12.05.2025

Museum

Herausragender Neuzugang für die Alte Pinakothek

Ab Juni in der Alten Pinakothek zu bestaunen: "Maria als Himmelskönigin" von Hans Baldung, gen. Grien.
Ab Juni in der Alten Pinakothek zu bestaunen: "Maria als Himmelskönigin" von Hans Baldung, gen. Grien.

Die Alte Pinakothek in München bereichert ihre Sammlung mit einem wahren Meisterwerk der Altdeutschen Malerei: Hans Baldung Griens „Maria als Himmelskönigin“. Dieses herausragende Gemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert, das eine Lücke im Bestand der Sammlung schließt, ist nicht nur ein ästhetisches Highlight, sondern auch ein bedeutender Schritt für die Förderung von Kunst und Kultur durch private Stiftungen in Bayern.

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erweitern ihre Sammlung Altdeutscher Malerei um ein Werk von besonderem Rang: Hans Baldung Griens „Maria als Himmelskönigin“, entstanden um 1516/18, gehört nun zur Alten Pinakothek. Der Erwerb wurde durch die Pesl-Stiftung Bayern, die Ernst von Siemens Kunststiftung und den Pinakotheks-Verein ermöglicht.
Das auf Lindenholz gemalte Andachtsbild (35 x 25,5 cm) zählte zu den letzten noch erhaltenen Werken Hans Baldungs in Privatbesitz und „ergänzt die Sammlung nicht nur, sondern wird sie bereichern“, so Thomas Weckbach, Vorsitzender der Pesl-Stiftung. Die Neuerwerbung gilt als künstlerisch und ikonografisch außergewöhnlich. Das Gemälde wird ab dem 5. Juni 2025 im Rahmen der Ausstellung „Wie Bilder erzählen. Storytelling von Albrecht Altendorfer bis Peter Paul Rubens“ im Erdgeschoss West der Alten Pinakothek erstmals öffentlich präsentiert.
„Himmlischer Zuwachs für Bayern: Hans Baldung Griens ‚Maria als Himmelskönigin‘ wird Münchnerin!“, kommentiert Staatsminister Markus Blume. „Dass wir dieses herausragende Werk der Altdeutschen Malerei dauerhaft in der Alten Pinakothek bestaunen können, verdanken wir maßgeblich dem Wirken von Maja und Rudolf Pesl.“


Förderer mit Vision

Mit dem Ankauf tritt die Pesl-Stiftung Bayern erstmals als Partner bedeutender Museumserwerbungen hervor. Die 1991 gegründete Stiftung fördert Kunst, Kultur und Bildung in Bayern und wird künftig weitere Ankäufe für die Alte und Neue Pinakothek sowie das Bayerische Nationalmuseum ermöglichen.
„Ein derart herausragendes Werk erwerben zu können, ist ein seltener Glücksfall. Dies zu ermöglichen war uns Verpflichtung und Freude zugleich“, betont Dr. Thomas Weckbach, Vorsitzender des Stiftungsrates.
Ergänzend trugen auch die Ernst von Siemens Kunststiftung und der Pinakotheks-Verein maßgeblich zum Erwerb bei. „Hans Baldung, ein kreativer, gebildeter Renaissancemensch, hat der Himmelskönigin eine malerisch perfekte, farblich beeindruckende, göttliche und sinnliche Erscheinung verliehen“, so Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Siemens-Stiftung.


Ein Werk von kunsthistorischer Bedeutung

Hans Baldung, genannt Grien (1484/85–1545), zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Altdeutschen Malerei. Nach seiner Ausbildung in der Werkstatt Albrecht Dürers entwickelte er in Straßburg einen unverwechselbaren Stil. Seine Werke verbinden meisterhafte Maltechnik mit intellektueller Tiefe. Besonders die Darstellungen der Gottesmutter nehmen in seinem Œuvre eine zentrale Stellung ein.
„Maria als Himmelskönigin“ illustriert dies eindrucksvoll. Die Kombination aus gekrönter Madonna und Maria lactans, die Darstellung einer stillenden Muttergottes, verweist auf theologische Mehrdeutigkeiten. Malerische Details wie der transparente Schleier, der sich mit dem Windeltuch des Jesuskindes vereint, verdeutlichen Baldungs Fähigkeit zur komplexen Bildsymbolik.
„Das Bild kontrastiert die idealschöne, sinnliche Mariengestalt mit einem realistisch wiedergegebenen Säugling“, heißt es in der Mitteilung der Staatsgemäldesammlungen. „Der hauchzarte Schleier verbindet beide Figuren und verweist auf die doppelte Natur Christi.“
Anton Biebl, interimistischer Leiter der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, unterstreicht die strategische Dimension des Ankaufs: „Diese Partnerschaft wird es uns ermöglichen, eine Erwerbungsstrategie zu entwickeln, um so die weltberühmte Sammlung auf höchstem Niveau zu verdichten.“

Für das Gemälde wurde ein historischer Profilrahmen aus Nussbaumholz (Deutschland, um 1500–1550) erworben.
Für das Gemälde wurde ein historischer Profilrahmen aus Nussbaumholz (Deutschland, um 1500–1550) erworben.

Illustre Provenienz

Die Geschichte des Werks reicht über ein Jahrhundert zurück. Von Basler Privatbesitz gelangte es 1907 ins Fürstlich Hohenzollern’sche Museum in Sigmaringen, wurde 1928 vom jüdischen Sammler Robert von Hirsch erworben und konnte 1933 mit ihm in die Schweiz emigrieren. Nach Hirschs Tod wurde die Sammlung 1978 in London versteigert. 2012 gelangte das Werk in amerikanischen Besitz, von wo es nun nach München zurückkehrte.
Die neue Rahmung des Werkes erfolgte mit einem zeitgenössischen historischen Rahmen aus Nussbaumholz (um 1500–1550), finanziert durch die Pesl-Stiftung Bayern.


Bedeutung für die Sammlung Altdeutscher Malerei

Mit diesem Erwerb gewinnt die Alte Pinakothek nicht nur ein kunsthistorisch bedeutendes Werk hinzu, sondern setzt zugleich ein Zeichen für die Zukunft der Altdeutschen Malerei in Bayern.
„Ein kleinformatiges Andachtsbild Baldungs fehlte bisher in der Alten Pinakothek“, betont Gabriel Dette, Sammlungsleiter für Altdeutsche Malerei. „Das Werk fügt sich nahtlos in die bestehende Sammlung ein, als wäre es immer schon für diesen Ort bestimmt gewesen.“

 

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© Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Alte Pinakothek München
Foto: Sibylle Forster

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