26.05.2017

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Eine längst vergessene Schlosskapelle

 

Im Rahmen ihrer Masterarbeit restaurierte die Kölner Studentin Sonja Fröhlich am Cologne Institute of Conservation Sciences (CICS) der TH Köln ein über 250 Jahre altes hölzernes Kapellenmodell. Jetzt kehrt es zurück ins Stadtmuseum Andernach.

 

Sonja Fröhlich bringt die im 3D-Drucker entstandenen Nachbildungen an; Foto: Daria Kuzak/TH Köln
Das Kapellenmodell vor der Restaurierung; Foto: Sonja Fröhlich/TH Köln
Das Kapellenmodell nach der Restaurierung vor Anbringung der Rekonstruktionen; Foto: Daniel Sanjuan/TH Köln
Reinigung der Glasscheiben; Foto: Sonja Fröhlich/TH Köln
Verleimung des Kuppeldaches; Foto: Sonja Fröhlich/TH Köln
Historische Fotografie des Kapellenmodells aus dem Buch "Clemens August von Köln. Ein rheinischer Mäzen und Weidmann des 18. Jahrhunderts" von Edmund Renard, erschienen 1927; Foto: Edmund Renard
Der Kupferstich der Kappelle von Charles Dupuis aus dem Jahr 1784; Foto: Stadtmuseum Andernach

Ein zeitgenössische Modell eines kurkölnischen Barockgebäudes

 

Im 18. Jahrhundert reisten die Kölner Erzbischöfe gern zur Kur ins Brohltal, nördlich von Andernach – so auch Clemens August von Bayern, der die dortige Schlossanlage um eine Kapelle erweitern ließ. Zwar existiert die Kapelle selbst schon seit geraumer Zeit nicht mehr, das einst von ihr angefertigte Modell blieb aber glücklicherweise bis heute erhalten. 2010 wurde es schwer beschädigt im Keller des Andernacher Stadtmuseums wiederentdeckt.

 

„Architekten des Barock fertigten häufig sogenannte Kontraktmodelle ihrer Entwürfe an, damit sich ihre Auftraggeber einen besseren Eindruck verschaffen konnten. Von diesen Modellen sind heute so gut wie keine mehr erhalten. Darum hat das vorliegende Modell der Schlosskapelle von Bad Tönisstein eine so große historische Bedeutung“, erläutert Prof. Hans Portsteffen vom CICS. Vermutlich sei es das einzige erhaltene zeitgenössische Modell eines kurkölnischen Barockgebäudes. Der historische Wert steige zudem dadurch, dass es die Kapelle selbst seit spätestens 1808 nicht mehr gibt.

 

Schädlingsbefall und Feuchtigkeit schädigten das Holzmodell

Als das hölzerne Modell der Schlosskapelle 2010 von Vanessa Krohn, Doktorandin der Universität Bonn, gefunden wurde, befand es sich in einem äußerst schlechten Zustand. Schädlingsbefall und Feuchtigkeit hatten die Substanz angegriffen und viele Kleinteile des sehr detailliert gestalteten Modells hatten sich gelöst. „Eine meiner schwierigsten Aufgaben war es, das zerbrochene Kuppeldach wieder herzurichten. Das Holz war hier sehr instabil und musste durch Kunstharz stabilisiert sowie neu verleimt werden“, erläutert Sonja Fröhlich. Viele der losen Teile konnten wieder befestigt werden, einige Stücke fehlten jedoch. „Die große Laterne auf dem Kuppeldach, der Glockenhalter, Dachgauben und Rundbogentüren haben wir nach einem historischen Foto rekonstruiert und dann mit einem 3D-Drucker ausgedruckt, so dass das Modell heute wieder vollständig ist.“

Mit der Ausstellung „Verschwundene Heimat – Wiederherstellung des einzig erhaltenen Architekturmodells der kurfürstlichen Schlosskapelle von Bad Tönisstein“ feiert das Stadtmuseum Andernach die Rückkehr des Kapellenmodells. Begleitend dazu referiert Sonja Fröhlich im Historischen Rathaus von Andernach über ihr Projekt:

27. Juni 2017, 18.30 Uhr; Sonja Fröhlich: „Die Restaurierung des Kapellenmodells aus Bad Tönisstein.“

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