12.03.2021

Beruf Museum Projekte

Die Restaurierung einer chinesischen Drachenrobe

Textilrestauratorin Carola Berriola während der Restaurierung der chinesischen Drachenrobe. Foto: © GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig/Karola Bauer

Textilrestauratorin Carola

In unserer neuen Serie „Corona-Förderlinie“ geben selbstständige, für öffentliche Museen tätige Restaurator*innen Einblicke in ihre Projekte, die durch die Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert werden. Textilrestauratorin Carola Berriola restauriert eine chinesische Drachenrobe für die Dauerausstellung „Asiatische Kunst. Impulse für Europa“ im Grassi Museum Angewandte Kunst in Leipzig

Textilrestauratorin Carola Berriola während der Restaurierung der chinesischen Drachenrobe. Foto: © GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig/Karola Bauer

Die Provenienz

Die Wellen eines universellen Ozeans treffen auf Berge, überall finden sich glückverheißende Symbole wie Fledermäuse, Swastikas oder Kalebassen: chinesische Drachenroben sind Träger versteckter Botschaften. Jedes Kleidungs- oder Schmuckstück, besonders in der Zeit der Qing-Dynastie (1644-1911), ist Ausdruck von Rang und Status. Das Grassi Museum für Angewandte Kunst verwahrt in seiner Sammlung eine Drachenrobe für einen kaiserlichen Prinzen. Drachenroben mit fünfklauigen Drachen (long) wie diese, waren der kaiserlichen Familie vorbehalten, während Drachen mit vier Klauen von Beamten und Adligen getragen wurden.

Auf der Robe sind neun Drachen dargestellt: drei auf der Vorder- und drei auf der Rückseite sowie zwei auf den Schultern und ein weiterer versteckt auf der Innenseite. Die Gestaltung dieses semi-formellen Gewandes (als Jifu bezeichnet) geht auf den Schnitt der mandschurischen Gewänder zurück: es ist vorn und hinten geschlitzt, um das Reiten zu vereinfachen. Auch die Form der Manschetten erinnert an Pferdehufen. Die Qing-Regierenden versuchten in den Gewändern, die eigene mandschurisch verwurzelte Identität mit der chinesischen Ikonographie und chinesischem Geschmack zu verbinden.

Kaiser Qianlong (reg. 1735-1795) festigte mit der Veröffentlichung eines Edikts im Jahr 1759 die Kleiderordnung für den kaiserlichen Hof, die bis zum Ende der Qing-Dynastie praktisch unverändert blieb. Zusammen mit der Form und den dargestellten Motiven, spielt besonders die Farbe des Gewands eine Rolle. Gelb war zum Beispiel die Farbe, die für offizielle Angelegenheiten dem Kaiser vorbehalten war. Der Kaiser und seine Familie nutzten aber auch weitere Farben, wenn rituell vorgeschrieben. Die Farbe Blau, wie bei dem hier beschriebenen Gewand, wurde zum Beispiel für Rituale im Himmelstempel sowie während der Winter-Sonnenwende, zum Frühlingsanfang und zum ersten Mond des Sommers verwendet.

Die chinesische Drachenrobe wurde dem Museum 1914 von Edith Mendelssohn Bartholdy, geborene Speyer (1882-1969) geschenkt. Frau Mendelssohn Bartholdy war eine engagierte Sozial- und Kulturpolitikerin und lebte von 1910 bis 1936 in Leipzig. Sie und ihr Mann, der Enkel des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, waren aktive Mitglieder der Gesellschaft der Freunde des Kunstgewerbemuseums und schenkten dem Museum einige wertvolle Stücke aus China und Japan. Die Robe wurde zwischen 1908 und 1909 während einer Weltreise durch China, Japan und Nordamerika erworben, die Frau Mendelssohn Bartholdy gemeinsam mit ihrem Mann und dem Maler Heinrich Hübner unternahm.

Zustand der chinesischen Drachenrobe

Die Drachenrobe ist insgesamt gut erhalten. Ärmel, Pferdehuf-Manschetten undeventuell der Stoff unter den Achseln wurden schon in China vor dem Kauf durch die Sammlerin ersetzt. Solche Ergänzungen kommen bei dieser Art der Gewänder häufig vor, da die Ärmel durch Nutzung schnell zu Schaden kommen. Während bei dem Stoff unter den Achseln die Ergänzung schwer vom Original zu unterscheiden ist, erkennt man die Ergänzungen an Ärmeln und Manschetten gut, da traditionell die Pferdehuf-Manschetten mit der gleichen Technik wie der Kragen gestaltet sind.

Lesen Sie weiter in der RESTAURO 2/2021.

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