28.08.2017

Museum

Ein fesselndes Kaiserinnen-Leben

nach 1759). Foto: Österreichische Galerie Belvedere (Dauerleihgabe des Bundesministerium für Bildung)

 

Passend zu unserem Maria-Theresia-Schwerpunkt in der RESTAURO 5/2017 – die Habsburg-Herrscherin feiert 2017 ihren 300. Geburtstag – hat Uta Baier in ihrem Sommerurlaub die neue Maria-Theresia-Biografie der Münsteraner Professorin und Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger für uns gelesen – und empfohlen.

Das restaurierte Gemälde der Maria Theresia als Königin von Ungarn (Ausschnitt) ist aktuell in der Schau „Maria Theresia und die Kunst“ im Wiener Belvedere zu bewundern (bis 5. November 2017). Es stammt aus der Werkstatt von Martin van Meytens d. J. (1695–1770, nach 1759). Foto: Österreichische Galerie Belvedere (Dauerleihgabe des Bundesministerium für Bildung)
Die Münsteraner Professorin Barbara Stollberg-Rilinger schrieb die neue Biografie über Maria Theresia

Das Prädikat der neuen Maria-Theresia-Biografie lautet „Meisterinnerwerk“

„Bahnbrechend“ sei ihr Buch, schreibt die Jury des Leipziger Buchpreises in ihrer Preisträger-Begründung. Der Stil sei „von dezenter Eleganz“, heißt es weiter über Barbara Stollberg-Rilingers Biografie „Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit“, der in diesem Jahr den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik verliehen wird. Nicht immer sind Juryentscheidungen komplett nachvollziehbar, doch diese Wahl überzeugt restlos. Denn die Maria Theresia-Biografie der Geschichtsprofessorin aus Münster ist nicht nur eine fakten- und quellengesättigte Beschreibung des Lebens der Habsburgerkaiserin, sondern ein mehr als 800-seitiger fesselnder Text (samt 200 Seiten Anhang), der ein Kaiserinnen-Leben und dessen Zeit erklärt, einordnet und Handlungen verständlich werden lässt. Vor allem die permanente Rückkopplung auf die zeitgenössische Erfahrungswelt und der Vergleich mit dem heutigen Erleben machen dieses Buch zu überaus lebendiger Geschichtsschreibung. Selbst da, wo es in vergleichbaren Biografie-Projekten allzu zahlengesättigt, allzu technisch wird – bei der Beschreibung von Kriegen beispielsweise – schafft es Barbara Stollberg-Rilinger, interessant und verständlich zu bleiben. Während natürlich kein Fakt der jahrelangen Erbfolgekriege fehlt, rücken die Auseinandersetzungen mit wechselnden Partnern und Gegnern aus dem Nebel der historischen Interpretation in eine heute sprachlich und emotional verständliche Nähe.

Das gelingt ebenfalls, wenn die Zwänge der Zeit, die Zwänge des Geschlechts und die der Herrscherinnen-Position beschrieben werden. Dabei bleibt kein Zweifel an der Sympathie der Biografin für „ihre“ Kaiserin. Dass Stollberg-Rilinger die Position der Betrachterin niemals verlässt, versteht sich zwar für eine Historikerin von selbst, ist aber, wie sie am Beispiel vieler Fehlinterpretationen und Bewertungen von Kollegen zeigt, nicht selbstverständlich. Die Buchpreis-Jury zögerte nicht, das Buch ein Meisterwerk, ein „Meisterinnenwerk“ zu nennen. Dem kann man sich nur anschließen.

Barbara Stollberg-Rilinger, Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit. Eine Biografie, C.H.BECK, 1083 Seiten, 34 Euro

 

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