29.06.2016

Kunststück

Umzug der Seidenstraße – eine Herausforderung

wo die Werke später gezeigt werden
wo die Werke später gezeigt werden

Umzug bei Nacht

 

Leere Ausstellungssäle können verheißungsvoll sein. Oder ziemlich traurig. Im Museum für Asiatische Kunst in Berlin-Dahlem ist eher letzteres der Fall, denn wie die Räume nach dem Umzug der Sammlungen ins Humboldt-Forum genutzt werden, ist bisher völlig unklar.

Die letzten Wandgemälde von der Seidenstraße wurden nun aus den Wänden, die das Hängesystem verdeckten, gesägt. Jetzt lagern sie erst einmal im ehemaligen Sonderausstellungssaal. Der ist nun ein Depot, der benachbarte Raum eine Werkstatt. Nur die Kuppel der buddhistischen „Höhle der ringtragenden Tauben“ aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. wird vorerst im Ausstellungssaal bleiben, da sie in einem Stück transportiert werden muss.

„Fest steht, dass wir die Fassade des Gebäudes öffnen müssen, um die Kuppel aus dem Museum transportieren zu können“, sagt Toralf Gabsch, Restaurator und Koordinator des Umzugs des Asiatischen Museums. Termin, Transportweg und Transportart stehen noch nicht genau fest. Allein die Tageszeit ist klar: Die riesige Kuppel wird durch das schlafende Berlin transportiert werden, um ein Verkehrschaos zu vermeiden.

Mit einer Zugsäge wird vorgearbeitet, um das Werk vorsichtig aus der Wand zu nehmen. Ein Staubsauger soll das Gemälde vor kleinen Partikeln schützen. Foto: © SPK / photothek.net / Thomas Imo
Die Museumseröffnung im Humboldt-Forum, wo die Werke später gezeigt werden, ist für Ende 2019 geplant. Foto: © SPK / photothek.net / Thomas Imo
Dr. Lilla Russell-Smith, Kuratorin für Zentralasiatische Kunst am Museum für Asiatische Kunst, mit einem Wandgemälde der nördlichen Seidenstraße (Gott und Musikantin, Nördliche Seidenstraße, Kizil Höhle 171, 7. Jh.). Foto: © SPK / photothek.net / Thomas Imo
Vorsichtig lösen die Restauratoren die Gemälde aus der Wand. Wandmalerei-Fragmente mit Uigurischen Stifterfiguren, Bezeklik Höhle 20, ab, 11. Jh. Foto: © SPK / photothek.net / Thomas Imo

Ausstellung mit Studiensammlungscharakter

Toralf Gabsch richtete zwischen 1997 und 2000 die Neupräsentation der Sammlungsstücke ein. Dass er sie so bald wieder abbauen muss, machte ihn anfangs schon traurig. „Doch jetzt freue ich mich auf die neue Ausstellung, in der wir viel, viel mehr zeigen können“, sagt Gabsch. Viel mehr bedeutet in absoluten Zahlen für den Sammlungsteil der indischen Kunst 3.000 Objekte im Vergleich zu 450 bisher gezeigten.

Auch bei Kuratorin Lilla Russell-Smith überwiegt die Freude auf die neuen Ausstellungsmöglichkeiten im Humboldt-Forum. Sie freut sich, mehr Objekte zeigen zu können. 50 Lehmköpfe von der Seidenstraße aus dem 5. bis 13. Jahrhundert konnten bisher überhaupt nicht gezeigt werden, allenfalls ein, zwei ausgewählte. Im Humboldt-Forum sollen sie alle in einer Vitrine vereint sein. „Wir planen Ausstellungsvitrinen mit sehr vielen Objekten. Diese haben dann Studiensammlungscharakter“, sagt Toralf Gabsch.

Umzug als Chance für Restaurierungen

Die neue Fülle hat ihren Preis. Von den 10.000 Objekten, die aus dem Museum für Asiatische Kunst umziehen, müssen etwa 10 Prozent restauriert werden, schätzt Gabsch und hat jährlich 300.000 bis 500.000 Euro für ihre Restaurierung eingeplant. Deshalb werden er und seine drei Restauratoren-Kolleginnen in den nächsten Monaten und Jahren mit bis zu 50 freien Kuratoren zusammenarbeiten. Die Kosten seien bisher nur grobe Schätzungen, denn was alles restauriert werden müsse, sei noch nicht klar.

Viele Objekte liegen seit 1920 unberührt im Depot, andere bekommen neue Hängevorrichtungen, wie die Wandgemälde der Seidenstraße, die in Zukunft vor der Ausstellungswand und nicht mehr bündig mit ihr präsentiert werden.

Die Restaurierung der Wandgemälde aus der buddhistischen „Höhle der sechzehn Schwertträger“ hat dagegen im extra eingerichteten Restaurierungssaal bereits begonnen. Sie werden im Humboldt-Forum dann erstmals gezeigt.

Die Museumseröffnung im Humboldt-Forum in Berlin ist für Ende 2019 geplant.

Einen zusammenfassenden Beitrag über den Umzug des Museums für Asiatische Kunst ins Humboldt-Forum lesen Sie in der Ausgabe 5/2016 ab 11. Juli. Das Heft kann über den Shop erworben werden. 

 

 

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top