10.12.2021

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Entdeckung an Rembrandts „Nachtwache“

Amsterdam
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Eine sensationelle Entdeckung machte das Restauratoren-Team des Rijksmuseums in Amsterdam. Auf der grundierten Leinwand von Rembrandts „Nachtwache“, dem berühmtesten Gemälde der Sammlung,  wurde mithilfe von Computertechnologie eine bis dahin verborgene Skizze gefunden: Eine Skizze, die einen präzisen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Werks gewährt

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Endeckung an Rembrandts "Nachtwache": Rembrandt skizzierte einen Degen zwischen Frans Banninck Cocq und Willem van Ruytenburgh. Foto: Rijksmuseum, Amsterdam

Die Entdeckung an Rembrandts „Nachtwache“

Seit nunmehr zweieinhalb Jahren ist ein Forschungsteam von 30 Restaurator:innen damit beschäftigt, das weltberühmte Gemälde mithilfe bildgebender Verfahren und mittels Computertechnologie akribisch zu untersuchen. Dabei können die Museumsbesucher:innen ihnen über die Schulter gucken – die Arbeit findet in einer gläsernen Box statt. „Die Nachtwache“ gehört der Stadt Amsterdam und ist seit 1808 Teil der Sammlung des Rijksmuseums. Der Bürgermeister und Hauptmann der Bürgergarde von Amsterdam, Frans Banninck Cocq, hatte das 1662 fertiggestellte Gruppenbild mit Offizieren und Schützen in Auftrag gegeben.

„Die Entdeckung der Skizze stellt einen Durchbruch dar“, betont Taco Dibbits, Direktor des Rijksmuseums in Amsterdam. Schon lange hätten die Forscher vermutet, dass Rembrandt seine komplexe Komposition mit einer Skizze begann – direkt auf der braun grundierten Leinwand. Später nahm er nur kleinere Veränderungen vor.  So übermalte er zum Beispiel die ursprünglich vorgesehenen Federn des Helms des Milizionärs Claes van Cruijsbergen. Scans ergaben zudem, dass Rembrandt die Beinposition Rombout Kemps abänderte. Ursprünglich war auch eine größere Anzahl an Speeren im rechten oberen Teil des Werkes vorgesehen.

Rembrandt mit anderen Augen betrachten

„Jedes neue Detail gibt uns einen weiteren Einblick in Rembrandts Schaffensprozess, seine ursprüngliche Idee, seine Denkprozesse und seine Material- und künstlerischen Entscheidungen“, sagte Petria Noble, die Leiterin der Gemälderestaurierung. Sie freut sich über den noch ausgezeichneten Zustand des Lacks auf dem Gemälde. Doch auch nicht so erfreuliche Entdeckungen kamen bei den Untersuchungen zum Vorschein. So etwa eine Reihe von Wellen, die sich über das Bild hinweg entwickelten, nachdem es 2003 anlässlich einer früheren Renovierung verschoben wurde.

Es wird nun für drei Monate aus dem Rahmen genommen und begradigt. Vom Verfall gezeichnet ist ebenso die Darstellung des Hundes. Dessen Verfärbung hatte das Forscherteam darauf zurückgeführt, dass sich die Farbe zersetzte. Nun erfuhren sie stattdessen, dass die Abnutzung in diesem Teil des Gemäldes zu einer stärkeren Belichtung der neu entdeckten hellen Skizze geführt hat. „All diese Entdeckungen veranlassen uns, die Gemälde Rembrandts mit anderen Augen zu betrachte“, fügte Noble hinzu. „Wir wissen jetzt, wonach zu suchen ist.“

Lesetipp: „Operation Nachtwache“ lautet der Titel eines ambitionierten Projektes. Im Juli 2019 hat ein Restauratoren-Team damit begonnen, Rembrandts „Nachtwache“ zu erforschen und zu restaurieren. Das Kunstwerk, eines der Herzstücke des Amsterdamer Rijksmuseum, soll für die Zukunft gesichert werden. Lesen Sie mehr hier.

 

 

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