Die Auktion Fine Art am 16. Mai 2025 bei Van Ham spannt den Bogen von der niederländischen Malerei des „Goldenen Zeitalters“ über die lichtdurchfluteten Italienansichten des 19. Jahrhunderts bis zu den deutschen Impressionisten. Zahlreiche Gemälde überzeugen nicht nur durch ihre künstlerische Qualität, sondern auch durch ihre Provenienz und kunsthistorische Relevanz.
Ein zentrales Highlight ist Franz Roubauds eindrucksvolle Szene „Das Zeltlager der Kosaken“ (Taxe: € 100.000–150.000). Roubaud, berühmt für seine panoramatischen Schlachtenbilder und figurenreichen Kompositionen, inszeniert hier eine farbenprächtige Gruppe rastender Reiter vor einer weiten, bergigen Landschaft – vermutlich im Kaukasus. Seine Liebe zum Detail, die präzise Wiedergabe kaukasischer Pferde und das spannungsvolle Arrangement der Bildzonen machen dieses Werk zu einer Entdeckung. Das Gemälde ist von Olga Sugrobova-Roth für die Online-Ergänzung des Catalogue Raisonné aufgenommen worden.
Oswald Achenbach ist mit gleich zwei Italienansichten vertreten: Der „Blick auf das Castello Aragonese“ (Taxe: € 25.000–35.000) zeigt eine lebendige Szene am Strand von Ischia, während die „Große Prozession vom Kolosseum“ (Taxe: € 20.000–30.000) den Kontrast von religiöser Feierlichkeit und römischem Alltagsleben einfängt. Beide Gemälde belegen Achenbachs meisterhaftes Gespür für Atmosphäre und Komposition.
Emilie Preyer, eine der erfolgreichsten Stilllebenmalerinnen des 19. Jahrhunderts, ist mit einem fein ausgearbeiteten Obststillleben präsent (Taxe: € 20.000–25.000). Auf einem makellos gedeckten Tischtuch arrangiert sie Trauben, Pfirsiche, Aprikosen und eine kleine Fliege – ein Motiv, das in vielen ihrer Werke als Signatur fungiert.
Ein besonders seltenes Sujet zeigt Jan Adriaensz. van Staveren mit dem Porträt einer „Eidechse auf einem Felsvorsprung“ (Taxe: € 22.000–30.000). Die symbolische Bedeutung des Reptils – Wandel, Tod und Auferstehung – fügt der naturgetreuen Darstellung eine tiefere Ebene hinzu. Simon Luttichuys’ „Stillleben mit Weinglas, Goldpyx und Obst“ (Taxe: € 30.000–35.000) überzeugt durch die raffinierte Lichtführung und meisterhafte Darstellung glänzender Oberflächen.
Ein dramatisches Werk des Jan Lievens erweitert den Altmeisterbereich: „Susanna und die alten Männer“ (Taxe: € 40.000–60.000), lange Rembrandt selbst zugeschrieben, wurde von Werner Sumowski klar Lievens zugewiesen. Die fein abgestufte Lichtregie und die emotionale Intensität machen das Gemälde zu einem expressiven Beispiel für das Frühwerk des Rembrandt-Zeitgenossen.
Mit lyrischem Blick präsentiert Carl Spitzweg in „Auf der Alm“ (Taxe: € 25.000–35.000) zwei junge Frauen in oberbayerischer Tracht. Das stimmungsvolle Werk spiegelt Spitzwegs Verständnis für die intime Verbindung zwischen Mensch und Landschaft.
Der deutsche Impressionist Robert Sterl thematisiert in seinem Gemälde „Wolgaschiffer“ (Taxe: € 10.000–20.000) die Arbeitswelt in Russland. Die Figuren, eingebettet in eine fluide, atmosphärisch verdichtete Landschaft, verbinden sozialen Realismus mit impressionistischer Malweise – ein seltener Einblick in Sterls osteuropäische Reisebilder.