28.02.2020

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Heute Abend eröffnet die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden wieder

Foto: David Pinzer
Foto: David Pinzer

Die Zeit der Provisorien und Beschränkungen ist vorbei. Ab heute Abend, den 28. Februar 2020, sind Raffael und Bellotto, Rubens, Rembrandt, Liotard und viele andere zurück in der Galerie Alte Meister im Semperbau am Dresdener Zwinger. Zwar sind nicht alle Gemälde an ihren alten Platz zurückgekehrt, doch die wichtigsten 700 sind nach siebenjähriger technischer Sanierung nun wieder öffentlich zu sehen. Das Eröffnungswochenende feiert die Gemäldegalerie mit kostenfreien Eintritt


Mitarbeiterinnen beraten über Vermittlung der Kreuztragung von Veronese in der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800. Ab 29. Februar 2020 hat der Semperbau am Zwinger wieder seine Türen geöffnet. Foto: © SKD, Foto: David Pinzer
Mitarbeiterinnen beraten über Vermittlung der Kreuztragung von Veronese in der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800. Ab 29. Februar 2020 hat der Semperbau am Zwinger wieder seine Türen geöffnet. Foto: © SKD, Foto: David Pinzer

 

Auch wenn die Modernisierungen beachtlich sind, für die Besucher wird die neue Brandschutz-, Sicherheits- und Klimatechnik sowie ein neues Lichtsystem weitgehend unsichtbar bleiben. Denn es war Gemäldegaleriedirektor Stephan Koja wichtig, dass nichts „technoid“ wirkt. Koja will einen „festlichen Auftritt“ der Galerie inszenieren, will elegante Räume und kluge Gegenüberstellungen von Malerei und Skulptur. Werden doch neben den 700 Gemälden jetzt auch–– 450 Skulpturen aus der Zeit bis 1800 in der Gemäldegalerie gezeigt.

Die Osthalle versammelt die Antiken, im Skulpturengang sind Werke der Renaissance und des Barock zu sehen. Ein Großteil der Skulpturen zog jedoch direkt zu den Bildern, denn Stephan Koja will Beziehungen deutlich und Vergleiche möglich machen. Das passiere weder dekorativ noch vorsätzlich assoziativ, sondern kunsthistorisch äußerst planvoll. Deshalb stehe beispielsweise das „Köpfchen eines greinenden Knaben“ des niederländischen Bildhauers und Architekten Hendrick de Keyser neben Rembrandts „Ganymed in den Fängen des Adlers“. Die Ähnlichkeit der beiden Kindergesichter ist groß, für Stephan Koja aber nicht überraschend. Schließlich war es um 1700 üblich, nach Skulpturen zu malen. Außerdem waren de Keyser und Rembrandt befreundet. Der Reichtum der Dresdener Sammlung macht auch direkte Beziehungen zwischen Malerei und Skulptur sichtbar. So zeichnete Peter Paul Rubens in der Sammlung Chigi in Rom die antike Skulptur eines trunkenen Selen. Anthonis van Dyck verwendet diese Zeichnung als Vorlage für sein Gemälde des „Trunkenen Selen“. Beide Werke gehören heute zu den Dresdener Sammlungen und werden jetzt gemeinsam gezeigt.

Während es in den sanierten Sälen ein Wiedersehen mit den Gemälden geben wird, waren die meisten der 450 Skulpturen in den vergangenen Jahren nicht zu sehen. Ein Teil stand zwar seit der Flut 2002 im provisorischen Schaudepot im Albertinum und war als Skulpturen-Gedränge durchaus reizvoll. Doch eine Einzelwerkbetrachtung ermöglichte diese Not-Aufstellung nicht.

Das gilt auch für die überaus beliebten Dresdener Bellottos. Sie sind jetzt in Augenhöhe aufgehängt, so dass die Betrachter Teil des Geschehens vor der Frauenkirche, auf dem Altmarkt und im Zwingerhof werden können. Das neue Ausstellungskonzept erlaubt es, 21 Veduten von Bellotto zu zeigen – so viele wie noch nie in Dresden.

Auch wenn sich vieles verändert hat, Raffaels „Sixtinische Madonna“ hängt wie immer an der Ostwand des Ostflügels. Auch das traditionelle Übereinanderhängen von Bildern, das Stephan Koja nicht Petersburger sondern „Dresdener Hängung“ nennen möchte, ist erhalten geblieben. Und Koja inszeniert einen schönen Wechsel dichter und lockerer Aufstellung und Hängung vor nun starkfarbigen Wänden: Rot für die italienischen Gemälde, blau für die Franzosen und Spanier und grün für die Niederländer und Deutschen, die alle wieder ganz traditionell nach Schulen geordnet wurden.

Lesen Sie weiter in der Ausgabe 3/2o20, die Anfang April erscheinen wird, www.restauro.de/shop.

 

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