07.10.2020

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Entdeckung eines frühkeltischen Prunkgrabes

um die Situation um die Erhaltung des Fundmaterials zu erfassen. Foto: © Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
um die Situation um die Erhaltung des Fundmaterials zu erfassen. Foto: © Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

Ein neu entdecktes frühkeltisches Prunkgrab konnte nahe der Heuneburg bei Herbertingen im Block geborgen und zur Untersuchung ins Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg gebracht werden

Am 6. Oktober 2020 fand eine Blockbergung eines frühkeltischen Prunkgrabes nahe der Heuneburg bei Herbertingen statt. Die Heuneburg gilt als älteste Stadt nördlich der Alpen und ist eine der bedeutendsten prähistorischen Fundstätten Mitteleuropas. Seit 2019 untersucht das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart in der Donaueben unterhalb der Heuneburg im Gewann Bettelbühl einen frühkeltischen Großgrabhügel.

„Ich freue mich sehr, dass die Denkmalpflege mit ihrer erfolgreichen Forschungsarbeit seit Jahrzehnten spektakuläre Einblicke in die keltische Zeit in unserem Land ermöglicht“, erklärt Staatssekretärin Katrin Schütz. „Durch die langjährige und systematische Forschungsarbeit des Landesamtes für Denkmalpflege gehört die Heuneburg zu den am besten erforschten keltischen Fundstätten in Deutschland. Der neueste Fund – ein außergewöhnlich großes und aufwändig gestaltetes Holzkammergrab aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus – verspricht weitere spannende Erkenntnisse. Erste Fundstücke aus Gold und Bernstein lassen erahnen, dass in dem Grab eine bedeutende Persönlichkeit von der Heuneburg bestattet liegt.“

Eine fachgerechte Freilegung der Bestattung vor Ort konnte nicht durchgeführt werden, deshalb wurde der etwa 80 Tonnen schwere und circa acht mal sechs Meter große Block mit Hilfe von zwei Schwerlastkränen geborgen. Anschließend wurde er in die Labore des Landesamts für Denkmalpflege transportiert. Dort werden Archäologen, Restauratoren und Naturwissenschaftler die Grabkammer unter Leitung von Professor Dirk Krausse in den nächsten Jahren untersuchen. Zur Anwendung kommen modernste wissenschaftliche Methoden.

Die Untersuchungen des Grabes versprechen vielfältige neue Erkenntnisse zur Geschichte und Kultur der frühen Kelten des siebten bis fünften Jahrhunderts vor Christus. Eine Sondage-Grabung im Hügelbereich hatte ergeben, dass die Hölzer der Grabkammer und auch Grabbeigaben aus organischen Materialien teilweise noch erhalten sind. Doch durch die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre und vor dem Hintergrund der fortschreitenden klimatischen Veränderungen sind an den wertvollen Objekten bereits Schäden vorhanden und diese akut gefährdet.

Erste Funde wie Grabbeigaben aus Gold und Bernstein schüren die Hoffnungen, dass eine vollständige Untersuchung des Grabes neue Erkenntnisse zu zentralen, bisher ungeklärten Forschungsfragen liefern könnte. Bereits 2005 und 2010 wurden nur wenige Meter von der jetzigen Ausgrabungsstelle zwei Gräber einer keltischen Dame und eines circa dreijährigen Mädchens freigelegt. Beide Gräber waren mit reichen Beigaben ausgestattet, darunter Objekte aus Gold, Bernstein und Bronze. Eine dendrochronologische Datierung aus Eichen- und Tannenhölzer der Grabkammer ergab, dass die Dame, auch bekannt als „Fürstin von Bettelbühl“ im Winterhalbjahr 583/582 vor Christus bestattet worden war. „Wir wollen herausfinden, wer diese prunkvoll bestatteten Personen sind und in welcher Beziehung sie zueinander standen. Wir gehen davon aus, dass es sich um nahverwandte Mitglieder der politisch führenden Familien handelt, die um 600 vor Christus das Sagen auf der Heuneburg hatten“, so Projektleiter und Landesarchäologe Professor Krausse. Die Arbeiten werden im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes durchgeführt, das sich der archäologischen Erforschung des Umfeldes der Heuneburg widmet.

Dass das weltweite archäologische Erbe ständigen Bedrohungen vielfältiger Art, etwa durch Klimawandel, unterliegt, behandelt ein Talk im Rahmen der „denkmal“ 2020 in Leipzig. Ein Vorbericht dazu lesen Sie in der kommenden RESTAURO 7/20, die am 9. Oktober 2020 erscheint.

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