11.04.2014

Projekte

Holz im Außenbereich

aber auch im Außenbereich bewährt.

Das gesteigerte Umweltbewusstsein, aber auch die Bestimmungen der Lösemittelverordnung führen momentan zu einer Renaissance der Leinölfarbe ohne Lösemittel für Anstriche auf Holz. Dabei gehört Linum Usitatissimum, der sehr nützliche Lein, zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Vor etwa 4000 Jahren kam die Leinpflanze, Flachs, aus den klimatisch gemäßigten Regionen Afrikas und Asiens auch nach Mitteleuropa. Zunächst lieferten vor allem ihre Fasern den Rohstoff für Leinwand und Kleidung.

Vom 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts verwendeten Kunstmaler und Handwerker Leinöl zur Herstellung von Leinölfarbe. Doch dann übernahmen Farbenfabriken zunehmend die Produktion der (Lein-) Ölfarben. Dadurch ging das Wissen über die handwerkliche Herstellung fast verloren. Lediglich kleine Farbenhersteller aus Schweden, Dänemark und Österreich gaben ihre traditionelle Fabrikation nie ganz auf. Diese sind zur Zeit die Hauptlieferanten für Farbenhändler und Verarbeiter von Leinölfarben, auch wenn sich in Deutschland immer mehr regionale Anbietern für rohes Leinöl finden.

Johannes Mosler ist Tischler und hat sich vor 15 Jahren auf die Restaurierung und Konservierung historischer Fenster spezialisiert. Er verfügt über das umfangreichste Archiv von dokumentierten Fensterrestaurierungen mit Leinölfarbe ohne Lösemittel im deutschsprachigem Raum.
Von seinen Erfahrungen berichtet er nicht nur als Dozent im Fortbildungszentren für Denkmalpflege im In- und Ausland, sondern ganz aktuell auch auf der Messe denkmal in Leipzig. Dort hält er einen Vortrag zum Thema dieses Artikels.
Leinöl und Leinölfarben – eine Übersicht

Rohes, kaltgepresstes Leinöl
Durch schonendes Pressen von Leinsamen in einer Schneckenpresse entstehen Leinkuchen und kaltgepresstes Leinöl. Die letzten Rückstände im Leinöl setzen sich durch Lagerung ab. Nach einem Jahr ist das Öl gebrauchsfertig.
Durch die mehrfach ungesättigten Fettsäuren gehört Leinöl zu den trocknenden Ölen. Durch die Sauerstoffaufnahme bzw. die Oxydation entsteht, zuerst auf der Oberfläche, das widerstandsfähige Linoxin. Dabei nimmt das Volumen um bis zu 15 % zu.
Sonnenoxydiertes Leinöl
Rohes Leinöl wird in flachen Schalen so lange der Sonne ausgesetzt, bis eine honigartige, dickflüssige Konsistenz entsteht. Tägliches Umrühren verhindert dabei, dass sich eine Haut bildet. Das so entstandene sonnenoxydierte Leinöl dient im Schlussanstrich wie Leinöl-Standöl als Bindemittel.

 

Leinöl-Standöl
Früher wurde Leinöl in Behältern randvoll abgefüllt und unter Luftabschluss über längere Zeit stehen gelassen. »Dabei setzten sich Schleimstoffe, Verunreinigungen und sonstige Abscheidungen zu Boden, und man konnte das Material, das sich somit bis zu gewissem Grade selbst gereinigt hatte, oben abschöpfen oder absaugen.«1
Heute versteht man unter Leinöl-Standöl ein unter Sauerstoffabschluss auf über 230° C erhitztes Leinöl, welches durch diesen Prozess leicht eindickt. Nach DIN 55931 darf es keine zusätzlichen Trockenstoffe enthalten.

Leinölfirnis / gekochtes Leinöl
Zahlreiche Rezepturen für »Firnis« sind überliefert, die alle das Ziel hatten, durch Voroxydation und die Zugabe von Naturharzen das Leinöl für Malerei und für Anstriche leichter verarbeitbar zu machen und seine Trocknung zu verbessern. Im 18. Jahrhundert wurde der Begriff »Firnis« für Leinöl verwendet, das lediglich gekocht war.
Weitere Verfahren zu Firnisherstellung sind:
– Sauerstoffzufuhr durch Blasen des Öls
– Kombinationen aus Kochen und Blasen
– Kochen mit Sikkativzusatz wie Mangan oder Kobalt
– Zusetzen von Sikkativen im kalten Verfahren

Trockenstoffe / Sikkative
Handelsübliche Leinölfarben und Firnisse enthalten geringe Zugaben von Mangan oder Kobalt als Trockenstoffe. Farben ohne zusätzliche Trockenstoffe lassen sich mit Pigmenten wie Bleiweiß, Zinkweiß, Eisenglimmer und Magnetit herstellen, die von ihrer Beschaffenheit selbst Trockenstoffe besitzen.

Den vollständigen Beitrag über die Erhaltung, Konservierung und Pflege von Holz mit Leinöl und Leinölfarben finden Sie in RESTAURO 07/2012. In dieser Ausgabe berichtet übrigens auch Lena Lang über die Konservierung eines Museumsschiffes und Roswitha Friedelt stellt ein praktisches Hilfsmittel für die Restaurierung vor: ein Silikonpflaster.
Anmerkung: 1 Kurt Wehlte, Werkstoffe und Technik der Malerei, Christophorus Verlag, Freiburg, 2009, S. 224.

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