14.09.2021

Kunststück Museum

Gemälde von Carl Gustav Carus entdeckt

Alter Harfner
Alter Harfner

Im Bestand des Albertinums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden konnte mit Hilfe kunsttechnologischer Untersuchungen die Authentizität eines Werkes von Carl Gustav Carus bestätigt werden

Alter Harfner
Carl Gustav Carus, Alter Harfner, 1836 (Zwischenzustand der Restaurierung) Öl auf Leinwand, 21,5 x 27,5 cm, Albertinum. Foto: Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Carl Gustav Carus – „Alter Harfner“

Nach umfangreichen kunsttechnologischen Untersuchungen konnte ein bislang anonymes Gemälde aus dem Bestand des Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) jetzt zweifelsfrei dem Maler Carl Gustav Carus (1789 – 1869) zugeordnet werden. Bei Vorbereitungsarbeiten für die Ausstellung „Träume von Freiheit – Romantik in Russland und Deutschland“, die seit dem 22. April 2021 in der Staatlichen Tretjakow-Galerie Moskau zu sehen ist, geriet das Gemälde „Alter Harfner“ in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen.

Eine Diplomarbeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) setzte sich genauer mit dem Werk auseinander und untersuchte es gemeinsam mit einer Restauratorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Nach der Firnisabnahme entdeckten die Restaurator:innen die Signatur des Dresdner Romantikers Carus und das Entstehungsdatum des Gemäldes. Auch die nun wieder deutlich zu erkennende Malweise ließ die Wissenschaftler:innen nicht an der Authentizität zweifeln.

Das kleinformatige Gemälde entstand 1836 und zeigt eine Mondscheinlandschaft mit einem alten Mann, der versunken an seiner Harfe lehnt. Bei Carus, dessen Schaffen stark von seinem Künstlerfreund Caspar David Friedrich beeinflusst wurde, charakterisiere die Harfe den greisen Sänger Ossian, den der schottische Schriftsteller James Macpherson Ende des 18. Jahrhunderts als nordisches Gegenstück zu Homer erfand, erläutern die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Im Kunsthandel galt es lange als das Werk eines unbekannten Künstlers, doch Recherchen ergaben, dass die Kunsthistorikerin Marianne Prause das Gemälde noch 1968 im Werkverzeichnis über Carl Gustav Carus aufführte. Später zweifelten Expert*innen an der Authentizität des Werkes aufgrund des etwas ungelenken Stils in der Darstellung des alten Mannes. Da auch die Signatur auf dem nachgedunkelten und verstaubten Gemälde nicht mehr sichtbar war, wurde die Zuschreibung aufgehoben.

Hilke Wagner, Direktorin des Albertinum, freut sich über die sensationelle Entdeckung und den unverhofften Sammlungszuwachs: „Das Albertinum besitzt damit nun insgesamt 22 Gemälde des bedeutenden Dresdner Romantikers Carl Gustav Carus. Das Werk ist trotz seines Alters von bald 200 Jahren in einem guten Zustand. Dass es so lange unbeachtet blieb, hängt wohl auch mit einer bestimmten Vorstellung von Qualität in der Malerei zusammen, die oftmals die zeichnerische Genauigkeit und Virtuosität vor das individuelle Gefühl stellt. Carus hingegen fokussiert sich hier auf die Empfindung, mit dem der alte Mann in sich versunken und im Einklang mit der Natur an seiner Harfe lehnt. Wir freuen uns darauf, dieses besondere Stimmungsbild dem Publikum bald in unserer Dauerausstellung präsentieren zu können.“

Carl Gustav Carus’ Gemälde „Alter Harfner“ wird in der Ausstellung „Träume von Freiheit. Romantik in Russland und Deutschland“ im Dresdner Albertinum vom 2. Oktober bis 6. Februar 2022 gezeigt.

Zwei „Sensationsfunde“ in kurzer Zeit

Die Entdeckung des Carus-Gemäldes ist für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bereits der zweite „Sensationsfund“ in kurzer Zeit. Erst Anfang Februar wurde im Bestand der Porzellansammlung eine seltene chinesische Ru-Keramik entdeckt. RESTAURO berichtete hier.

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