14.04.2025

Ausstellungen

Fünf Freunde

Die Ausstellung "Fünf Freunde" im Museum Brandhorst widmet sich den Künstlern Merce Cunningham, John Cage, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Abbildung: Key Visual, Web-Version Design: Parat.cc
Die Ausstellung "Fünf Freunde" im Museum Brandhorst widmet sich den Künstlern Merce Cunningham, John Cage, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Abbildung: Key Visual, Web-Version Design: Parat.cc

Mit der Ausstellung „Fünf Freunde“ widmet sich das Museum Brandhorst in München vom 10. April bis 17. August 2025 einer der prägendsten künstlerischen Konstellationen der Nachkriegsmoderne. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Kölner Museum Ludwig, wo sie vom 3. Oktober 2025 bis zum 11. Januar 2026 zu sehen sein wird. Im Zentrum stehen die engen persönlichen und kreativen Beziehungen zwischen John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Die fünf Freunde haben die Grenzen zwischen Musik, Tanz, Malerei und Skulptur revolutionär neu definiert.


Ein Dialog zwischen Disziplinen

Sie lernten sich in den späten 1940er und frühen 1950er-Jahren kennen und zum Teil auch lieben: der Komponist John Cage, der Tänzer und Choreograf Merce Cunningham sowie die Maler und Bildhauer Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Gegenseitig haben sie sich inspiriert und ihre Kunst beeinflusst. Die Ausstellung „Fünf Freunde“ im Münchner Museum Brandhorst, die in Kooperation mit dem Ludwig Museum in Köln entstand beleuchtet zudem zum ersten Mal intensiv die Homosexualität der Künstler, die sie im Amerika der McCarthy-Ära nicht offen ausleben konnten. Der sich in den 1940er-Jahren zuspitzende Kalte Krieg wurde vermehrt auch auf ideologischer Ebene geführt. Joseph McCarthy, US-amerikanischer Senator sorgte für ein regelrechte Hetzjagd auf vermeintliche Kommunistinnen und Kommunisten sowie homosexuelle Menschen.
Die Zusammenarbeit der beiden Museen ermöglicht eine umfangreiche Schau: Das Museum Brandhorst besitzt die größte europäische Sammlung mit Werken Cy Twomblys während das Museum Ludwig europaweit die meisten Hauptwerke der Künstler Jasper Johns und Robert Rauschenberg beherbergt. Die rund 180 gezeigten Werke umfassen Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Skulpturen, Partituren, Videos sowie fotografische und dokumentarische Zeugnisse gemeinsamer Projekte. Kuratiert wurde die Schau von Achim Hochdörfer, Direktor des Museum Brandhorst und Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig mit Arthur Fink und Anna Huber.


Fünf Freunde, die die Kunst prägten

John Cage, Avantgarde-Komponist und Vordenker der aleatorischen Musik, beeinflusste mit seinen Ideen zur Stille, zum Zufall und zur Interdisziplinarität eine ganze Generation von Künstlern. Seine Zusammenarbeit mit dem Choreografen Merce Cunningham setzte Maßstäbe für eine neue Auffassung von Zeit und Raum in der Kunst. Gemeinsam entwickelten sie ein neuartiges Verhältnis zwischen Klang und Bewegung, das bis heute als Meilenstein der Performancekunst gilt.
Cy Twomblys Kunst verbindet gestische Malerei mit Schriftfragmenten und klassischen Anspielungen zu einem poetischen Ausdruck innerer Zustände und kultureller Erinnerung. Robert Rauschenberg durchbrach mit seinen „Combines“ die Grenze zwischen Malerei und Skulptur und integrierte Alltagsobjekte in den künstlerischen Diskurs. Jasper Johns revolutionierte die Bildsprache der Nachkriegsmoderne, indem er Symbole wie Flaggen, Zahlen und Zielscheiben als autonome Bildmotive etablierte und damit die Wahrnehmung von Realität und Zeichen hinterfragte.
Die Ausstellung beleuchtet den theoretischen Einfluss John Cages auf Rauschenberg und Twombly, die Bühnenbildarbeiten von Johns und Rauschenberg für die Merce Cunningham Dance Company sowie den interpiktoralen Dialogen zwischen Twombly, Rauschenberg und Johns. Im Zentrum steht die performative und kollaborative Dimension ihres Schaffens, die eine gemeinsame kulturelle Vision zum Ausdruck bringt: ein Gesellschaftsbild, das auf Nicht-Hierarchie, Multipolarität und der Absage an imperialistische Strukturen beruht.

Die Ausstellung beleuchte die Zusammenarbeit und Freundschaft der Künstler. Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München
Die Ausstellung beleuchte die Zusammenarbeit und Freundschaft der Künstler. Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München

Prägend für neue Kunstströmungen

Nicht allein ihre künstlerischen Überzeugungen verbanden die fünf Künstler – es waren ebenso außergewöhnliche Freundschaften, die sie miteinander verbanden. Diese Beziehungen zeichneten sich durch gemeinschaftliches Arbeiten, leidenschaftliche Diskussionen, tief empfundene Liebe und schmerzhafte Trennungen aus. Robert Rauschenberg brachte diese besonderen Beziehzungen auf den Punkt: „Wir alle haben mit vollem Einsatz gearbeitet, jedes intensive Gefühl geteilt, und ich glaube, wir haben Wunder vollbracht, allein für die Liebe.“ Getragen wurden sie von gemeinsamen Interessen: Alle fünf Künstler erprobten neue Ausdrucksformen und setzten sich mit ähnlichen Themen auseinander – mit Stille und Zufall, Technik und Fortschritt, Tradition und radikaler Erneuerung.
In den 1940er- und 1950er-Jahren lernten sie sich in wechselnden Konstellationen kennen und bildeten ein enges kreatives Netzwerk. Innerhalb dieses Kreises zirkulierten Ideen, Konzepte und künstlerische Impulse. Hier setzt die Ausstellung ein: Am legendären Black Mountain College entwickelten John Cage und Merce Cunningham ihr Konzept von Stille und Zufall im unmittelbaren Austausch mit den jüngeren Künstlern Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Nach einer ausgedehnten Reise durch Italien und Nordafrika fanden beide zu ihrer eigenen Bildsprache: Rauschenberg schuf seine „Combines“ – Werke zwischen Malerei und Skulptur, angereichert mit Zeichnungen und Fotografien –, während Twombly seine charakteristische, graffitiähnliche Linienführung entwickelte, die von kulturellen Anspielungen durchzogen ist.
1954 trat Jasper Johns dem Kreis bei. Mit seinen Flaggen- und Zielscheibenbildern etablierte er eine eigenständige Form der Bildauffassung. Die Arbeiten der Künstler waren stets auch vom politischen Geschehen geprägt. Gerade die Arbeiten der drei Maler verdeutlichen dies. In der Phase ihres internationalen Durchbruchs – in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren – wurden die fünf Künstler zu prägenden Figuren neuer Kunstströmungen: Happening, Fluxus, Pop Art und Minimal Art verdanken ihnen wesentliche Impulse.


Zeugnis der Liebe

Die fünf Freunde verband nicht nur Freundschaft, sondern auch Liebe. Merce Cunningham und John Cage lebten und arbeiteten mehr als 50 Jahre zusammen. Robert Rauschenberg hatte Beziehungen mit Cy Twombly und Jasper Johns. Die Ausstellung im Museum Brandhorst zeigt ein besonderes künstlerisches Zeugnis der Liebe Rauschenbergs und Twomblys. Das Werk ist eine Leihgabe des MoMa in New York und trägt den Titel „Bed“ und stammte aus dem Jahr 1955. Das senkrecht aufgestellte Bett besteht aus einer Bettdecke und einem Kissen, beides pastos mit Farbe bemalt. Es ist das Bett in dem Rauschenberg und Twombly gemeinsam lagen. Kurator Achim Hochdörfer erklärt dazu: „Wenn man sich das Kissen genau anschaut, sieht man, dass es in der Mitte geteilt ist: Der untere Teil ist von Rauschenberg bemalt und auf dem oberen, weißen Teil sind Kritzelspuren von Twombly erkennbar. Das heißt, die Präsenz beider Künstler ist auf dem Kissen.“


Umfassendes Rahmenprogramm

Die Ausstellung „Fünf Freunde“ wird von einem interdisziplinären Begleitprogramm flankiert. Neben klassischen Führungen stehen auch Konzerte, Lesungen und Tanzperformances auf dem Programm. In Kooperation mit der Merce Cunningham Trust und internationalen Musiker*innen werden ausgewählte Werke von Cage und Cunningham live aufgeführt – darunter das experimentelle „4’33““ sowie choreografische Fragmente aus dem Cunningham-Repertoire. Diese Veranstaltungen finden unter anderem im Rosensaal des Museums statt.

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