Auf dem Hambacher Schloss findet das Gründungstreffen des „Hambach-Netzwerk“ statt. Der Zusammenschluss soll der Stärkung der Demokratie dienen. Staatsminister Wolfram Weimer besucht das Gründungstreffen der bundesweiten Initiative.
Das „Hambach-Netzwerk“, benannt nach dem Hambacher Schloss, auf dem 1832 das Hambacher Fest stattfand, plant zudem anlässlich des 200. Jahrestages des Hambacher Festes 2032 diverse feierliche Veranstaltungen. Auf diese Art und Weise soll Demokratiegeschichte in der Gesellschaft sichtbarer werden und im kollektiven Gedächtnis verankert werden.
Staatsminister Weimer erklärt dazu: „Demokratien werden vulnerabel, wenn ihre Stärken und Werte nicht verstanden, nicht gelebt, nicht gefühlt werden. Ganz offensichtlich brauchen wir mehr Sichtbarkeit und mehr Überzeugungskraft bei der Kommunikation demokratischer Werte. Immer mehr Menschen vergessen oder haben nie gewusst, unter welch ungeheuren Anstrengungen unsere Demokratie erkämpft wurde und mit welchen Werten sie uns beschenkt hat: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde.“ Er betont, dass die deutsche Demokratiegeschichte zu selten über positive Ereignisse, Personen oder Entwicklungen vermittelt wird. Zudem warnte er vor einem weltweiten Erstarken von autokratischen Regierungen und Strömungen. Er erklärt dazu: „Was momentan erodiert, ist die Identifikation mit unserer Staatsform, der Demokratie. Umso leichter fällt es rechten Populisten, das Vakuum zu füllen.
Die Demokratie wertschätzen
Das Hambacher Schloss, auf einem Hügel oberhalb von Neustadt an der Weinstraße gelegen, ist weit mehr als ein historisches Bauwerk. Ursprünglich im 11. Jahrhundert errichtet, wurde es im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Berühmt wurde es vor allem durch das Hambacher Fest von 1832, das auf seinen Terrassen stattfand. Heute gilt das Schloss als Symbol für Freiheit, Demokratie und nationale Einheit in Deutschland. Das Hambacher Schloss gilt – neben der Frankfurter Paulskirche – als einer der zentralen Erinnerungsorte der deutschen Demokratiebewegung. Die Stiftung Hambacher Schloss wird institutionell neben dem Land Rheinland-Pfalz und kommunalen Stiftern auch vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Perspektivisch plant der Bund eine Erhöhung seines finanziellen Engagements. Als Museum und Veranstaltungsort erinnert das Schloss an die mutigen Bürgerinnen und Bürger des Vormärz, die für Pressefreiheit, Bürgerrechte und ein vereintes Deutschland eintraten.
Immer wieder versuchen rechtsnationale Kräfte das Schloss für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Wolfram Weimer fordert daher, dass es an der Zeit wäre, diesen ikonischen Ort für die deutsche Demokratie wieder sichtbar zu machen. Weiterhin forderte er, dass man ihn „mit aller Kraft gegen rechte Vereinnahmung schützen“ müsse. Das „Hambacher Netzwerk“ stellt, so Weimer, die Weichen dafür und biete der Demokratie und ihrer Geschichte die passende Bühne, um ihr die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdiene.
Bundesweite Zusammenarbeit mit europäischer Beteiligung
Akteur:innen und Multiplikatoren aus den Bereichen Kultur, Bildung, Wissenschaft und Medien sind zum Gründungstreffen des „Hambach-Netzwerk“ eingeladen. Die Bundesstiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, das Haus der Geschichte in Bonn, Landes- und Bundeszentralen für politische Bildung sowie zahlreiche Verbände unterstützen die Initiative. Das Jubiläum 2032 wird dezentral begangen, um möglichst viel Teilnahme zu ermöglichen. Neben den deutschen Akteur:innen sind zudem auch Mitglieder des Europäischen Parlaments eingeladen. So soll gewährleistet werden, dass auch die europäische Perspektive in das Netzwerk einfließen kann.
Das Hambacher Fest: Einstehen für die Demokratie
Das Hambacher Fest, das vom 27. bis 30. Mai 1832 auf dem Hambacher Schloss in der heutigen Pfalz stattfand, zählt zu den bedeutsamsten Ereignissen der demokratischen Bewegung in Deutschland. Rund 20 000 bis 30 000 Menschen aus verschiedenen Regionen – darunter Studierende, Bürgerliche, Bauern und Handwerker – versammelten sich bei diesem „Fest“, das offiziell als Volks‑ und Weinfest deklariert war, in Wahrheit aber eine massive politische Demonstration für Freiheit, Einheit und Volkssouveränität war.
Die Teilnehmer forderten insbesondere Presse‑ und Versammlungsfreiheit, die Abschaffung fürstlicher Willkürherrschaft und ein geeintes Deutschland in demokratischer Form. Das Hambacher Fest gilt heute als Symbol der deutschen Freiheits‑ und Einheitsbewegung und markiert den Beginn einer neuen Ära politischer Öffentlichkeit im Vormärz.
