08.06.2020

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Die Peking ist an die Stiftung Historische Museen Hamburg übergeben worden

Die Stiftung Hamburg Maritim hat Restaurierung des historischen Flying P-Liners abgeschlossen


Bis Anfang der 1930er-Jahre transportiert die Viermastbark Peking vor allem Salpeter aus Chile nach Hamburg. Die historische Postkarte zeigt sie in der Elbmündung. Foto: Stiftung Hamburg Maritim / Hans Hartz
Bis Anfang der 1930er-Jahre transportiert die Viermastbark Peking vor allem Salpeter aus Chile nach Hamburg. Die historische Postkarte zeigt sie in der Elbmündung. Foto: Stiftung Hamburg Maritim / Hans Hartz

In der Zeit der großen Segelschiffe waren Passagiere und Besatzung zahllosen lebensbedrohenden Gefahren ausgesetzt. Die Südamerikafahrten waren für die Seeleute bis ins 20. Jahrhundert hinein eine ganz besondere Herausforderung, da bei diesen auch bei extremen Wetterbedingungen Kap Horn umsegelt werden musste. Das war stets ein gefährliches Abenteuer. Auf diese Route waren die Flying P-Liner oder kurz P-Liner der Hamburger Reederei F. Laeisz spezialisiert. Sie erzielten fantastisch kurze Reisezeiten und waren für ihre Robustheit und Geschwindigkeit unabhängig vom Wetter berühmt. Lediglich Vier Flying P-Liner sind bis heute erhalten: Die Pommern und die Passat dienen als Museumsschiffe in Finnland bzw. Travemünde und die Padua ist heute als russisches Segelschulschiff „Krusenstern“ im Einsatz. Der vierte erhaltene ehemalige P-Liner, die Peking, wird nun das touristische Highlight im Hamburger Hafenmuseum werden.

Die Stiftung Hamburg Maritim hat die Restaurierung des Schiffes auf der Peters-Werft erfolgreich abgeschlossen. Bis 2016 zog die Peking noch als Museumsschiff in New York die Blicke auf sich. Die Viermastbark wurde 1911 in Hamburg bei Blohm+Voss gebaut. Alle Frachtsegler der Reederei, deren Schiffe alle ein „P“ als ersten Buchstaben im Namen tragen,  waren in der Salpeterfahrt eingesetzt. Ausgehend wurden Exportwaren für Chile geladen, zum Beispiel auch Steinway-Flügel für dort lebende Auswanderer-Familien, zurück segelten die Schiffe voll beladen mit Guano in Säcken, in Europa ein wichtiger Grundstoff für Dünger und Sprengstoff. Der Salpeterhandel sorgte auch in Südamerika bis zum Ersten Weltkrieg für einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Auf jeder Reise wurde zweimal Kap Hoorn umsegelt, die Peking allein brachte es auf 34 Kap-Hoorn-Umrundungen. 1932 machte sie ihre letzte Reise unter Segeln, wurde außer Dienst gestellt und zum stationären Internats-Schiff umgebaut. 1974 wurde das Schiff vom New Yorker South Street Seaport Museum erworben. Fortan diente die Peking als Museumsschiff und Touristenattraktion. Als das South Street Seaport Museum in den Jahren ab 2000 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, wurde sei für viel Geld zum Verkauf angeboten. Schon damals hatte die frisch gegründete Stiftung Hamburg Maritim Interesse an dem berühmten Viermaster gezeigt, wegen der erheblichen Restaurierungskosten jedoch wieder Abstand genommen von dem Projekt. Über Jahre fand sich kein Übernahmeinteressent, so dass das South Street Seaport Museum das Schiff am Ende sogar als Geschenk anbot. Nachdem der Bundestag 2015 das Geld für Überführung und Restaurierung bereitgestellt hat, konnte 2017 die Peking zurückgeholt werden. Das Schiff soll ab 2020 im Hafenmuseum Hamburg ausgestellt werden. In den letzten drei Jahren wurden auf der Peters Werft in Wewelsfleth Rumpf und Rigg des historischen Frachtseglers fachgerecht restauriert. Das Schiff mit seinen imposanten über 50 Meter hohen gelben Masten erstrahlt nun wieder in den Reedereifarben Schwarz (Rumpf über der Wasserlinie), Weiß (Wasserlinie) und Rot (Unterwasserschiff). Im August 2020 ist die Rückkehr der Peking in ihren Heimathafen Hamburg vorgesehen, wo sie zunächst im Hansahafen festmachen wird.

Möglich wurde die Rückholung und Restaurierung durch die Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien in Höhe von rund 38 Millionen Euro aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags aus dem November 2015. Besonders Hamburger Bundestagsabgeordnete hatten sich erfolgreich dafür eingesetzt. Die Stiftung Hamburg Maritim, die eine eigene Flotte historischer Schiffe betreibt, verfügt über große Erfahrung in der Restaurierung und hat auch dieses große Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss geführt. Die Peking wird als Zeugnis des transnationalen Seehandels weiter ertüchtigt und die Rekonstruktion der Inneneinrichtung vorangetrieben. Der Viermaster wird von einer Crew von vier Mitarbeitern betreut werden. Mit zusätzlicher Unterstützung von Ehrenamtlichen und den „Freunden der Viermastbark Peking e.V.“ wird sie die Wartung und Pflege fachgerecht sicherstellen.

Das Schiff wird mit der Eröffnung des Deutschen Hafenmuseums auf dem Grasbrook seinen festen Liegeplatz in Hamburgs neuem Stadtteil erhalten. Dort sollen mit ihr die vielfältigen Verflechtungen aus der Zeit des Salpeterhandels zwischen Deutschland und Chile mit ihren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verästelungen erzählt werden. Sie wird so ein wichtiger Ort für das Thema Globalisierung am Knotenpunkt Hafen. „Es ist beeindruckend, was für ein strahlend schönes Schiff die Stiftung Hamburg Maritim und die Peters Werft in den letzten drei Jahren wieder aus der Peking gemacht haben“ schwärmt Dr. Carsten Brosda, der Hamburger Senator für Kultur und Medien. Joachim Kaiser, Vorstandsmitglied der Stiftung, bekennt, dass er anfangs Vorbehalte gegen das Projekt hatte, „denn wir wussten sehr genau um den desolaten Zustand des Schiffes. Insbesondere ich habe immer wieder vor einer Übernahme gewarnt, weil sich hier ein Multi-Millionen-Risiko abzeichnete, auch wenn der Rumpf schon längst zu verschenken war. Die Fördermittelzusage und das in uns gesetzte Vertrauen haben uns dann motiviert, uns dieser großen Aufgabe zu stellen.“

Der Initiator der Rückholaktion, Johannes Kahrs, bekennt: „Ich habe mich bereits als 18-jähriger im Hafen von New York in die Peking verliebt. Als ich hörte, dass sie verschrottet werden soll, war ich zunächst tieftraurig. Doch dann kam mir die Idee, die Rückholung und Sanierung der Viermastbark mit der Errichtung eines Deutschen Hafenmuseums zu verknüpfen. Diese ließ sich im Haushaltsausschuss dankbarerweise durchsetzen. Jetzt nähert sich die Peking immer mehr ihrer Vollendung und ich bin nicht nur immer noch verliebt, sondern auch stolz wie Bolle, dass wir das Schiff retten konnten.“ Mark Dethlefs, Geschäftsführer der Peters Werft, ergänzt: „Ein jeder Refit- oder Reparatur-Auftrag der Peters Werft hat spezielle Herausforderungen, die wir in Zusammenarbeit mit unserem Kunden lösen müssen. Als die Viermastbark Peking im Sommer 2017 von New York nach Wewelsfleth gebracht wurde, war sie in einem wirklich maroden Zustand. Der besondere Anspruch dieses Auftrags wurde offensichtlich. Im Laufe der aufwendigen Sanierung der PEKING, in der einmal nicht die Fahrtüchtigkeit, sondern die Nutzung zu einem reinen Museumsschiff die Aufgabe war, wurde jedoch nach und nach die Schönheit dieses historischen Frachtenseglers deutlich.“ Anders als viele andere, ebenfalls sehenswerte Museumsschiffe, die zu ihrem Unterhalt mit Gastronomie oder Hotelbetrieb an Bord beitragen müssen, wurde die Peking wieder in ihren Originalzustand versetzt. So ist Hamburg um eine Attraktion reicher und die Besucher der Stadt können Seefahrt und Hafenumschlag der Zeit nach 1900 bald sehr anschaulich nachvollziehen.

Weitere Informationen zur PEKING: www.stiftung-hamburg-maritim.de/schiffe/peking.html

Weitere Informationen zum Deutschen Hafenmuseum: www.shmh.de/de/deutsches-hafenmuseum#peking

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