07.12.2019

Museum

Gehoben aus dem Untergrund

die bei der archäologischen Grabung während der Sanierung der Kirche gemacht wurden. Foto: Dommuseum Frankfurt / Uwe Dettmar
die bei der archäologischen Grabung während der Sanierung der Kirche gemacht wurden. Foto: Dommuseum Frankfurt / Uwe Dettmar

Das Frankfurter Dommuseum zeigt in der Sonderausstellung „Schätze aus dem Schutt“ (bis 1. März 2020) restaurierte Funde aus der Kirche St. Leonhard

Fast wäre sie abgerissen worden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stand die Existenz von St. Leonhard auf dem Spiel, weil die Frankfurter just an der Stelle eine Börse bauen wollten. Inzwischen ist die Kirche 800 Jahre alt und nach unzähligen Umgestaltungen frisch restauriert. Die zehnjährige Innensanierung hat bei Grabungen im bis zu 2,20 Meter aufgeschüttetem Boden, der als Hochwasserschutz gedacht war, Unerwartetes auf die Oberfläche gelangen lassen. „Schätze aus dem Schutt“ (bis 1. März 2020) heißt deshalb die Sonderausstellung im Frankfurter Dommuseum, die den gefundenen Überresten, von Grabplatten über ein Buch aus der französischen Besatzungszeit über die Geschichte der Elektrizität  bis zu zerschlagenen Kunstwerken, eine Bühne bereitet – stehend, liegend oder hinter dem schützenden Glas einer Vitrine. Darunter auch die im Chor beigesetzte lebensgroße „Atzmann“-Figur, die den Geistlichen bei der Erledigung ihrer Aufgaben helfen sollte, Teile des imposanten Heiliggrabaltars und Tonscherben einer „Beweinungsgruppe“ aus dem 15. Jahrhundert.

Zwei Totenkronen gehören zu den selten geborgenen Objekten. Sie verweisen auf einen in der Barockzeit aufgegebenen Brauch. „Jungfräulich Verstorbene“, also Kinder, Ledige und Mönche, bekamen sie aufs Haupt gesetzt.Außerdem wurden noch Pilgermuscheln, Glasfensterscheiben oder Münzen sichtbar, in den Grabstellen auch jede Menge anthropologischer Funde.

Im Fokus der Schau steht die mittelalterliche Farbenwelt und die Herausforderungen bei deren Restaurierung, allen voran die Methoden der hinter den Kulissen wirkenden Denkmalpflege. Die Exponate werden deshalb teilweise in ihren Transportkisten ausgestellt, um auf die Scherben hinzuweisen, die in der Restaurationswerkstatt des Archäologischen Museums erst wie ein kompliziertes Puzzle zusammengesetzt und geklebt werden mussten.

Die farbigen Fassungen befanden sich nach der langen Lagerung im feuchten Erdreich in einem pudrigen Zustand, weswegen sie erst gereinigt und mit Hilfe einer Lupe konsolidiert werden mussten. Rund 1000 Arbeitsstunden dauerte etwa die Wiederherstellung der „Beweinungsgruppe“ aus 63 geborgenen Tonscherben. Ein Film dokumentiert in der Ausstellung die langwierige und kleinteilige Arbeit.

Die Restaurierungen wurden mit zahlreichen finanziellen Unterstützungen aus der Bürgerschaft Frankfurts und öffentlichen Institutionen  überhaupt ermöglicht: Die Beweinungsgruppe wurde mit Mitteln der Ernst von Siemens-Kunststiftung, des Landes Hessen – Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst – und des Bistums Limburg restauriert. Der Verein der „Freunde Frankfurts“ hat unter anderem die Restaurierung des Atzmanns eine Restaurierung des Heiliggrabaltars ermöglicht.

Im Katalog zur Ausstellung, herausgegeben von Bettina Schmitt und Verena Smit, stellen verschiedene Wissenschaftler die neuesten Erkenntnisse zur Geschichte der Kirche, ihrer Ausstattung und ihrer Erforschung dar.

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top