04.12.2019

Ausstellungen Museum

Für Van Gogh ist kein Aufwand zu groß

Frankfurt. Der Vorlauf zu dem Blockbuster
Frankfurt. Der Vorlauf zu dem Blockbuster

Neben dem Boom der Zollfreilager hat auch die steigende Zahl von Blockbuster-Ausstellungen das Aufkommen der auf Reisen geschickten Kunstwerke erhöht. Wie Museen mit dieser Entwicklung umgehen, weiß Katja Hilbig zu berichten. Sie ist beim Frankfurter Städel seit 2001 für den Ausstellungsdienst verantwortlich

Der grenzüberschreitende Kunsthandel und die globale Zunahme von Kunstmessen lassen die auf Kunst spezialisierte Transportbranche seit Jahren expandieren. Da vergisst man fast, dass es noch einen weiteren Player gibt, der ihrer Dienste bedarf. Zu den Museen, die immer wieder mit spektakulären Namen locken, gehört das Frankfurter Städel. Das hauseigene Highlight des Ausstellungsherbstes 2019 hat noch der frühere Direktor Max Hollein eingefädelt. 2016 wechselte er zum Metropolitan Museum of Art in New York. Der Vorlauf zum Blockbuster „Making van Gogh“, der ungewöhnlich viele Meisterwerke zusammenführt, war da schon längst im Gange und beanspruchte insgesamt fünf Jahre bis zur Eröffnung. Eine lange Zeit, die vor allem den Verhandlungen über Leihgaben geschuldet war, meint Katja Hilbig, Leiterin des Ausstellungsdienstes. Es bedarf oft hartnäckiger Überzeugungsarbeit, damit sich ein Museum von seinen kostbarsten Schätzen trennt. Und die leistet sie stets im Verborgenen.

Manchmal muss ein Bild erst für den Transport von Restauratoren fit gemacht werden, oder es gibt bereits einen anderen Interessenten. Für besonders wertvolle Objekte gelten nicht selten Auflagen: Ein Non-Stop-Flug etwa, danach mit Hochsicherheitstransporter direkte Fahrt ins Museum, eine auf Diebstahl spezialisierte Eskorte oder eine Transportbox höchster Qualität. Die so genannten „Klimaboxen“ stellen sicher, dass ein Bild während der Reise keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt wird. Sie sollen im Frachtraum auch möglichst parallel zur Flugrichtung aufgestellt werden, um Erschütterungen zu verhindern.

Nicht zu vergessen die Sicherheitsvorkehrungen, die nach 9/11 rigoroser eingehalten werden. Immerhin gibt es nicht nur für Logistiker bei der zurzeit enorm hohen Zahl der um den Globus kursierenden Kunst genügend Gelegenheiten, um Routine einzuüben. In Frankfurt kommen die Leihgaben diesmal aus Amsterdam, Chicago, Boston, New York, Washington, Prag und München. Zu den 50 Leihgaben von van Gogh gesellten sich noch 90 weitere Werke anderer Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner oder Max Beckmann dazu. Der Grund dafür ist das Thema der Ausstellung: die Kontextualisierung des Niederländers in seiner deutschen Rezeption.

„Das Argument für eine Ausleihe sind in erster Linie das überzeugende Ausstellungskonzept und die zuverlässigen Ausstellungsbedingungen, wie u. a. Licht, Klima, Sicherheit“ erklärt Hilbig. „Ein weiteres Argument kann auch sein, dass ein angefragtes Werk aus einer anderen Sammlung ebenfalls Teil der Ausstellung sein wird. Das erhöht manchmal die Chancen auf Ausleihe für ein bestimmtes, von den Kuratoren gewünschtes Werk. Am Ende ist es das Vertrauensverhältnis, das mit einem Leihgeber über mehrere Ausleihen hinwegentstanden ist und über Jahre gepflegt wird.“

Lesen Sie weiter in der RESTAURO 8/2019. Die Ausgabe erscheint Mitte Dezember 2019, www.restauro.de/shop.

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