstler, Sammler, Konservatoren und viele andere Kunst-Interessierte. Noch vor 100 Jahren beförderte man die Werke, in Decken gehüllt, auf der Ladefläche eines Pferdewagens oder auf dem Rücksitz einer Benzinkutsche. Wenig später übernahmen Möbelspeditionen den Transport dieser fragilen Objekte. Eine dieser Möbelspeditionen war H. v. Kralingen, gegründet 1926 in Den Haag/Niederlanden.

Seither entwickeln sich die Transportmethoden. Es gibt klimatisierte und luftgefederte Lkws, die Decken wurden durch Kisten aus Holz ersetzt und Letztere neuerdings durch wiederverwendbare Klimaboxen aus High-Tech-Compound-Material. Diese Neuentwicklung aus Compound-Material hält das Klima über mehr als zwei Tage auf einem gleichbleibenden Level. Entwicklungsbedarf besteht außerdem in Bezug auf die Sicherheit gegenüber dynamisch-mechanischen Belastungen wie Vibrationen und Stößen. Bevor Weiterentwicklungen angestrebt werden können, muss der Ist-Zustand untersucht sein. Dieser Meinung ist Hizkia van Kralingen, Enkelsohn des Möbelspediteurs H. v. Kralingen und selbst weltweit tätiger Spediteur von Kunstwerken und Kulturgütern aus Den Haag. Dafür hat er zwei unterschiedliche Gemäldetransportkisten, die in seinem Speditionsunternehmen Hizkia Van Kralingen eingesetzt werden, von dem unabhängigen Schwingungsexperten Dr. Kracht Vibrationsmanagement untersuchen lassen. Bei den Kisten handelt es sich zum einen um eine übliche Klimakiste aus Holz und zum anderen um die Gemäldetransportkiste TURTLE uNLtd aus High-Tech-Compound-Material.

 

Um die Transportsicherheit gegenüber mechanischen Einwirkungen zu testen, wurde eine Transportsimulation durchgeführt. Nacheinander fixierte man beide Kisten auf einem elektrodynamischen Schwingungserreger (Shaker) mit Spanngurten. In den Transportkisten befand sich jeweils dasselbe Gemälde an identischer Position. Der Shaker wurde derart betrieben, dass die Vibrationen und Stöße, die während einer Fahrt mit einem luftgefederten Lkw auf der Ladefläche entstehen, auf die Kisten einwirken. Während der Simulationen wurden jeweils die Schwingungen an den vier Punkten: Mittelpunkt des Testgemäldes, Öl auf Leinen, 8,7 kg, (1.2 m x 0.9 m x 0.08 m) (1), Ecke des Testgemäldes (2), Ecke der Kiste (3) und Aufspannplatte des Shakers (4) gemessen.

 

 

 

(Hinweis: Die Auslenkungen in den animierten Schwingungsmoden sind überdimensioniert, um dem Betrachter einen klaren qualitativen Eindruck zu verschaffen.)

 

Die Messergebnisse zeigen deutlich, dass bei gleicher Anregung der Mittelpunkt der Leinwand des Gemäldes in der TURTLE-Box lediglich mit 50 % der Amplituden des Gemäldes in der Holzkiste schwingt. Doch woran liegt es eigentlich, dass ein Gemälde im Inneren der Turtle-Kiste halb so viel vibriert wie im Inneren einer Klimakiste aus Holz? Die Antwort lesen Sie im vollständigen Beitrag in unserer aktuellen RESTAURO-Ausgabe 7/2018.

 

Alle Animationen: Dr. Kracht Vibrationsmanagement

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